Historical Exklusiv Band 36
ich nun auch nicht.“
Er blickte in ihre glänzenden Augen, die voller Verlangen auf ihm ruhten, und wusste, dass sie es beide wollten. Da zögerte er nicht mehr länger, glitt auf sie und drang langsam und vorsichtig in sie ein. Er bewegte sich behutsam, war ganz sanft, erfüllt von dem Wunsch, sie zu beschützen.
Kurz bevor er den Gipfel der Lust erreichte, wurde aus ihren wohligen Seufzern ein leises Wimmern, gefolgt von einem lustvollen Stöhnen. Sein Aufschrei folgte Sekunden später. Und dann lagen sie regungslos da, eins an Leib und Seele, bis der Schlaf sie überkam.
Von der sturmumtosten Hügelkuppe aus beobachtete er, wie die Lichter hinter den Fenstern des riesigen Herrenhauses eins nach dem anderen ausgingen. Die Bewohner löschten die Kerzen und begaben sich zur Ruhe. Der Mond war noch nicht aufgegangen, und nur die Sterne blickten hinunter auf die frostige Erde – wachsam, glitzernd, mitleidlos.
Der Orkan tobte heulend über die Hügel, peitschte die Bäume und zerrte an ihm, aber er nahm es kaum wahr. Was machte ihm schon das bisschen Kälte aus? Kälte und Dunkelheit waren sein Schutz. Niemand würde es wagen, in der Finsternis zu lachen. Niemand würde ihm Vorwürfe machen. Keiner erkannte das Böse.
Er jedoch kannte es. Es hatte sich Zoll für Zoll in ihn hineingefressen. Tag für Tag. Jahr für Jahr. Endlich hatte er die Kraft gefunden. Jetzt würde er zuschlagen. Heimlich zuschlagen, das Schwache ausmerzen. Zuschlagen und immer wieder zuschlagen!
Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle. Er krümmte sich.
Sie lag hinter den dunklen Fenstern. Im warmen Bett. Fühlte sich sicher. Aber er war bereit, bereit, die Saat der Angst in ihr Herz zu streuen und dann … dann … Er stöhnte. Doch die Angst brauchte Zeit, um zu wachsen.
Er konnte warten. Bis dahin blieb noch viel zu tun. Ja, viel zu tun.
14. KAPITEL
F ür Catherine hatte sich die ganze Welt verändert. Das Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, schien heller zu strahlen. Wenn sie die Landschaft betrachtete, leuchteten die Bäume und Hügel intensiver denn je. Ihre heiße Schokolade schmeckte aromatischer als früher, wirkte beruhigend auf ihren Magen und vertrieb die Übelkeit, die sie so geplagt hatte.
Die Liebe wuchs in Wulfdale.
Zwar hatte weder Catherine noch Charles das Wort ausgesprochen, aber das war auch nicht mehr nötig. Die Liebe würde wachsen, genauso wie das neue Leben in ihr wuchs. In der vergangenen Nacht hatte Charles sie ganz anders liebkost, so sanft und zärtlich. Wenn sie daran dachte, wurde ihr warm ums Herz.
Sogar ihre Angst wegen des Babys hatte nachgelassen. Charles’ wohlüberlegte Pläne hatten sie beruhigt. Sie war nicht länger allein. Und auch ihr Kind würde nicht allein sein. Sie wollten eine Liste machen von all den Menschen, denen sie vertrauten, und ein Testament, damit für alle Fälle vorgesorgt war.
Damit waren Catherines Ängste zwar nicht vollends beschwichtigt, aber sie hatte wieder Hoffnung geschöpft. Alles wird gut. Jetzt wollte sie ungetrübt die Vorfreude auf ihr Baby genießen.
Vor der grauenhaften Realität der Morde gab es jedoch kein Entrinnen. Beim Frühstück sah sie, wie Charles in Papieren blätterte, und sprach ihn darauf an.
Er betrachtete nachdenklich seinen Teller mit Eiern und Schinken, ehe er antwortete: „Es geht um diese verdammten Morde. Bei der gerichtlichen Untersuchung hat sich nichts Neues ergeben. Der Constable aus der Bow Street hat zwar seine Ermittlungen aufgenommen, aber wir sind mit der Aufklärung des Verbrechens keinen Schritt weitergekommen. Wir schaffen es ja nicht einmal, Harry zu finden.“
„Ist Vincent verhört worden?“
„Du bist überzeugt, dass er der Schuldige ist, nicht wahr?“ Über den Tisch hinweg konnte sie sehen, wie Charles einen Mundwinkel etwas verzog. Sollte daraus nun ein Lächeln oder eine missbilligende Miene werden?
„Nun, wir wissen schließlich, dass er ein Lump ist, und er hat Kratzspuren im Gesicht wie nach einem Kampf mit einer Frau.“
„Richtig, aber das war, bevor Mrs Ribble ermordet wurde.“
Charles sah auf einmal erschrocken aus. „Daran habe ich nicht gedacht. Er hat uns erzählt, sie wären von der Frau in der Schenke, aber …“
„Mr Malham hat jedoch nichts davon berichtet. Und Vincent eigentlich auch nicht. Er sagte, ein Mädchen aus der Nähe seines Dorfes habe ihm das Gesicht zerkratzt.“
„Nein.“ Charles überlegte einen Augenblick. „Du hast recht.“ Er legte seine Serviette zur
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