Historical Exklusiv Band 42
begann.
Devlins Kehle war wie zugeschnürt. Seinen Freund dabei zu sehen, wie der die Rolle des Beschützers von Miss Reynolds übernahm, machte ihn sentimental. Er sah sich um und entdeckte Miss Duprey und ihre Mutter, doch keine der beiden hatte ihn bislang bemerkt.
Auf der Stelle machte Devlin kehrt und verließ den Ballsaal, um in die kühle Abendluft zu gelangen … und um nach Hause zurückzukehren.
Farley hielt sich im Schatten vor dem Stadthaus der Catsworth’ verborgen und wartete geduldig. Steele würde dort sein, immerhin war der Ball das gesellschaftliche Ereignis des Abends. Zwar würde man bis in die frühen Morgenstunden feiern, aber Farley konnte warten. Wenn sich die Gelegenheit ergab, würde er Devlin ein Messer in den Rücken jagen. Dann blieb Madeleine keine andere Wahl, als zu ihm zurückzukehren.
Eine Kutsche nach der anderen fuhr vor, zahlreiche Gäste drängten sich auf dem Bürgersteig und vor dem Hauseingang. Farley nahm nur flüchtig von einem Mann Notiz, der sich vom Stadthaus entfernte. Erst als der um die nächste Ecke verschwunden war, wurde ihm bewusst, dass der Mann von der Statur her an Steele erinnerte.
Nein, das war unmöglich. Der Ball hatte ja gerade erst begonnen.
Farley würde geduldig warten. Steele würde um seine übliche Zeit nach Hause gehen, und dann konnte Farley zuschlagen.
20. KAPITEL
M eine Güte!“, rief Madeleine aufgeregt aus, als sie die Buchhandlung Lackington’s am Finsbury Square betraten. Sie hatte sich eine solch große Anzahl Bücher nicht vorstellen können. „Devlin, das ist ja unglaublich. Aber ich weiß nicht, wie ich hier etwas finden soll.“
Er streichelte besänftigend ihre Hand. „Wir werden uns einfach beraten lassen.“
Gemeinsam gingen sie zu einem großen runden Tisch, an dem vier Verkäufer standen, von denen zwei zu dieser frühen Tageszeit noch nichts zu tun hatten.
„Können wir Ihnen behilflich sein, Sir?“, fragte einer der beiden.
Devlin bat den Mann, ihnen die Bücher zu zeigen, die für kleine Kinder am ehesten geeignet waren. Sie suchten einige Titel aus, darunter auch Äsops Fabeln – ihnen beiden noch aus der eigenen Kindheit ein Begriff. Danach ließ Devlin sich einige Bücher übers Reiten zeigen, da er glaubte, Linette würde sich bestimmt über Drucke von Pferden freuen.
Leider war auch Madeleine von diesen Werken begeistert, und auch ihn selbst ließen sie nie unberührt. Ausgiebig sahen sie sich einen Band nach dem anderen an, die eine Fülle von Informationen über Zucht und Pflege von Pferden sowie über das Reiten im Allgemeinen enthielten. Sie betrachteten die Stiche, die wunderschöne Tiere zeigten, und diskutierten lebhaft darüber, welches Buch Linette wohl am besten gefallen würde.
Als sie ihre Wahl getroffen hatten und die Buchhandlung verlassen wollten, fiel Devlins Blick auf die Standuhr. Es war bereits nach halb eins.
„Wir haben hier fast drei Stunden verbracht“, sagte er zu Madeleine, nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatten.
Sie drückte begeistert seinen Arm. „Das ist mir nicht aufgefallen. Die Zeit verging wie im Flug.“
Auf der Straße herrschte inzwischen reges Treiben, und Devlin fiel auf, dass genau die Leute unterwegs waren, denen er lieber nicht begegnet wäre, weil er Madeleine nicht beunruhigen wollte.
Ihre Hand zitterte, als sie sich bei ihm festhielt. Gerade betraten sie den Bürgersteig, da näherten sich ihr zwei Damen, eine jüngere und eine im mittleren Alter.
Emily Duprey und ihre Mutter Lady Duprey.
Es war nicht möglich, ihnen jetzt noch aus dem Weg zu gehen. Devlin verfluchte seine Sorglosigkeit. Die geschickteste Lösung war die, einfach so zu tun, als hätte er sie nicht gesehen. Im Gegenzug würden die beiden vorgeben, die hübsche Frau in seiner Begleitung nicht zu bemerken, da sie zu dem Teil des Lebens eines Gentleman gehörte, über den man nicht sprach.
Miss Duprey sah auf, ihr Gesicht nahm einen schockierten Zug an. Gleichzeitig merkte Devlin, dass Madeleine zögerte.
Verdammt! Er hatte ihr eine solche Situation ersparen wollen. Einfach aneinander vorbeizugehen hätte den Eindruck vermittelt, Madeleine sei seine Geliebte. Miss Duprey war nicht so naiv, dass ihr dieser Gedanke fremd gewesen wäre. In ihrem Alter wusste sie, was Männer taten. Sie würde es so wie ihre Mutter ertragen, ihn mit einer Mätresse zu sehen. Aber konnte er ertragen, dass Madeleine einer solchen Demütigung ausgesetzt wurde?
Nein, das vermochte er nicht.
Als sie
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