Historical Exklusiv Band 36
Sie hob den Kopf, straffte die Schultern und sah ihn hochmütig an. „Also, Mylord? Was ist denn so dringend, dass Sie es unverzüglich zu besprechen wünschen?“
„Die Modalitäten unserer Ehe.“
„Ich habe den Eindruck gewonnen, dass alles bereits zwischen meinem Onkel und Ihnen geregelt ist“, erwiderte Catherine und fügte mit schneidender Stimme hinzu, „oder um mich klarer auszudrücken, dass der Kaufvertrag bereits abgeschlossen ist.“
Caldbeck zog kaum merklich die Brauen hoch. „Ich bedaure zu hören, dass Sie die Vereinbarung in diesem Licht sehen.“
Schweigend beobachtete er, wie Catherine an ihm vorbei zum anderen Ende des Zimmers ging und dann wieder zurückkam, wobei allmählich ihre Wut die Oberhand über ihre Angst gewann.
„Wie sonst sollte ich es denn sehen? Es ist mir unvorstellbar, wie mein Onkel auf die Idee gekommen ist, mich zu einer Ehe mit Ihnen zwingen zu wollen. Ich fürchte, Sie haben Ihr Geld umsonst ausgegeben, Mylord.“
„Ach wirklich?“ Nach Caldbecks Gesichtsausdruck zu urteilen, handelte es sich lediglich um eine höfliche Nachfrage.
Catherine war sich sicher, dass sie es in einem Rededuell mit jedem Mann aufnehmen konnte, aber Caldbecks eisige Reserviertheit wirkte doch ein wenig einschüchternd auf sie. Er reagierte überhaupt nicht auf den Fehdehandschuh, den sie ihm mit ihrer bissigen Bemerkung hingeworfen hatte.
Sie räusperte sich und erklärte: „Es ist doch wohl offensichtlich, Mylord, dass ich Sie nicht heiraten kann. Ich kenne Sie kaum, dennoch dürfte es Ihnen nicht entgangen sein, dass wir völlig gegensätzlich sind.“
Caldbeck nickte zustimmend.
„Sie sind sich also darüber im Klaren?“
„Selbstverständlich.“
„Dennoch ist es unsinnig … wir würden uns spätestens nach einem Jahr gegenseitig in den Wahnsinn getrieben haben!“
„Ich bin der Meinung, dass unsere Ehe gewiss nicht so unangenehm werden dürfte.“
Er war so ruhig wie zuvor, und Catherine studierte seinen Gesichtsausdruck erneut, um irgendeinen Hinweis auf seine Gefühle darin zu finden. Nachdem sich ihr Bemühen als vergeblich erwies, stöhnte sie voller Verzweiflung. „Mylord, es ist die größte Verrücktheit, die ich mir vorstellen kann. Wir passen einfach nicht zusammen.“
„Ganz im Gegenteil, Miss Maury, ich bin der festen Überzeugung, dass wir ganz ausgezeichnet miteinander auskommen werden.“
„Das kann nicht Ihr Ernst sein. Wie sollen zwei so unterschiedliche Menschen denn zusammenleben?“
„Sehr glücklich. Jeder von uns besitzt genau das, was dem anderen fehlt.“
Damit war es ihm gelungen, Catherines Neugier zu wecken. „Was, in aller Welt, könnte das sein?“
„Ich denke, Sie werden mir nicht widersprechen, wenn ich feststelle, dass Sie zurzeit dringend finanzielle Unterstützung benötigen. Ihr Onkel …“, es gelang Caldbeck auf unnachahmliche Weise, dem Wort einen verächtlichen Klang zu geben, „… hat Sie in eine äußerst schwierige Lage gebracht. Sie brauchen Geld. Ich besitze ausreichende Mittel.“
Catherine spürte, wie sie wieder errötete. „Ich würde mich eigentlich nicht als geldgierig bezeichnen.“
„Nein, so schätze ich Sie auch nicht ein – der Ausdruck, den ich verwenden würde, ist verzweifelt .“ Er wartete geduldig auf eine Antwort.
Catherine wurde von widerstrebenden Gefühlen hin- und hergerissen. Natürlich hatte er recht, ihre Lage war verzweifelt. Dennoch scheute sie davor zurück, sich zu etwas zwingen zu lassen, am allerwenigsten zu einer Heirat mit einem Mann, den sie kaum kannte und nie verstehen würde. Genauso wenig, wie er sie verstehen würde. Also zog sie es vor, wütend zu werden, ein viel stärkeres und weit angenehmeres Gefühl als Verzweiflung.
„Sie sind also entschlossen, meine Notlage auszunutzen!“
Caldbecks Gesichtsausdruck blieb unverändert. „Ich schlage lediglich eine für beide Seiten vorteilhafte Regelung vor.“
„Und was versprechen Sie sich davon?“
„Ihre Schönheit, Ihre Energie, Ihre Eleganz. Wenn ich Sie ansehe … wird mir warm ums Herz.“ Selbst als er diese Worte aussprach, blieb seine Miene ausdruckslos, seine Stimme klang nüchtern und sachlich. „Außerdem hege ich Bewunderung für Ihre Fähigkeit, sich der Not derjenigen zu erbarmen, denen weniger Glück als Ihnen selbst beschieden ist. Das ist in der heutigen Zeit äußerst selten. Ich brauche jemanden, der mir hilft, meine gesellschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen.“
Catherine war es
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