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Historical Exklusiv Band 42

Historical Exklusiv Band 42

Titel: Historical Exklusiv Band 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen , Diane Gaston
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gleichzeitig in ständiger Furcht vor den Dandys und anderen zwielichtigen Gestalten lebten, denen das Mädchen unweigerlich begegnete.
    „Ja!“ Millie glühte vor Stolz. „Ich habe eine Solosprechrolle und singe im zweiten Akt in einem Trio mit. Ich spiele eines der Dorfmädchen, das mit ihren Freundinnen zusammen dem Prinzen hilft, der vor seinem bösen Onkel flieht.“
    „Was passiert am Schluss?“, fragte Mrs Blackstock und blickte von dem Kassenbuch auf, in das sie gerade ein paar Zahlen eingetragen hatte. An diesem Ende des Tisches saß auch Zenobia und korrigierte die Vokabeltests ihrer Französischschüler.
    Millie legte das Laken zur Seite, das sie gerade umkettelte, rollte sich bequem auf dem recht mitgenommen wirkenden Sofa zusammen und machte sich daran, die Handlung zu erläutern. „Also, der Prinz verliebt sich in dieses Dorfmädchen – nur, sie ist eigentlich kein Dorfmädchen, sondern die Tochter eines Herzogs, die sich versteckt hält, weil ihr Vater sie mit diesem schrecklichen Mann verheiraten will –, und als der böse Onkel – der Onkel des Prinzen also, derjenige, der versucht, ihn umzubringen – herausfindet, wo er sich versteckt, opfert sie sich, indem sie sich von den Zinnen der Festung vor seine Truppen stürzt und …“
    Das Geräusch des Türklopfers, mit großer Kraft und wiederholt betätigt, schreckte die Damen auf, die für den Moment davon überzeugt waren, der böse Onkel höchstselbst stünde vor der Tür.
    „Grundgütiger, wer kann denn das sein?“, rief Mrs Blackstock aus und legte ihre Schreibfeder beiseite.
    „Jemandes sehr hochtrabender Lakai, würde ich sagen“, erwiderte Talitha. Sie stand auf, schob den Vorhang ein Stück beiseite und lugte hinaus auf die dunkle, nasse Straße. „Das war ein exzellentes Beispiel für das sogenannte Londoner Anklopfen. Es ist zu dunkel draußen, ich kann nicht erkennen, wer es ist. Oh, jetzt erkenne ich die Uniform, Annie hat die Tür aufgemacht. Na so was, es ist einer von Lady Parrys Lakaien! Warum schickt sie mir denn eine Nachricht nach Hause, die Bestellungen kommen doch sonst immer ins Geschäft?“
    Mit vor Stolz und Eifer gerötetem Gesicht betrat Annie das Zimmer. „Da ist ein Lakai, Madam, und er hat einen Brief für Miss Grey gebracht. Mann, der ist vielleicht groß, Madam.“
    „Danke sehr, Annie“, unterbrach Mrs Blackstock sie tadelnd. „Warte bitte ab, ob Miss Grey eine Antwort übergeben möchte.“
    Talitha drehte den Brief in ihrer Hand, bis ihr bewusst wurde, dass sie ihn schon öffnen musste, um herauszufinden, was darin geschrieben stand. Sie erbrach das Siegel, wobei es rote Wachssplitter regnete, und breitete ein einzelnes Blatt vor sich aus.
    „Wie seltsam!“
    „Was?“, fragte Zenobia schließlich, als Talitha nach dieser ersten Äußerung Stillschweigen bewahrte.
    „Also, Lady Parry bittet mich, am Montagmorgen um zehn Uhr bei ihr wegen einer persönlichen Sache vorbeizuschauen. Annie, bitte sag dem Lakaien, dass es Miss Grey eine Ehre sein wird, der Einladung Folge zu leisten. Kannst du dir das merken?“
    „Ja, Miss.“ Das Mädchen verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich, wobei sie sich leise die Worte der Botschaft vorsagte.
    „Was kann das nur bedeuten, Zenna?“
    Talitha übergab Zenobia den Brief, die ihn überflog und ihn ihr mit einem Schulterzucken zurückgab. „Ich weiß auch nicht mehr als du, Gänschen.“ Sie lächelte ihre Freundin an. „Vielleicht will sie dir ein eigenes Geschäft anbieten, in dem du nur für sie und den Kreis ihrer Busenfreundinnen exklusive Hüte anfertigen kannst.“
    „Das wäre wunderbar“, stimmte Talitha zu und lächelte zurück. „Aber irgendwie denke ich nicht, dass dies der Fall sein wird.“ Wie sie ihren Kopf auch anstrengte, fand sie doch keine passende Erklärung für den rätselhaften Brief. Unwillkürlich überfiel sie ein Gefühl dunkler Vorahnung bei dem Gedanken an einen so baldigen weiteren Besuch in der Bruton Street. Was, wenn sie Lord Arndale wieder begegnete? „Ich wünschte, morgen wäre nicht erst Sonntag“, erklärte sie schaudernd. „Ich hasse Geheimnisse und finde es schrecklich, so im Ungewissen zu sein.“
    Der Sonntag zog sich tatsächlich hin, trotz der Morgenandacht in der Kirche von St. Marylebone und einem schönen Spaziergang im Regent’s Park. Am späten Nachmittag war es Talitha über die Maßen leid, sich so ängstlich und, wie sie es Zenobia gegenüber beschrieb, völlig zappelig zu

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