Historical Exklusiv Band 42
während meiner Abwesenheit Geld abheben. Du wirst zusätzliche Mittel für die Unterbringung deiner … deiner Schützlinge benötigen. Sie müssen ein anständiges Zuhause haben, vielleicht in Chelsea.“
Devlin nahm das Papier an sich und konterte in kühlem Tonfall: „Ich hielt eigentlich etwas auf dem Land für die bessere Lösung.“
„Es wäre von Vorteil für sie, von Angehörigen der Mittelschicht umgeben zu sein“, erklärte Ned beim Hinsetzen, als würden sie über irgendeinen leblosen Gegenstand diskutieren. „Du willst doch nicht, dass die Leute auf den Gedanken kommen, Fragen zu stellen. Eine ‚Witwe‘ mit ihrem Kind würde in Chelsea nicht auffallen.“
„Überhaupt nicht“, erwiderte Devlin, obwohl er Ned am liebsten erklärt hätte, dass Madeleine aufs Land ziehen sollte, damit sie ausreiten konnte, wenn ihr danach war. Noch viel lieber hätte er ihm gesagt, dass er ebenso gut seine eigene Seele zerstören konnte, wenn er gezwungen wurde, Madeleine und Linette wegzuschicken.
Sein Blick fiel auf die Zahlungsanweisung an seine Bank, und er musste stutzen. So großzügig hatte er seinen Bruder noch nicht erlebt.
„Wir wollen schließlich nicht, dass sie Not leiden“, sagte Ned leise.
Devlin verzichtete auf eine Droschke und kehrte lieber zu Fuß nach Hause zurück. Es nieselte unablässig, zudem war es ein ungewöhnlich kalter Tag. Das Wetter passte gut zu seiner Stimmung.
Als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete, kam ihm Linette entgegengelaufen und rief laut: „Daddy!“ Er nahm sie hoch, und als sie die Arme um seinen Hals legte, musste Devlin mit den Tränen kämpfen.
Madeleine kam aus der Küche und wischte sich die Hände an ihrer abscheulichen Schürze ab. „Sie hat schon den ganzen Tag nach dir gefragt, und ich wäre darüber fast verrückt geworden“, erklärte sie amüsiert.
Er zog Madeleine an sich und überlegte, dass er wohl derjenige war, der verrückt werden würde, wenn er sie beide nicht mehr in seinem Leben hatte. Als er seinen Griff etwas lockerte, sah Madeleine ihn lange an, dann wischte sie eine Träne weg, die sich in seinem Augenwinkel gesammelt hatte.
„Komm, gib mir deinen Hut und die Jacke“, sagte sie. „Deine Sachen sind ganz klamm.“
Er setzte Linette ab, aber sie klammerte sich augenblicklich an seinem Bein fest. „Pferde spielen“, erklärte sie und zog am Stoff.
„Gleich, Lady Lin“, erwiderte er und strich ihr über den Lockenkopf. „Maddy, ich möchte mit dir reden. Es muss nicht sofort sein, sondern sobald du Zeit hast.“
Ihr Lächeln stand im Widerspruch zu ihrem ernsten Blick. „Ich lerne gerade, wie man ein Abendessen zubereitet. Sophie und Bart bringen mir bei, wie man gekochtes Rindfleisch und Haferbrei zubereitet. Klingt das nicht köstlich?“
„Allerdings.“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange, dann ließ er sich von Linette in den Salon zerren, wo ihre Pferde auf ihn warteten.
Erst spät am Abend ergab sich eine Gelegenheit, um mit Madeleine zu reden, nachdem Linette endlich eingeschlafen war. Sie kam zu Devlin ins Schlafzimmer, um sich um seine Kleidung zu kümmern.
„Es wird immer schwieriger, sie zum Einschlafen zu bewegen“, erzählte sie, während sie seinen Abendanzug hochhob und sorgfältig begutachtete.
„Wir müssen ein Buch mit Gutenachtgeschichten kaufen“, schlug er nochmals vor.
„Ja, wirklich“, pflichtete sie ihm bei. „Ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal ein Buch gelesen habe. Es gibt so vieles, was ich lesen möchte. Mein Verstand will unbedingt beschäftigt werden.“
Seine Laune besserte sich, wenn auch nur minimal. Das war wenigstens etwas, was er für sie tun konnte. „Wir müssen eine Buchhandlung aufsuchen. Dort kannst du für dich und Linette aussuchen, was du haben möchtest.“
Madeleine lief rot an. „Bitte verlier nicht die Fassung angesichts meiner unüberlegten Worte. Ich kann nicht von dir erwarten, dass …“
Er hob seine Hand, damit sie zu reden aufhörte. „Morgen werden wir hingehen. Wenn es dir zusagt, können wir uns früh am Tag auf den Weg machen.“
Für sie war die Gefahr, mit ihm gesehen zu werden, ein weit größerer Grund zur Sorge als für ihn. Allerdings würde ihn wohl auch niemand geringschätzig ansehen, wenn er mit einer hübschen Frau unterwegs war, ohne dass sie eine Anstandsdame begleitete. So hatte es den Anschein, als gäbe es mit ihr eine Übereinkunft.
„Ich habe deine Abendkleidung ausgebürstet“, erklärte
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