Historical Exklusiv Band 36
Hände schaute, verzog sie keine Miene. Er war unglaublich stolz auf sie.
„Nach dem Blutverlust zu urteilen, müssen wir wohl davon ausgehen, dass ihr die meisten Verletzungen zugefügt wurden, während sie noch lebte“, beendete der Doktor seine Ausführungen. „Bei dem Täter haben wir es mit jemandem zu tun, der als geisteskrank einzustufen ist.“
Im Raum erhob sich ein entsetztes Raunen. Charles ließ die Herren eine Weile gewähren, damit sie ihre Bestürzung zum Ausdruck bringen konnten. Dann bat der Friedensrichter erneut um Gehör. Charles klopfte auf den Tisch, und die Gentlemen kamen zur Ruhe.
„Ich habe natürlich sofort einen Boten in die Bow Street geschickt“, verkündete der Friedensrichter, „aber ich meine, wir sollten diesen Satan selbst finden, ehe er wieder zuschlägt. Wir alle müssen die Leute auf unserem Grund und Boden befragen, ob sie etwas gehört oder gesehen haben, das hinsichtlich der Tat von Bedeutung ist.“
Er zögerte, als wollte er seine weiteren Worte genau abwägen. „Vielleicht wäre es besser zu sagen die Opfer . Leider müssen wir davon ausgehen, dass diese Bestie auch die Witwe Askrigg auf dem Gewissen hat.“
Wieder wurde es laut im Saal. Einige der Anwesenden waren selbst schon zu diesem Schluss gekommen, andere hingegen mussten sich erst klarmachen, was diese Tatsache bedeutete. Catherine zupfte Charles am Ärmel.
„Mylord, mir ist gerade ein Gedanke gekommen.“
Charles hob die Hand und bat um Ruhe. „Ja?“
„Es erschien uns damals seltsam, dass Mrs Askrigg ihre kleinen Kinder zu ihrem Vater geschickt hatte. Er ist äußerst gebrechlich, dass er wohl kaum für die Kleinen sorgen konnte. Warum hätte sie das tun sollen?“
Einige Gentlemen runzelten die Stirn, weil sie bei ihren eigenen Überlegungen gestört worden waren, andere wiederum machten nachdenkliche Gesichter. Lord Arncliff warf Catherine einen ernsten Blick zu. „Was schließen Sie daraus, Lady Caldbeck?“
Catherine blickte ihm fest in die Augen. „Vielleicht hat sie jemand erwartet – oder sie hatte Angst.“
Auf den Gesichtern einiger Männer spiegelte sich Interesse wider. Das Gemurmel wurde wieder lauter. Der Friedensrichter verschaffte sich Gehör. „Hat ihr jemand den Hof gemacht?“
Charles schüttelte den Kopf. „Davon ist mir nichts bekannt, aber ich werde Nachforschungen anstellen. Wenn es so gewesen wäre, könnte uns das weiterhelfen. Gibt es noch andere Vorschläge oder einen Verdacht?“
Nach einer kurzen Pause erhob sich Malham. Er wartete, bis die Versammlung bereit war, ihm zuzuhören, und es war deutlich zu spüren, wie unwohl er sich fühlte, als er das Wort an Charles richtete. „Lord Caldbeck, ich zögere, diese Geschichte überhaupt zur Sprache zu bringen, zumal sie einen Ihrer Verwandten betrifft, aber es könnte für die Aufklärung wichtig sein.“
Charles forderte ihn mit ernster Stimme auf weiterzusprechen. „Nur zu, Malham, solche Rücksichten spielen jetzt keine Rolle. Wir müssen diese Angelegenheit aufklären, und zwar schnell.“
„Nun gut.“ Malham schluckte. „Ich habe diese Geschichte von einem meiner Lakaien erfahren. Demnach hatte sich der junge Lonsdale mit einigen Kumpanen in einer Schenke eingefunden, die auch mein Diener an seinen freien Abenden aufsucht. Vincent war schon ziemlich betrunken und fing an, die Bedienung unsittlich zu berühren … entschuldigen Sie, ich möchte keinen Anstoß erregen …“ Er räusperte sich und sah Charles unsicher an.
„Fahren Sie fort“, erwiderte der Earl eisig.
„Na ja … Vincent ist bei einer Schankkellnerin zudringlich geworden, als sie ihm das Ale an den Tisch brachte. Sie versuchte, ihn zurückzuweisen, aber er ließ sie nicht in Ruhe, bis sie sich schließlich verzweifelt wehrte. Da packte ihn die Wut, er stieß sie zu Boden – ich muss dazu sagen, dass sich die Szene vor dem Kamin abspielte – und stürzte sich auf sie.“ Ein feindseliges Gemurmel wurde laut.
Malham wartete, bis es abgeklungen war, und fuhr fort. „Das Mädchen muss sehr hübsch gewesen sein und hatte langes Haar, das ihr bis zu den Hüften reichte. Ihre Haare fielen ins Feuer – ob beabsichtigt oder nicht, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ließ Lonsdale sie immer noch nicht los, und das Haar fing an zu brennen. Sie hätte schwer verletzt werden können, wenn nicht seine Freunde ihn von ihr weggezogen hätten und der Schankwirt geistesgegenwärtig genug gewesen wäre, einen Krug Ale auf sie zu gießen. Soweit
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