Historical Exklusiv Band 42
zurück. Ärger stieg in ihm auf. Verdammter Hemsley! Der Kerl zeigte nicht den leisesten Hinweis darauf, dass William anfing, ihn zu langweilen – obwohl Nick seinen Cousin in jede Spielhölle und zu jeder Sportwette, zu denen Hemsley ihn einlud, auf Schritt und Tritt begleitete. Bisher hatte er nicht den Versuch unternommen, William auszunehmen, zumindest nicht, wenn er selbst dabei war. Vielleicht irrte Nick sich auch, und er war nicht so berechnend, wie er vermutete. Doch die Kombination aus Williams Unschuld und dessen riesigem Vermögen einerseits und Hemsleys finanziellen Schwierigkeiten und seiner Skrupellosigkeit andererseits war einfach zu gefährlich.
Wie dem auch sei, allmählich wurde er es einfach leid, ständig den Aufpasser für seinen Cousin zu spielen. Es setzte den anspruchsvolleren Vergnügungen, denen Nicholas Stangate in London normalerweise nachging, einen entschiedenen Dämpfer auf.
Neben ihm entließ seine Tante den Butler mit einem Kopfnicken, und Rainbird trat beiseite, um den Besucher ins Zimmer zu lassen.
Nick sah, wie Miss Grey einen Schritt zurücktrat, doch selbst so konnte sie nicht vermeiden, dem Mann, der den Raum betrat, von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Warum zum Teufel wurde sie dabei rot? Selbst von der anderen Seite des Raumes aus erkannte Nick, wie sich die Farbe auf ihrem Hals ausbreitete. Verdammt sei der Mann, hatte er etwa eine unschickliche Bemerkung fallen lassen? Musste Hemsley mit jeder Frau flirten, die ihm über den Weg lief? Er setzte eine unbeteiligte Maske auf und zwang sich, nicht Hand an ihn zu legen. Er hatte nicht vor, sich schon jetzt mit dem Mann zu duellieren.
„Lady Parry, Mylady! Ich bitte tausend Mal um Vergebung für die Störung …“
Aufgebracht fand sich Talitha im Flur wieder, alleine mit Rainbird. „Ich bringe Miss Hodgson schnell den unbeschädigten Hut nach oben, Rainbird.“
„Das ist nicht nötig, Miss Grey, das veranlasse ich sofort. Darf ich Ihnen eine Droschke rufen?“
Trotz der kurzen Entfernung zur Albermarle Street, in der Miss Gower wohnte, zögerte Talitha nicht, das Angebot anzunehmen. Aufseufzend lehnte sie sich zurück in die Polster. Um ihre Gedanken von den beiden beunruhigenden Begegnungen abzuhalten, versuchte sie, ihre Gedanken auf die verschmutzten Hutschachteln zu lenken, die ihr gegenüber auf dem Sitz lagen. Vergeblich.
Wie verabscheute sie diesen Mann! Wenn sie sich Nicholas Stangate gegenüber nicht so stark verpflichtet fühlen würde für die ritterliche Art, die er gestern an den Tag gelegt hatte, könnte sie ehrlich entrüstet und zu Recht wütend auf ihn sein. Und was Mr Hemsley anging – er war offensichtlich genau der Windhund, für den sie ihn nach seinem Auftritt im Atelier gehalten hatte. Das Glitzern in seinen blauen Augen und die Art und Weise, wie er ihr kurz zugezwinkert hatte, als sie sich in der Tür trafen, hatte sie in ihrer Vermutung bestätigt. Ein zweifellos gutaussehender Windhund, blond und mit einer affektierten, aufgesetzten Art, die nicht jeder mochte – von dem dreisten Anstarren ganz zu schweigen. Jetzt war sie also bereits von dreien der vier Männer aus dem Atelier gesehen worden, ohne wiedererkannt zu werden. Sie schloss die Augen und dankte ihrem Schöpfer erneut für Lord Arndales Ritterlichkeit.
Die Droschke hielt unmittelbar vor Miss Gowers dunkelgrün gestrichener Vordertür. Mit der Hutschachtel in der Hand sprang Talitha von ihrem Sitz hinab. „Warten Sie bitte, ich bleibe nicht länger als zehn Minuten.“
Miss Gower fühlte sich bereits längere Zeit nicht wohl, und ihr Mädchen hatte Talitha berichtet, dass ihr Arzt alle Besuche bis auf kurze Stippvisiten untersagt hatte. Trotz schlechter Gesundheit legte die alte Dame jedoch nach wie vor größten Wert auf ihre äußere Erscheinung. Von all den schönen Dingen, mit denen sie sich verwöhnte, waren ihr die Hüte wohl am liebsten, und je auffälliger die Kreationen ausfielen, die Talitha ihr vorführte, desto glücklicher war sie.
Zu ihrer Bestürzung stellte Talitha fest, dass der schwere bronzene Türklopfer mit Stoff umwickelt war. Sie klopfte leise an und Smithson, Miss Gowers Butler, von dem sie vermutete, dass er beinahe ebenso alt war wie seine Herrin, öffnete ihr die Tür.
„Oh, Miss Grey“, sagte er kummervoll. „Die Herrin kann Sie leider nicht empfangen. Ihr geht es gar nicht gut heute Morgen, gar nicht gut.“
„Tut mir leid, das zu hören, Smithson.“ Der alte Mann sah so
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