Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
Vom Netzwerk:
nachhing, antwortete nicht. Sarah wurde noch neugieriger und erhob die Stimme, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. "James, wer ist dieser Mann?"
    Mühsam riss er seine Gedanken von dem los, was ihn so beschäftigte. "Wir dienten einst zusammen auf demselben Schiff."
    Das half Sarah nicht gerade weiter, aber das Klappern des schaukelnden Bootsmannssitzes gegen den Schiffsrumpf machte jede weitere Frage unmöglich. James packte die Seile, die den hölzernen Sitz trugen, und hielt sie für sie fest.
    "Geh an Bord."
    Sarah klammerte sich an den Seilen fest, während sie hochgezogen wurde. Ein Seemann mit einem blutigen Verband um den rechten Armstumpf half ihr über die zerbrochene Reling auf Deck. Während sie auf James wartete, der am Fallreep hinaufkletterte, ertrug sie die neugierigen Blicke der Männer, die die Planken von den Spuren der Beschädigungen befreiten.
    Der verletzte junge Offiziersanwärter grüßte respektvoll. "Lieutenant Fortengay ließ uns ausrichten, dass Sie direkt zum Kapitän gebracht werden sollen. Bitte kommen Sie mit mir, Sir."
    Sarah und James folgten ihm, wobei sie über zerbrochenes Holz und verhedderte Taue stiegen.
    "Er ist in einer üblen Verfassung", warnte der junge Mann sie, als er an die Tür klopfte. Auf die leise, schwache Aufforderung zum Eintreten hin, hob er den Riegel, schob die Tür auf und zog sich dann auffallend rasch zurück.
    Sarah holte tief Luft und verstand dann, warum der junge Mann es so eilig hatte. Aus der Kabine drang der widerwärtigste Geruch, dem sie jemals ausgesetzt gewesen war. Stöhnend presste sie die Hand vor den Mund und wich zurück.
    James umfasste ihren Ellbogen. "Atme kurz und flach."
    "Ich … kann überhaupt … nicht atmen."
    Ohne auf ihren halb erstickten Protest zu achten, zog er sie mit sich in die holzgetäfelte Kabine. Obwohl das Fenster geöffnet war, um frische Luft hereinzulassen, war der Gestank überwältigend. Tränen traten Sarah in die Augen, und Übelkeit stieg in ihr auf. Sie würgte hinter der vorgehaltenen Hand.
    Bei ihrem Eintritt erhob sich ein weißhaariger Seemann, der in einem Stuhl gesessen hatte. James warf ihm einen raschen Blick zu.
    "Sind Sie der Schiffsapotheker?"
    Der andere schüttelte müde den Kopf. "Nein, Sir. Der ist gestern Abend gestorben. Mein Name ist Thomas Berryman. Ich habe dem Apotheker des Öfteren assistiert."
    James blickte zur Koje. "Und der Kapitän? Wie geht es ihm?"
    "Er wird sterben, Sir, er will es nur noch nicht zugeben."
    "Ist er bei Bewusstsein?"
    "Ja", erklang eine raue Stimme hinter dem Bettvorhang. "Das … bin ich. Kommen Sie, Kerrick."
    Als James auf die Koje zuging, stemmte Sarah sich gegen ihn. Sie fürchtete das, was sie da hinter dem Vorhang sehen würde. Doch er zerrte sie gnadenlos mit sich.
    Die Kabine des Kapitäns war bescheiden möbliert. Es standen ein Schreibtisch darin, ein Waschtisch mit Porzellangeschirr und eine große Kiste. Der üble Geruch, der von der Gestalt auf dem Bett ausging, als James den Vorhang beiseite zog, verstärkte sich noch.
    Trotz ihres Unwohlseins floss Sarah das Herz über vor Mitleid mit dem Mann, der leidend im Gestank seines eigenen verfaulenden Fleisches liegen musste. Sie verspürte den Wunsch, alles zu tun, um sein Elend zu lindern. Daher löste sie sich aus James' Griff, ging zu dem Waschtisch und wrang das Tuch in der Schüssel aus. Sie überwand ihren Ekel und zwang sich, zu dem Kapitän zu gehen und ihm das Tuch auf die Stirn zu legen.
    Mühsam öffnete der Sterbende die Lider. Blasse, verschleierte graue Augen sahen zu ihr auf. Er musste einst ein gut aussehender Mann gewesen sein, doch Pockennarben hatten seine eingefallenen Wangen gezeichnet. In seinem Mund sah sie verfaulte Zahnstümpfe. Es dauerte einen Augenblick, bis er sie erkennen konnte, dann verzog er den Mund zu einem verächtlichen Grinsen.
    "Sieht Kerrick … ähnlich, schiffbrüchig zu werden … zusammen … mit einer Hure."
    Sarah zuckte zurück. James brüllte dem Assistenten des Apothekers einen Befehl zu. "Warten Sie draußen auf uns!"
    Der Kapitän sah ihn an. "Sie geben … keine Befehle … auf meinem Schiff, Kerrick."
    "Hinaus!"
    Der Matrose musste sich entscheiden zwischen dem sterbenden Kapitän und dem breitschultrigen Mann, der gesund und kräftig vor ihm stand, und er entschied sich hinauszugehen. Die Tür hatte sich kaum hinter ihm geschlossen, als James Sarah beiseite schob und auf den Todkranken hinabblickte. In seiner Miene war keine Spur von Mitleid zu

Weitere Kostenlose Bücher