Historical Exklusiv Band 36
Gesicht mit den feinen Zügen. Er griff in ihre Locken und zog ihren Kopf noch dichter an sich.
Wenn seine Augen auch einen kalten Ausdruck hatten, so waren seine Lippen dafür umso wärmer. Und seine Zunge ebenfalls. Er berührte damit leicht ihren Mund, wie um sie zu bitten, ihn zu öffnen. Sie zögerte nur einen Augenblick, ehe sie es tat. Sie rang nach Luft, doch schon glitt seine Zunge tiefer hinein und begann, das Innere ihres Mundes zu erforschen. In Catherine wurden Gefühle wach, die sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Gerade in diesem Moment fuhr die Kutsche durch ein besonders tiefes Schlagloch, und ihr Kopf wurde nach hinten geschleudert. Verstört schaute sie zu ihm auf und sah, wie er sie anblickte. Sie meinte, ein Seufzen zu hören.
„Versuchen Sie zu schlafen, Catherine. Ich glaube, wir schaffen es, heute Abend Wulfdale zu erreichen.“
Und genau so war es. Sanft gegen seine breite Brust gelehnt, erblickte sie sehr viel später das Anwesen.
Es war in der Tat spät am Abend, als die Kutsche endlich bessere Straßen erreichte und sich durch sanft ansteigendes Hügelland fahrend dem emporragenden, mit grauem Naturstein verkleideten Herrenhaus von Wulfdale näherte. Als das ratternde Geräusch der Kutsche auf der Auffahrt zu hören war, erwachte das Haus zum Leben.
Grau livrierte Lakaien liefen die Vordertreppe hinunter, und Reitknechte eilten aus den Stallungen herbei. Catherine zitterte vor Müdigkeit und Kälte, als Caldbeck sie aus der Kutsche hob und sie die kühle Nachtluft spürte.
Würdevoll schritt ihnen ein stattlicher grauhaariger Mann entgegen und verneigte sich.
„Mylord, willkommen zu Hause. Mylady.“
Der abschätzende Blick des Butlers ruhte nur einen Augenblick auf ihr, ehe er sich abermals verbeugte.
„Es ist mir ein Vergnügen, Sie auf Wulfdale willkommen heißen zu dürfen.“
Ehe Catherine antworten konnte, war bereits eine rundliche Frau die Treppe heruntergeeilt und knickste.
„Willkommen, herzlich willkommen, Mylord. Wir haben damit gerechnet, dass Sie heute Abend eintreffen werden. Endlich haben Sie uns Ihre Braut mitgebracht! Bitte treten Sie ein, Mylady.“
Die Haushälterin reichte ihr die Hand zur Begrüßung.
„Sie müssen todmüde sein.“
Caldbeck nickte dem Paar zu.
„Lady Caldbeck, wenn Sie gestatten, möchte ich Ihnen Hawes und seine Frau vorstellen. Ich bin sicher, dass Mrs Hawes sich sofort um Sie kümmern wird. Ich habe noch einiges mit Hawes zu besprechen, aber morgen werde ich Ihnen Ihr neues Heim zeigen.“
„So ist es recht, Mylord.“ Mrs Hawes führte Catherine die Treppe hinauf. „Wir sind so glücklich, dass Sie wohlbehalten angekommen sind, Mylady.“
Die Haushälterin geleitete sie in eine beeindruckende Halle von stattlichen Ausmaßen und über zwei geschwungene Treppen nach oben in die zweite Etage. Sie durchquerten einen eleganten Salon und befanden sich gleich darauf in einem großen Schlafzimmer, das feminin eingerichtet und in zarten Grüntönen gehalten war. Eingerahmt von einer Reihe zierlicher Porzellanfiguren, thronte eine Uhr auf dem Kaminsims.
Catherine konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich auf das Bett im hinteren Teil sinken lassen sollte oder auf das weiche Sofa, welches einladend neben dem knisternden Kaminfeuer stand.
Zum Sofa war es nicht so weit.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mylady, ich selbst werde Ihnen heute Abend behilflich sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihre Zofe genauso erschöpft ist wie Sie. Sie wird auch schon in ihrem Zimmer sein.“
Catherine fühlte sich beschämt. Sie hatte kaum einen Gedanken an die arme Sally verschwendet. Das Mädchen musste in der Tat ebenso müde sein wie sie.
„Gut, da ist ja schon Betty mit einer kleinen Erfrischung. Hier ist etwas Käse und ein Glas Punsch. Mir war klar, dass sie völlig durchgefroren sein würden. Kommen Sie, ich helfe Ihnen, Ihren Mantel abzulegen. Aber … trinken Sie doch erst einmal einen Schluck Punsch. Ich kümmere mich inzwischen darum, dass Ihr Gepäck nach oben gebracht wird.“
Geschäftig eilte Mrs Hawes aus dem Zimmer, und Catherine nippte dankbar an dem heißen Getränk, war jedoch zu müde, um mehr als einen Bissen von dem Käse zu essen. Dafür ließ sie sich den Punsch schmecken, denn er war süß, stark und wärmend. Sie war schon fast eingeschlummert, als die Haushälterin mit den Lakaien, die ihr Gepäck trugen, zurückkehrte.
Sobald Mrs Hawes die Männer aus dem Zimmer gescheucht hatte, machte sie sich daran,
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