Historical Exklusiv Band 36
scheint sich etwas zusammenzubrauen. Regen könnten wir gut gebrauchen. In letzter Zeit war es viel zu trocken.“
Catherine seufzte. „Sicher ist der Regen gut für die Felder, aber es wäre schade, wenn das schöne Herbstwetter schon zu Ende ginge.“
„Es ist noch nicht endgültig vorbei, und es dauert nicht lange, dann haben wir das herrlichste Winterwetter.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie enger an sich. „In einem Monat oder vielleicht etwas später fällt der erste Schnee. Dann sind die Dales wirklich ein überwältigender Anblick.“
Catherine schmiegte sich dichter an seinen wärmenden Körper.
„Das kann ich mir gut vorstellen. Ich liebe Schnee.“
„Du scheinst an vielen Dingen deine Freude zu haben.“ Charles sah sie fragend an.
„Das stimmt! Es gibt so viel Schönes. Wirklich, es wäre eine Schande, sich nicht darüber zu freuen.“
„In der Tat.“
Sie folgten dem Weg, der sich durch den Rosengarten schlängelte, nahmen die Abzweigung zum Landschaftsgarten und wanderten weiter in den Wald. Das Laub, das am Tag so herrlich farbenfroh geleuchtet hatte, sah im Mondlicht silbrig aus. Der Wind riss es von den Zweigen und wirbelte es durch die Luft. Die kahlen Äste zeichneten sich deutlich vor dem nächtlichen Himmel ab.
Charles schien es keine Mühe zu machen, dem dunklen Pfad zu folgen. Catherine atmete die frische, kühle Luft ein und genoss es, an seiner Seite die vom Mondschein wie verzaubert wirkende Landschaft zu erleben. Das Knirschen ihrer Schritte auf dem harten Boden war deutlich zu hören, und im Gebüsch raschelte es ab und zu.
Auf einmal war ihr, als flatterten über ihnen Flügel, und Catherine hielt inne und schaute suchend nach oben. Charles wartete neben ihr, aber sie schien sich getäuscht zu haben, denn es war nichts zu entdecken, und die beiden setzten ihren Weg fort.
Wenig später hatten sie einen kleinen Hügel erreicht, dessen Kuppe von einem Kreis uralter Bäume gekrönt war. Charles blieb stehen, und Catherine war überwältigt.
„Oh! Wie wunderschön! Sieh doch nur, welche fantastischen Schattenbilder das Mondlicht auf den Boden wirft – ganz bizarr und unheimlich.“ Catherine warf ihre Arme in die Höhe und wirbelte über die Lichtung. „Ich komme mir vor wie eine Priesterin aus lange vergessenen Zeiten. Was meinst du, könnte dies einmal ein Heiligtum gewesen sein?“
Ein besonders heftiger Windstoß ließ sie erzittern. Sie blieb stehen, hielt einen Moment inne und lief dann zu Charles zurück, der sie an sich zog und dabei mit seinem Umhang einhüllte. Gleich wurde ihr wieder wärmer.
„Mein alter Lehrer hatte keinen Zweifel daran“, antwortete er. „Von Kindheit an war dies einer meiner Lieblingsplätze. Ich habe mir gedacht, dass es dir hier gefallen wird.“
Catherine erkannte, was das bedeutete. Er zeigt mir Dinge, die ihm besonders am Herzen liegen. Ihr Ehemann war doch immer für eine Überraschung gut. Sie umarmte ihn und legte den Kopf zurück, um sein Gesicht sehen zu können. Es wirkte so unnahbar wie immer, nur dass die zuckenden Schatten ihm ein seltsam entrücktes Aussehen verliehen.
Das Mondlicht spiegelte sich silbern in seinen Augen und ließ sie eigenartig funkeln, die Augen eines heidnischen Priesters, der sich auf ein uraltes Ritual konzentrierte. Ein köstlicher Schauer lief ihr über den Rücken. Irgendwo in den Baumkronen schrie leise ein Käuzchen.
„Es ist wirklich eine Furcht einflößende Nacht.“ Catherine zitterte und kicherte gleichzeitig. „Danke, dass du mir diese Lichtung gezeigt hast. Es ist ein faszinierender Ort. Man sagt, dass die Grenze zwischen dieser Welt und der Geisterwelt am Abend vor Allerheiligen verschwindet. Hier in diesem Hain glaube ich, dass es tatsächlich so ist.“
„Mit dir zusammen hier zu sein ist viel schöner.“ Charles blickte über ihren Kopf hinweg zu den Baumkronen und zog Catherine enger an sich. „Nachdem mein Lehrer mir von diesen Hainen erzählt hatte, als ich noch ein Junge war, schlich ich mich nachts aus dem Haus, weil ich hoffte, am Abend vor Allerheiligen hier auf der Lichtung einen Irrwicht zu sehen. Leider ohne Erfolg. Vielleicht gelingt es dir, den Geist anzulocken, der mich stets gemieden hat.“ Sanft berührte er mit den Lippen ihre Stirn.
„Welche Rituale mögen unsere Vorfahren hier wohl vollzogen haben? Vielleicht erscheint uns der Geist eines ihrer Menschenopfer, wenn wir lange genug warten?“„Das wäre möglich, obwohl ich es vorziehe
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