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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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Stickerei. „Ihr habt Euer Kind gestillt und Meg sogar zwei. Das kann es nicht sein.“
    „Ihr aber seid eine hochgeborene Dame. Wir sind es nicht.“
    „Ich bin eine Frau, genau so wie Ihr.“
    „Eure Gefühle sind zarter …“
    „Unsinn.“ Einen Augenblick lang erwachte Genevra aus ihrer Teilnahmslosigkeit. „Vielleicht mögen sie zarter sein als die einer Küchenmagd, aber zarter als Eure oder Megs? Das glaube ich nicht.“
    „Warum sonst fühlt Ihr Euch so elend?“
    Genevra seufzte. Sie seufzte oft in diesen Tagen. „Ich weiß es nicht. Ich habe das Gefühl, eine schwarze Wolke schwebt über meinem Kopf, drückt mich nieder, und was immer ich mache, ich kann sie nicht anheben. Sie erdrückt mich.“
    Sie saßen im Lustgarten, den ihre Mutter angelegt hatte und den Genevra wieder hatte in Ordnung bringen lassen. Diesen Sommer sollten seine Kirschen, Pflaumen, Birnen und Äpfel bunt leuchten und die Bäume Schatten spenden. Schon verbreiteten die Levkojen ihren zarten Duft.
    Der Garten lag außerhalb der inneren Burgmauern und erlaubte einen Blick auf das Meer. Es war ein angenehmer Platz, gerade jetzt in der ersten Hitzewelle dieses Sommers. Genevra fühlte sich nicht wohl. Ihre Haut war feucht, unter ihren Armen zeichneten sich große dunkle Flecken auf der Kleidung ab. Ihre Schenkel klebten aneinander. Auch die anderen hatten diese Unpässlichkeiten, schienen aber nicht so sehr darunter zu leiden wie sie.
    Ihre Verzweiflung kannte keine Grenzen. Im Bett war sie lustlos geworden. Sie konnte Roberts Liebe nicht erwidern, wie sie sollte. Auch konnte sie kaum Schlaf finden. Selbst das Stillen hatte seinen anfänglichen Reiz verloren. Ihre Milch trocknete langsam aus, und Will wurde mit dünner Brühe entwöhnt. Sie selber aß kaum noch.
    Sie wusste nicht, was ihr geschah. Sie, die so voll Leben und Hoffnung gewesen war, die tief und innig Robert St. Aubin liebte, kümmerte es nun nicht einmal, ob sie lebte oder starb.
    Auch Robert hatte es bemerkt. Wie konnte er diesen Zustand übersehen? Er blickte sie oft sonderbar an und beobachtete sie. In seinen Augen lag wieder die alte Wachsamkeit, wenn er auch jetzt einen anderen Grund dafür hatte. Er wusste nicht, was er mit ihr machen oder wie er sie behandeln sollte.
    Old Mariel hatte einen Trank für sie gemixt und ihr erzählt, dass andere Frauen nach der Geburt ebenso gelitten hatten.
    „Das kann es doch nicht sein“, entgegnete Genevra. „Ich wollte dieses Kind haben. Und die Geburt war nicht schwer.“
    „Ich weiß nicht, warum“, sagte die alte Frau, „doch so etwas gibt es. Bald werdet Ihr Euch wieder besser fühlen.“
    Genevra zweifelte daran. Am Ende des langen Weges, der vor ihr lag, sah sie kein Licht. Meg hatte noch immer genug Milch und half mit, Will zu füttern. Genevras Enttäuschung und Niedergeschlagenheit wuchs von Tag zu Tag.
    Sigrid kam aus dem Rittersaal und brachte Will und seine Kinderfrau, ein dralles Mädchen von etwa sechzehn Jahren. Bald kam auch Meg mit ihren prächtigen Zwillingen. Robin erschien mit seiner Flöte. Zarte Melodien schwebten durch die Luft und wurden vom gleichmäßigen Schlagen der Wellen, die sich unten an den Felsen brachen, begleitet.
    Der einzige Misston kam von der Landseite der Burg, von den klirrenden Waffen und den Pfeilen, die durch die Luft schwirrten, bevor sie in die Schießscheiben eindrangen. Selbst in dieser Hitze übten sich die Söldner und Soldaten an den Waffen. Robert war auf der Jagd. Ein Jahr zuvor noch hätte sie ihn begleitet.
    Als die Sonne niedersank, zogen sich die Frauen in die Burg zurück, um ein leichtes Abendmahl vorzubereiten. Robert und seine Jäger waren beim letzten Umdrehen der Sanduhr zurückgekehrt. Genevra hatte gerade ihre Toilette beendet, da betrat er das Schlafgemach, gefolgt von Alan und Robin, die sich vor ihr verbeugten, bevor sie in den großen Saal weitergingen.
    „Hattet Ihr einen angenehmen Tag, Mylady?“, fragte er.
    Mit einer Handbewegung entließ er Sigrid, die ihr aufgewartet hatte. Sigrid deutete einen Knicks an und ging.
    Genevra blickte ihren Gatten über die Schulter an.
    „Ihr wolltet allein mit mir sprechen, Robert?“
    „Ja, Frau. Ich fand bei meiner Rückkehr ein Schreiben vor. Eine Einladung nach Ardingstone für nächsten Monat, um Lord of Northempston dabei zu unterstützen, den Duke of Lancaster und seine neue Gemahlin, Constanza von Kastilien, zu unterhalten.“
    „John of Gaunt?“, wunderte sich Genevra. Ihr Herz wurde schwer. Sie

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