Historical Exklusiv Band 42
bezaubernden Polsterung bildete.
„Ja, danke, Mylord.“ Diese ungewöhnliche junge Frau musste also die Hutmacherin sein: Mit ihrem Wohlergehen hatte sich seine Tante Kate bis zu einem Punkt beschäftigt, an dem er es als ihr Vertrauter für angebracht hielt, sich einzumischen und selbst ein paar Erkundigungen einzuziehen. Er hätte es wissen müssen, als er auf der Straße mit ihr zusammengestoßen war und ihre Hutschachteln herunterfielen. Zweifellos wäre es ihm aufgefallen, wäre er in Gedanken nicht mit einer gänzlich anderen jungen Frau beschäftigt gewesen.
Nick setzte sich neben seine Tante, womit er Miss Grey genau gegenüber saß. Sie konnte sich unbestritten gut ausdrücken, und sowohl Haltung als auch Erscheinung verrieten eine gewisse Eleganz, trotz des furchtbaren Kleides, der wenig kleidsamen Frisur und dem niedergeschlagenen Blick. Ihr Auftreten stand in krassem Gegensatz zu dem des wütenden jungen Mädchens, das ihn auf der Straße beschimpft hatte. Sie saß ganz still, scheinbar gefasst, und doch hatte er das Gefühl, als würde sie sich am liebsten unter den Kissen verstecken.
„Was ist denn nun passiert?“, wollte William wissen. „Sind Sie sicher, dass Sie nicht verletzt wurden, Miss Grey? Vielleicht sollten wir nach dem Doktor schicken, Mutter.“
Trotz der bescheidenen Unterwürfigkeit der schlanken Gestalt vor sich und der Tatsache, dass sie kaum ein Wort gesprochen hatte, war sich Nick recht sicher, was das Problem der jungen Frau war. Es passierte nicht oft, dass ihn sein Gewissen plagte, doch nun spürte er dessen unbequemen Stachel.
„Ich denke, Miss Grey hat eher seelische Verletzungen davongetragen als körperliche. Sie ist mit einem Gentleman zusammengestoßen und hatte dabei das Pech, jemanden auszuwählen, der so langsam in seinen Reaktionen war, dass er nicht verhindert hat, dass ihre Besitztümer unter die Räder einer Kutsche gerieten. Außerdem besaß er darüber hinaus noch die Unverschämtheit, sie für ihren Schaden auf eine Weise zu entschädigen, die, so glaube ich, sehr unhöflich war.“
Er spürte Interesse in Talitha aufflammen, als ihr Blick sein Gesicht suchte. Da war sie wieder, diese Mischung aus Temperament und – konnte es möglich sein – Angst, die sich hinter der so beherrscht erscheinenden Fassade verbarg.
„Unhöflich!“, schnappte sie und versuchte augenblicklich, sich wieder zu fassen. Er stellte fest, dass er fasziniert und amüsiert war. „Ja, Mylord, Sie haben recht“, fügte sie sanft hinzu. Er merkte, dass ihr Blick auf seinem Gesicht ruhte und sie sich bemühte, seine Miene zu deuten. „Ich bin sicher, dass die Handlung des Gentlemans in dem Versuch begründet ist, sich zu entschuldigen, und nicht dem Wunsch, sich mit einer Untergebenen – sagen wir – einen Spaß zu erlauben.“
„Touché“ , murmelte er und freute sich an dem smaragdgrünen Glitzern in ihren Augen. So, Sie sind also bereit, mit mir die Klingen zu kreuzen, Miss Grey?
„Nicholas“, fragte seine Tante dazwischen, „bist du der Gentleman, um den es hier geht?“
„Ich muss gestehen, dass dies der Fall ist, Tante“, gab er zu und neigte dabei leicht den Kopf, um ihrem empörten Blick zu begegnen. „Miss Grey hat mich völlig zu Recht gerügt. Ich hatte keine Ahnung, dass sie eine junge Dame ist, die freundlicherweise eine Besorgung für dich erledigt. Ich hatte gedacht, sie wäre das Mädchen der Hutmacherin.“
„Ich bin das Mädchen der Hutmacherin, Mylord“, unterbrach Talitha ihn mit eisiger Höflichkeit. Soso, Miss Grey versuchte also nicht, die freundliche Behandlung ihrer Gönnerin über die Maßen in Anspruch zu nehmen. Und ganz sicher würde sie nicht vor Lady Parrys Neffe zu Kreuze kriechen. Wie erfrischend. Er ließ seinen Blick auf ihrem Gesicht verweilen, während sie weitersprach. „Wenn Sie mich entschuldigen würden, Lady Parry, Sie möchten sicher allein mit den Gentlemen sprechen. Ich nehme den unbeschädigten Hut mit nach oben und lege ihn auf ihre Kommode. Ich werde mich selbstverständlich bemühen, den anderen innerhalb einer Woche zu ersetzen.“
Sie stand auf, knickste erneut vor Lady Parry und war bereits bis fast an die Tür marschiert, ehe Nick recht wusste, was geschah. Noch bevor sie die Tür erreichte, öffnete sich diese und Rainbird betrat den Raum.
„Mr Hemsley ist hier, um seine Lordschaften zu sehen, Mylady“, verkündete er. Abrupt versteifte sich Nick, dann zog er sich in den hinteren Teil des Zimmers
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