Historical Exklusiv Band 36
freudige Erregung schien alle anderen Gefühle in ihr zu verdrängen. Bald würde sie wissen, was es bedeutete, mit ihrem Herrn und Gatten vereint zu sein.
Plötzlich wurde sie sich ihrer Brustspitzen bewusst, deren dunkles Rot unter dem dünnen Stoff ihres spitzenbesetzten Nachthemdes schimmerten und – o Schreck – wie reife Knospen sich durch den dünnen Batist streckten. Noch nie hatte sie dergleichen an ihrem Körper beobachtet, und sie wurde sich dieses Vorgangs nur zu deutlich bewusst, als sie versuchte, ihr rasendes Herzklopfen zu beruhigen.
Sie lächelte und nickte gelegentlich, nahm aber kaum wahr, was um sie herum gesprochen wurde. Langsam ebbte die innere Erregung ab. Sie sprach sich selber Mut zu und hoffte, dass St. Aubin Gefallen an ihr fände.
Northempston und die anderen Herren hatten St. Aubin zu einer nebenan liegenden Kammer begleitet, um ihm beim Ablegen der Kleidung behilflich zu sein. Gerade als Genevra zur Überzeugung kam, dass ihr Gatte sie warten ließ, da er der Verbindung noch immer ablehnend gegenüberstand, betrat die raue und trunkene Gesellschaft das Brautgemach und geleitete den Bräutigam zum Hochzeitsbett.
Er trug einen Morgenrock aus blauem Samt, den er erst im letzten Augenblick abwarf. Ein Hemd aus feinem Leinen verbarg kaum seinen nackten Körper, und als er zu ihr ins Bett kam, wurde sich Genevra seiner Gegenwart bewusst, des Geruches seiner Haut, der sich mit den Kräutern und Gewürzen mischte, mit denen er parfümiert war. Sie schrak zurück, denn sie fürchtete, er könne bemerken, wie sehr seine Nähe sie erschauern ließ.
Die Hitze seines Körpers überkam sie wie eine Welle, ihre Glieder wurden schwach, kaum konnte sie den Becher greifen, den er ihr reichte. Seine Hand jedoch war stark und kräftig. Er ergriff den Pokal, und als Northempston den Trinkspruch vortrug, beugte er sich über sie und hielt ihr den Trunk an die Lippen. Dann trank er selber und gab den Kelch an seinen Gönner zurück.
Nun tranken auch die anderen daraus, und zwei junge Damen, selbst fast noch Kinder, streuten Schlüsselblumenblätter und Kräuter auf das Bett, die einem alten Brauch nach zur Fruchtbarkeit verhelfen sollten. Dann segnete sie der Priester, der aufgrund des Alkohols schon ein wenig schwankte, und alle verließen den Raum, der jetzt nur noch von wenigen Kerzenflammen erhellt wurde.
Nun waren sie allein. Doch es war noch zu früh, viel zu früh! Die Gegenwart eines Mannes in ihrem Bett, eines Mannes, der Rechte über ihren Körper besaß, von denen sie bisher nur gehört hatte, war noch zu neu, zu ungewohnt für sie. Eine der jungen Damen, mit denen sie das Gemach in den letzten Tagen geteilt hatte, hatte auf ihre Frage nur mit den Schultern gezuckt und die Vereinigung mit dem Manne als notwendige Pflicht abgetan.
„Das ist bald vorüber“, hatte sie gesagt. „Lasst ihn gewähren, wie er möchte, macht alles, was er sagt, und denkt dabei an etwas anderes.“
Die zweite, die mit einem jüngeren, freundlicheren Mann verheiratet war, hatte anders gesprochen. „Ihr habt mehr Glück als wir, Euer Gatte ist jung und hübsch. Sicher findet ihr Gefallen an der Ehe. Viele Frauen tun das. Auch ich finde die Zuneigung meines Gatten nicht unangenehm. Außerdem ist es der einzige Weg, ihm einen Erben zu gebären. Ich habe meinem Herrn schon zwei geschenkt“, sagte sie zufrieden und voll Überzeugung. „Sobald Ihr ein Kind in Eurem Bauch habt, könnt Ihr ihn auch überreden, Euch in Ruhe zu lassen. Oder wenn Ihr darauf besteht, kann er sich seine Befriedigung bei einem anderen Weib suchen.“ Ein Schulterzucken begleitete diesen Ratschlag. „Vielleicht wollt Ihr es nicht wahrhaben, aber bei seinem Aussehen, seinem Stand und seinem Ruf gibt es genügend Frauen, die nur allzu willig seinen Wünschen gehorchen werden. Ich schwöre, dass er jede in sein Bett kriegt, die er nur will.“
Die erste Frau, mütterlicher und beherzter als ihre Gefährtin, seufzte laut. „Wir haben bereits einen Erben, und in sieben Monaten bin ich wieder im Wochenbett. Sollte mein Herr sich inzwischen anderswo vergnügen, mir soll es recht sein.“
„Das kann doch nicht sein!“, rief Genevra aus. „Ihr könnt doch nicht wünschen, Euer Herr möge sündigen und Euch untreu werden!“
„Viele Männer tun es“, bemerkte die andere trocken. „Und was geht es mich an? Fremde Frauen sind gar nichts, ich bin seine angetraute Frau!“
„Vielleicht gibt sich Euer Gatte nicht mit anderen Frauen ab,
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