Historical Exklusiv Band 36
zu glauben, dass hier Fruchtbarkeitszeremonien abgehalten wurden.“ Charles beugte sich zu ihr hinab und küsste sie zärtlich. „Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass das der Geist ist, den ich an diesem Ort spüre.“ Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, und Catherine erwiderte ihn hingebungsvoll. Er stöhnte und presste sie eng an sich. Und sie schmolz wie Wachs dahin. Ganz langsam sanken sie zu Boden.
In diesem Moment zerriss ein grässliches Geheul die Stille. Catherine schrie vor Entsetzen. Charles sprang auf und sah sich um. In der Dunkelheit, die sie umgab, konnte er jedoch nichts erkennen. Da erklang das Geheul erneut – zuerst leise, dann immer schriller, das schließlich in einem qualvollen Wimmern endete.
„Was ist das?“ Catherine klammerte sich an Charles’ Umhang.
Immer noch blickte er starr in die Dunkelheit, entspannte sich aber etwas und legte den Arm um Catherine. „Es ist nur ein Hund, der den Mond anbellt.“
„Bist du sicher?“
„Was soll es denn sonst sein?“ Charles sah ihr ins Gesicht und zog sie wieder an sich.
„Ich traue mich fast nicht, es auszusprechen. Es klingt beinahe menschlich.“ Da drang das entsetzliche Heulen schon wieder durch die Nacht. Catherine barg den Kopf zitternd an Charles’ Schulter. Er hob ihr Kinn an, damit er ihr ins Gesicht blicken konnte, und versuchte, in der Dunkelheit darin etwas zu erkennen. Mit ausdrucksloser Stimme fragte er: „Padfoot?“
„Ja! Wie konntest du nur allein hierherkommen?“
„Bisher habe ich Padfoot noch nie gehört.“
Catherine warf ihm einen empörten Blick zu. „Machst du dich etwa über mich lustig? Nein, natürlich nicht. Du würdest niemals …“ Achselzuckend fuhr sie fort: „Wenn man ihn nur hört, ist das auch schon ein böses Omen?“
„Nein, ich glaube, man muss ihn sehen. Du bist ja ganz durchgefroren.“ Charles seufzte. „Wollen wir zurück zum Haus gehen?“
„Das wäre bestimmt das Beste, aber ich halte die Augen geschlossen, damit ich ihn nicht sehe.“ Wieder erklang der markerschütternde Schrei, und Catherine griff nach Charles’ Arm. Er nahm ihre Hand.
„Ich denke“, sagte er, „dass es jetzt an der Zeit ist, sich ins Bett zurückzuziehen.“
6. KAPITEL
W elch eine gespenstische Nacht! Catherine war noch ganz in Gedanken daran versunken, als sie sich am nächsten Morgen ankleidete. Um Mitternacht hatte sie ein Hahnenschrei aus dem Schlaf gerissen. Sie musste Charles unbedingt davon erzählen, gleich, wenn sie ihn sah. Kaum am Frühstückstisch angekommen, sprudelte es schon aus ihr heraus.
„Es war schon unheimlich, es zu hören, nachdem wir gerade gestern Abend davon gesprochen hatten“, schloss sie ihren Bericht ab.
Charles blickte von seinem Teller hoch. „Vielleicht hast du es nur geträumt.“
„Das kann sein. Nachdem ich aufgeschreckt worden war, vernahm ich es nur noch einmal – oder meinte, es zu vernehmen. Vielleicht ist unser Waldspaziergang und die Sache mit Old Padfoot schuld daran, dass ich solch einen schrecklichen Traum hatte.“ Sie streckte den Arm aus und drückte ganz fest seine Hand. „Ich bin so froh, dass du mir den Hain im Mondschein gezeigt hast. Glaubst du wirklich, dass die Druiden dort ein Heiligtum hatten?“
„Es waren wohl eher die Wikinger. Sie haben ihre Götter in Hainen und auf Inseln verehrt. Mein Familienname, Randolph, ist angelsächsisch.“
„Ist das wahr? Ich hätte eher gedacht, dass deine Vorfahren Normannen waren. Dein Haar ist genauso dunkel wie das deiner Schwester.“
„Wir ähneln unserer Mutter.“
„Gut möglich. Was bedeutet eigentlich der Name Randolph?“
„Er ist aus rand und wulf zusammengesetzt – Schild und Wolf.“
„Deshalb sind auf deinem Wappen ein Schild und ein Wolfskopf. Ich hatte schon überlegt …“ Sie hielt inne, denn Hawes kam zur Tür herein.
„Ich bitte um Entschuldigung, Mylord.“ Der Butler sah sehr ernst aus. „Ich bedaure, Sie stören zu müssen, aber ich fürchte, dass sich eine schreckliche Tragödie abgespielt hat.“
Sofort richtete Caldbeck seine gesamte Aufmerksamkeit auf Hawes. „Was ist geschehen?“
„Es hat gebrannt, Mylord. Im Cottage der Witwe Askrigg. Ihr Leichnam wurde unter den Trümmern entdeckt.“
„O nein!“, rief Catherine entsetzt aus. „Hatte sie Kinder? Sind die Ärmsten auch umgekommen?“
„Sie hat – hatte – Kinder, Mylady, einen Jungen und ein Mädchen, aber Gott sei Dank waren die beiden letzte Nacht nicht im Cottage.“
„Oh, die
Weitere Kostenlose Bücher