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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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Mylady!“
    Annys lächelte stolz ihren Erstgeborenen an und legte sich das Neugeborene an die Brust.
    Weihnachten nahte. Die Vasallen nahmen gerne die Einladung ihres Herrn an, diese Tage mit all jenen Familienmitgliedern, die nicht zum Hüten des Viehbestandes zu Hause bleiben mussten, in der Burg zu verbringen. Die Festlichkeiten schlossen sich der Gerichtsversammlung an, die am Abend von Christi Geburt stattfand.
    Sie kamen in ihren besten Kitteln und Hemden. Die Bessergestellten trugen grobleinene oder aus Kersey hergestellte Kleidung, die armen Häusler, die kaum genug Land hatten, um sich zu nähren, kamen in Kitteln aus handgesponnener, ungewaschener Wolle, die, vor allem wenn sie feucht war, einen unangenehmen Geruch verbreitete.
    Genevra und Robert hatten auf dem Ehrenplatz auf der Estrade Platz genommen. Sie sprachen Urteile, wo es notwendig war, und nahmen die Huldigungen entgegen, die ihnen als Herren des Landes zustanden. Der Burgvogt Martin und Geoffrey, der Amtmann, sowie Father John führten genau Buch und berieten sie über die Gesetze, die hier auf dem Landgut galten. Die Streitsachen waren nicht schwerwiegend und leicht zu lösen, die Menschen sahen den bevorstehenden Festlichkeiten mit Freude entgegen.
    Anfangs saßen die Kinder noch ganz ruhig auf dem mit Binsenstroh bestreuten Boden und bestaunten die Pracht des Rittersaales. Nach und nach verloren sie ihre Scheu, und es dauerte nicht lange, da umlagerten sie Martin, der eine besondere Gabe zum Geschichtenerzählen hatte. Und dann wurde das festliche Mahl aufgetragen, üppiger und prächtiger, als alle jemals gegessen hatten. Manche musste man erst davon überzeugen, dass die Gerichte essbar waren, denn viele hatten so etwas vorher noch nie gesehen.
    Die Kinder bekamen später noch ein leichtes Abendessen, da die Erwachsenen abends fasteten. Father John bereitete die Messe in der großen Halle vor, denn die kleine Kirche des Ortes konnte diese Menschenmenge nicht fassen. Das Weihnachtsscheit, ein großer Baumstamm, wurde kurz vor Mitternacht hereingetragen und ein Ende davon fest in den Kamin gesteckt. Man hatte Stechpalmen und Efeu gesammelt und damit die Säulen und Dachsparren geschmückt. Hunderte von Kerzen und Fackeln erleuchteten den Raum. Einige Kinder waren bereits eingeschlafen, die anderen staunten mit weit aufgerissenen Augen das Wunder an.
    Genevra wusste, sie erlebte das schönste Weihnachtsfest, an das sie sich je erinnern konnte.
    Und das war es auch. Die Gesellschaft konnte vielleicht nicht mit dem Gold und den Juwelen anderer Höfe mithalten, doch die Leute vom West Country waren warmherzig und gefällig und dankbar für die Freude, die man ihnen bereitete. Alan war zum Bohnenkönig und Herrscher der Unordnung ernannt worden, und mit der Hilfe von Robin, der immer zu Unfug aufgelegt war, hatte er allerlei Spiele zusammengestellt, die alt und jung unterhielten. Herumziehende Akrobaten und Gaukler zeigten ihre Künste, man sang, tanzte und lachte. Robert offenbarte dabei eine Seite seines Wesens, die Genevra mit tiefem Glücksgefühl erfüllte. Wie lebhaft und fröhlich musste er wohl vor seiner ersten Ehe gewesen sein, bevor ihn der Verrat, der Krieg und der Verfall der Krone zu dem traurigen, hoffnungslosen Mann gemacht hatten, den sie geheiratet hatte.
    Die Bauern verspürten keine Lust, auf das gute Essen, die Wärme und die Unterhaltungen, die man ihnen in der Burg bot, so schnell zu verzichten, auch wenn sie des Nachts gemeinsam in der Halle schlafen mussten. Doch als das neue Jahr, das in Gestalt von Väterchen Zeit kam, dargestellt von Martin mit einem falschen weißen Bart und einer Perücke, mit allem Zeremoniell begrüßt worden war, war es auch für sie Zeit, in ihre Hütten und Häuser zurückzukehren und sich auf das neue Erntejahr vorzubereiten.
    Annys’ Familie war von Barnstaple gekommen, um mitzufeiern. Sie und die anderen, höhergestellten Dorfbewohner logierten in den Gästekammern. Meg und Bernard hatten bereits ihr neues Häuschen bezogen, das neben dem von Martin und Annys lag.
    Genevra dachte schon mit großem Bedauern daran, dass sie eines Tages Merlinscrag verlassen musste. Robert hatte noch andere, größere Verpflichtungen, die er erfüllen musste, und sie wollte nicht immer allein zurückbleiben. Sobald das Kind geboren war, wollte sie ihn auf seinen Reisen begleiten.
    Annys sollte bei ihrem Mann und ihren Kindern bleiben, ihre jüngere Schwester aber, Sigrid, sollte bei Genevra in den Dienst

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