Historical Exklusiv Band 36
hätte ich es dir erklärt.“
Er nahm ihre Hand und küsste sie zärtlich.
„Genauso wenig bin ich aus Verärgerung gestern Abend nicht zu dir gekommen. Der Grund ist, ich habe angenommen, du würdest nach unserer ersten gemeinsamen Nacht vielleicht eine Erholungspause brauchen.“
Catherine stieg die Röte ins Gesicht. Verlegen senkte sie den Blick.
„Oh.“
Viel später betrachtete Catherine das Gesicht ihres Ehemannes, der neben ihr in dem großen Himmelbett lag. „Ich muss Ihnen etwas sagen, Mylord. Ich habe Ihnen noch gar nicht dafür gedankt, dass Sie das Herrenhaus für mich und meine Schützlinge gekauft haben.“
Sanft strich Caldbeck ihr über das schimmernde Haar. „Ich glaube, mir ist schon reichlich Dank zuteilgeworden.“
Catherine lächelte schalkhaft. „Da bin ich froh, aber ich wollte nicht versäumen, es Ihnen zu sagen.“
„Dennoch gibt es noch etwas, womit du mir deine Dankbarkeit zeigen könntest, Catherine.“ Der Earl sah nachdenklich aus.
Sofort setzte Catherine sich auf. „Aber gewiss, Mylord, was wäre es denn?“
„Nenn mich nie wieder Mylord, nur noch Charles.“
Am nächsten Morgen machte Catherine eine neue Erfahrung. Sie wurde durch einen Kuss geweckt – allerdings blieb es nicht bei dem Kuss. Sie musste sich erst daran gewöhnen, das Bett mit Charles zu teilen, einem Mann, der bereits beim Aufwachen so leidenschaftlich sein konnte.
Vor ihrem übellaunigen Onkel hatte jeden Morgen der ganze Haushalt gezittert, bis er nach dem Frühstück etwas besänftigt war.
Schließlich stand Charles auf, und sie klingelte nach Sally. Nachdem sie ihr Bad genommen hatte, machte sich Catherine auf den Weg zum Frühstückszimmer. Wie üblich war ihr Charles zuvorgekommen, trank bereits seinen Kaffee und hielt eine Zeitung in der Hand. Er kam jedoch sogleich um den Tisch herum und rückte ihr nicht nur den Stuhl zurecht, sondern gab ihr auch einen Kuss auf die Wange, nachdem sie sich gesetzt hatte.
Überrascht lächelte Catherine ihn an und fuhr mit der Hand über die Stelle, die seine Lippen berührt hatten.
Er kehrte an seinen Platz zurück und legte die Zeitung beiseite. „Ich würde gern wieder mit dir ausreiten, leider habe ich jedoch einige lästige geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen. So ist es immer, wenn ich längere Zeit in London gewesen bin. Diese Geschäfte dürften mich nicht so lange in Anspruch nehmen wie gestern, und ich hoffe, zum Abendessen wieder bei dir zu sein, vielleicht sogar eher.“
Die Enttäuschung musste sich deutlich in Catherines Gesicht gespiegelt haben, denn er beeilte sich hinzuzufügen: „Ich fürchte, auf Wulfdale zu leben ist momentan recht langweilig für dich, aber das wird sich ändern, sobald du erst einige Freunde hier in der Gegend gefunden hast. Ich möchte, dass du einen Empfang für unsere Nachbarn planst, damit ihr euch kennenlernen könnt. Bist du einverstanden?“
„O ja. Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich liebe Gesellschaften. Richard kann mir bei der Gästeliste helfen.“ Ihre Miene hellte sich auf. „Ja, dann habe ich wenigstens etwas zu tun.“
Charles nickte. „Und in einigen Tagen können wir sicher mit den Arbeiten für das Waisenhaus beginnen.“
Jetzt strahlte Catherine. „Wunderbar. Dann bin ich völlig ausgelastet. Vielleicht sollte ich heute die Korrespondenz für meine Londoner Projekte erledigen, denn später werde ich wohl kaum noch Zeit dafür finden. Und wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern noch einmal zu dem Herrenhaus hinüberreiten und es mir ansehen.“ Nachdenklich geworden, hielt sie inne. „Das heißt, wenn ich den Weg dahin finden kann.“
„Ich habe James Benjamin zu deinem Reitknecht ernannt. Er wird dir den Weg zeigen.“ Charles stand auf und verneigte sich. „Es ist mein Wunsch, dass er dich begleitet, wenn ich keine Zeit habe. Ich will nicht, dass du dich verirrst.“
Voller Schwung machte sich Catherine an ihre Korrespondenz. Bis zum frühen Nachmittag hatte sie bereits etliche Briefe geschrieben und der Wunsch, frische Luft zu schöpfen, wurde immer stärker, zumal es wieder ein herrlicher, strahlend sonniger Tag war. Frohen Herzens machte sie sich auf den Weg.
James Benjamin war ein stämmiger junger Mann mit einem liebenswürdigen Gesicht und freundlichem Wesen. Allerdings hatte er nicht ihre Fuchsstute, sondern ein anderes Reitpferd für sie gesattelt. Catherine plagte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil sie die arme Stute so überanstrengt hatte, und
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