Historical Exklusiv Band 36
ihren Kopf an seiner Schulter.
„Ich wollte, wir müssten nicht nach Ardingstone reisen“, sagte er rau und küsste ihr Haar. „Ich zöge es vor, hierzubleiben. Doch wir sollten bald nach Thirkall gehen. Ich schlage vor, dass wir nach dem Besuch bei Northempston dorthin weiterreisen.“
„Und danach?“, fragte Genevra verträumt.
„Es ist dann schon zu spät im Jahr, um hierher zurückzukehren. Wir werden Weihnachten in Thirkall feiern und über meine anderen Güter im Frühjahr hierher zurückkehren. Dies wird unser Sommersitz, Genevra. Seid Ihr damit einverstanden?“
Genevra wusste, dass er sich bereits entschieden hatte, doch es gefiel ihr, gefragt zu werden. „Ich bin Eure Frau“, antwortete sie zufrieden. „Euer Wunsch ist mir Befehl, Mylord.“
Er lachte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich beinahe Euren Worten glauben.“
„Es ist wahr“, entgegnete Genevra. Dann lachte sie. „Außer, Ihr verlangt etwas von mir, was ich nicht tun möchte.“
„Freches Frauenzimmer!“, spöttelte er. Und begann, sie von Neuem zu streicheln.
12. KAPITEL
S ogleich begann man mit den Vorbereitungen für die Reise. Robert wollte in Ardingstone mit allen Würden und Insignien seinem hohen Stand gemäß eintreffen, und so sollten viele Mitglieder seines Haushaltes, darunter auch Father John als ihr Hausgeistlicher, sie auf dieser Reise begleiten. Dies bedeutete für alle viel Arbeit. Die Waffen und Rüstungen mussten poliert, rostbefleckte Kettenhemden blank geputzt, Sättel, Harnische, Schabracken, Standarten und Banner geflickt und genäht werden.
Die Reise würde gut zwei Wochen dauern, vielleicht auch länger, denn man musste das Wohlergehen des kleinen Will bedenken. Whimsy war über den Sommer zu ihrer vollen Größe gewachsen und konnte mit Cain und Abel neben den Pferden laufen, doch die junge Hündin besaß wahrscheinlich nicht genügend Ausdauer. Als Welpe hatte sie gelernt, zusammengekauert vor Genevra auf dem Pferd zu reiten, und so konnte zur Not ein Reiter aus dem Gefolge sie hochnehmen, sofern sein Pferd diese ungewohnte Last trüge.
Als Meg erfuhr, wie lange sie von Merlinscrag fernbleiben sollten, bat sie um die Erlaubnis, Edana und Wystan mitzunehmen. Bernard begleitete den Tross als Stallmeister, und so konnte die Familie zusammenbleiben. Da Father John mit ihnen ritt, hatte Robert auch Anny’ kleinem Sohn Harry gestattet, die Pagen zu begleiten, sodass er keine seiner Unterrichtsstunden vermisste. Unnötig zu erwähnen, dass Harry begeistert war vor Freude, Annys dagegen weniger.
Genevra war traurig, dass Martin und Annys zurückblieben. Auch Captain Nori war inzwischen ein guter Freund geworden. Die Trennung jedoch sollte nicht länger als ein halbes Jahr dauern.
Der Tag der Abreise war gekommen, und der Tross setzte sich in Bewegung. Es war ein farbenprächtiger Zug von Reitern, Tragtieren und Fußvolk. Sie konnten kaum mehr als vier Meilen in der Stunde zurücklegen, das machte nicht mehr als sieben englische Wegmeilen am Tag. Und selbst da hatten diejenigen, die zu Fuß gingen, große Mühe. Die Tagesetappen wurden deshalb oft kürzer.
Genevra hatte ihre Niedergeschlagenheit und schlechte Laune abgelegt, freute sich der neu gewonnenen Beziehung zu Robert und genoss die Tage im Sattel. Sie konnte die Nächte, die sie unter fremden Dächern verbrachten, nicht sehr oft mit Robert verbringen. Sie wusste indes, dass dies aus den äußeren Umständen geschah und nicht sein Wille war.
Einige Tage lang regnete es ununterbrochen. Als endlich die Sonne wieder hinter den Wolken hervorkam und sie mit ihren warmen Strahlen trocknete, war Genevra erleichtert.
Will verbrachte die Reise gut eingewickelt in einer kleinen Krippe, die hinter Genevras Sattel gebunden war. Die Kinderfrau konnte nicht gut genug reiten, um ihr diese Verantwortung zu übertragen, und die Männer, Robert, Alan oder Father John, der ein großes Schwert trug, das er sehr wohl zu gebrauchen verstand, konnten eine solche Bürde nicht auf sich nehmen, da sie im Fall eines Angriffs zur Waffe greifen mussten.
Genevra brachte es nicht über sich, das Kind jemandem aus dem Gesinde anzuvertrauen, nicht einmal Meg oder Sigrid, und so nahm sie es selber auf ihr Pferd.
Will blieb unter dem Schaffell, das die Krippe bedeckte, trocken, doch schien er das Unbehagen und die Unruhe der anderen zu spüren und quengelte in diesen regnerischen Tagen häufiger als sonst. Auch konnte er bereits sitzen und war ein kräftiges,
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