Historical Exklusiv Band 36
So unbesonnen war sie nicht. Ein Schauer überlief sie allein bei dem Gedanken, ein uneheliches Kind zu bekommen.
Außerdem war es gegen ihre Überzeugung, einen anderen Menschen auf solche Art zu benutzen, nur um ihre Neugier zu befriedigen. Genauso wenig würde sie es jemals zulassen, dafür benutzt zu werden. Hatte sie sich etwa gerade dabei ertappt, im Zusammenhang mit dieser lieblosen Vernunftehe an zärtliche Gefühle zu denken?
„Mylord, ich bin mir der Ehre Ihres Antrages wohl bewusst. Aber lassen Sie uns bitte offen reden. Ich kann mir nicht recht vorstellen, was Sie als Gegenleistung von mir verlangen.“
Er schwieg so lange, dass Catherine sich schon fragte, ob er überhaupt noch etwas sagen würde. Schließlich antwortete er:
„Ich begehre Sie.“
„Oh.“
Damit war die Frage geklärt.
„Haben Sie etwa angenommen, dass ich nicht das Bett mit Ihnen teilen will?“
Catherine verwünschte ihre Aufregung, die ihr schon wieder die Röte ins Gesicht trieb, aber sie hielt sich tapfer. „Ich war mir nicht sicher … Es ist sehr schwierig … Nun, es spielt keine Rolle. Jetzt verstehe ich endlich, worum es bei dem Geschäft geht.“
Und wollte sie sich wirklich auf dieses Geschäft einlassen? Sein Reichtum gegen ihren Körper? Ihr gefiel nicht, wie sich das anhörte! Dabei war es die einzige Grundlage so mancher Ehen. Und Catherine war Realistin. In ihrer Lage würde sie nicht umhin können, früher oder später irgendjemanden zu heiraten. Wenn sie an das Gute dachte, das eine Ehe mit Lord Caldbeck ihr zu tun erlaubte … Würde er sich an seinen Teil des Geschäftes halten? Sicher konnte sie sich nicht sein, dennoch deutete sein ganzes Verhalten darauf hin, dass er es ernst meinte. Und sie musste zugeben, eigentlich keinen Unwillen zu verspüren, ihren Teil des Vertrages zu erfüllen.
Außerdem wusste sie nicht, was sie sonst tun sollte.
„Nun gut, Mylord. Ich fürchte zwar, dass wir einen Fehler machen, aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich nehme Ihren Antrag an.“
2. KAPITEL
M it seiner Antwort ließ sich Lord Caldbeck so viel Zeit, dass Catherine schon fürchtete, er hätte es sich anders überlegt. Schließlich entgegnete er: „Ich bin so glücklich.“Catherine hätte fast ungläubig den Kopf geschüttelt. Wenn Seine Lordschaft tatsächlich unter der Ungewissheit gelitten hatte, so war ihm davon jedenfalls nicht das Geringste anzumerken gewesen.
„Wann soll die Trauung vollzogen werden? Ich … ich werde vielleicht nicht mehr lange hier bleiben können.“ Sie deutete zur Tür, durch die das Gepolter von Kisten und Schrankkoffern zu ihnen hereindrang.
„So schnell wie möglich. Ich habe bereits eine Sondergenehmigung eingeholt. Vielleicht müssen Sie noch einige Einkäufe machen. Besitzen Sie ein weißes Kleid?“
Catherine sah ihn verständnislos an. „Ein weißes Kleid?“
„Für die Hochzeit. Ich möchte meine Braut gern in Weiß sehen.“ Er hielt inne und fragte in gleichgültigem Ton: „Ich gehe davon aus, dass das angemessen ist?“
Catherines Wangen glühten. „Natürlich ist es angemessen. Wollen Sie etwa andeuten, dass …?“
Beschwichtigend hob Caldbeck die Hand. „Genau wie Sie halte ich es für notwendig, mich klar und deutlich auszudrücken. Ich glaube, in dieser Hinsicht haben wir etwas gemeinsam. Und nun zurück zu meiner Frage: Haben Sie ein solches Kleid?“
„Ja.“ Catherine hasste sich dafür, dass sie nur noch stammeln konnte. Wie schaffte es dieser Mann, sie so mühelos aus der Fassung zu bringen? Und das, ohne auch nur die Stimme zu heben? „Ja, ich besitze ein weißes Gewand, das sich gut eignen würde. Ich habe es kaum getragen. Wann …?“
„Heute Nachmittag. Um sechzehn Uhr. In der Kirche sind bereits alle Vorkehrungen getroffen. Wenn es jemanden gibt, dessen Anwesenheit Sie wünschen, so geben Sie mir bitte jetzt die Namen, damit mein Sekretär die Einladungen übermitteln kann. Ich habe mir bereits erlaubt, einige Persönlichkeiten, von denen ich weiß, dass sie Ihre Freunde sind, zu dem Hochzeitsessen in meinem Londoner Stadthaus zu bitten.“
„So überstürzt!“ Zornig stemmte Catherine die Hände in die Hüften. „Habe ich Sie richtig verstanden? Sie haben also bereits meine Freunde zum Hochzeitsessen eingeladen? Wie konnten Sie denn so sicher sein, dass ich Ihrem Handel zustimmen würde?“
Caldbeck hob Catherines Kinn mit einem Finger leicht an und betrachtete eingehend ihr Gesicht. „Sie hatten kaum eine andere
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