Historical Exklusiv Band 36
und stieß einen schwachen Protest aus.
„Bleibt ganz ruhig“, hörte sie seine Stimme. „Ich habe das Recht, Euch so zu berühren. Es geschieht Euch nichts Unrechtes. Ihr seid noch nicht bereit für mich.“
Bereit für ihn? Genevra fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem, was man ihr erzählt hatte, und ihren eigenen Gefühlen, doch um keinen Preis wollte sie, dass er aufhörte. Seine Berührungen übten einen geheimen Zauber aus, und ihr ganzer Körper schien nach etwas noch Unbekanntem zu verlangen. Vertrauensvoll gab sie sich Robert St. Aubin hin.
Die Erregung in ihr wuchs. Sie fühlte, wie sie seine Berührung erwiderte, sich unter seinen Händen aufzubäumen schien. Als sie in diesem noch nie gekannten Gefühl zu versinken drohte, drang er in sie ein. Seine Hitze glühte zwischen ihren Schenkeln, dann ließ ein stechender Schmerz sie aufschreien.
St. Aubin lag ruhig auf ihr, sein Atem ging schneller, sie spürte, wie seine Männlichkeit in ihr pulsierte. „Still, Frau. Es wird nicht weiter schmerzen. Ihr habt Eure Jungfräulichkeit verloren. Nun seid Ihr eine Frau, die ganz ihrem Mann gehört. Seid ruhig.“
Tränen quollen aus ihren Augenwinkeln, doch was mit Schmerzen begonnen hatte, wurde jetzt von Genevra um so freudevoller empfunden, als sie ihren Gatten empfing. War es diese innige Berührung, die so viele Frauen abstoßend empfanden? Das Auf und Ab seines Körpers, seine spürbare Männlichkeit? So vieles hing auch vom Mann ab … Sie verbannte ihre Gedanken und gab sich ganz ihren Empfindungen hin.
Seine gleichmäßigen Bewegungen wurden schneller und fordernder. Der plötzliche Schmerz hatte Genevras steigende Erregung unterbrochen, und noch bevor sie sich wieder ganz ihrer Gefühle bewusst werden konnte, stöhnte er auf und sank ermattet auf ihr zusammen.
Erst in diesem letzten Augenblick hatte er die Beherrschung über sich verloren. Zuvor war sein Handeln überlegt gewesen. Er wusste genau, wie er ihre Erregung steigern konnte. Doch dann hatte ihn das Verlangen, das sie bereits in seinen Augen gesehen hatte, übermannt.
Sie hatte bemerkt, wie sehr er sie begehrte. Der Vollzug der Ehe war nicht nur eine Pflicht für ihn gewesen. Genevra legte ihre Arme um seine Schultern, und ein Schauer durchlief ihn. Er war also nicht so gefühllos, wie sie gedacht hatte. Sein Atem wurde ruhiger, doch sie blieb unsicher.
Man hatte ihr erzählt, dass Männer selbst bei den hässlichsten Frauen, Dirnen und Schankmägden, bei all jenen, die bereitwillig ihren Rock hoben, schnelle Befriedigung fänden. Sie betete jedoch zu Gott, dass ihr Mann in ihr eine angenehme Bettgenossin gefunden hatte und sie diesen leichten Frauenzimmern vorzog.
Das eheliche Beisammensein war in jedem Fall nicht so unangenehm, wie man es ihr hatte einreden wollen. Das Verlangen ihres Gatten hatte ihr fraglos Freuden bereitet. Bevor der Schmerz sie aus ihren Gefühlen riss, hatte sie zuvor noch nie geahnte Freuden erlebt.
Ihr Gatte hob den Kopf. „Es ist vollbracht, Frau“, sagte er leise und drehte sich zur Seite. „Ihr habe Eure Sache gut gemacht.“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Schlaft jetzt.“
Mit offenen Augen lag Genevra hellwach neben ihrem Gatten. Enttäuschung stieg in ihr hoch. Sie hatte mehr erwartet. Mehr Anteilnahme. Mehr … was? Sie fühlte sich plötzlich schmutzig und verletzt. Wie gerne hätte sie jetzt Meg gerufen. Aber wie konnte sie das tun, mit dem Gatten an ihrer Seite, der offensichtlich befriedigt fest schlief?
Sie hoffte, dass sie ihm gefallen hatte. Er hatte nicht viele Worte vergeudet, nur gesagt, dass sie ihre Sache gut gemacht habe. Das sollte ihr Belohnung genug sein. Sie hatte ihre Pflicht getan.
Weil sie ihn liebte und in seinen Armen Freude empfunden hatte, hatte sie nicht ein so plötzliches Ende dieser Freuden erwartet. Ihr Körper sehnte sich nach mehr. Doch das nächste Mal wusste sie mehr. Vielleicht fände sie dann die Befriedigung, die sie sich erhoffte. Beinahe beneidete sie ihren Gatten, der so ruhig neben ihr schlafen konnte. Sie musste sich erst ihrer neuen Gefühle und Erlebnisse bewusst werden.
Niemals wollte sie Eifersucht auf seine erste Frau oder die zahllosen anderen Mädchen, mit denen er das Bett geteilt hatte, zeigen. Sie musste alles versuchen, seine Liebe zu gewinnen, damit er an keine andere Frau dachte.
Genevra wusste nicht, dass ihr Gatte gleichfalls schlaflos neben ihr lag und mit einem neu aufsteigenden Gefühl von Zärtlichkeit für seine Frau
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