Historical Exklusiv Band 42
sie von Nicholas Stangate zu ihrer Freundin. Gelassen saß er vor ihnen und wartete geduldig auf eine Antwort, den Blick auf die beiden schlicht gekleideten jungen Frauen geheftet. Talitha fing gerade erst an, seinen scheinbar gleichgültigen Blick interpretieren zu können – Zenobia hingegen konnte dies anscheinend sofort. Abschätzend war der Ausdruck in den grauen Augen, die sie anblickten – abschätzend und ablehnend.
Sie sammelte ihre zerstreuten Gedanken und erwiderte förmlich: „Danke, Mylord, zu freundlich. Guten Tag.“ Sie deutete einen Knicks an, wandte sich um und stieg die Stufen hinauf. „Kommen Sie mit hinein, Miss Scott?“
Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte und der Klang der sich entfernenden Kutsche nicht mehr zu hören war, brach es wütend aus Zenobia hervor: „Unausstehlicher Mann! Ist er derjenige, der …?“
„Ja, Lady Parrys Neffe, wie ich dir vor Kurzem erzählt habe. Warum findest du ihn denn unausstehlich?“
Talitha zog die Handschuhe aus, nahm die Haube ab und folgte der noch immer aufgebrachten Zenobia in den Salon. Seine Musterung war sicherlich kühl gewesen, doch Zenobias Leben als Gouvernante hatte sie eigentlich gegen Beleidigungen unempfindlich werden lassen. Stets hatte sie den Eindruck erweckt, sie würde alles von sich abprallen lassen.
Zenobia schien kurz verwirrt zu sein. „Ich weiß es wirklich nicht genau, da war etwas in seinem Blick, was mich furchtbar geärgert hat. Mir haben sich die Haare aufgestellt wie bei einer Katze, die einen Hund sieht!“ Sie brütete eine Weile. „Ich hab’s! Er lehnt mich nicht generell ab, aber als deine Freundin! Er sieht dich nicht gerne auf gutem Fuß mit einer Gouvernante.“
„Unsinn“, erwiderte Talitha. „Ich bin doch nur eine bescheidene Hutmacherin, wenn man es genau nimmt.“ Nicht mehr lange, erinnerte sie eine innere Stimme. „Und außerdem, was geht es Lord Arndale an, in wessen Gesellschaft ich mich befinde?“ Sobald sie diese Worte aussprach, kam ihr der Gedanke, dass Nicholas Stangate als Treuhänder seiner Tante ein absolut legitimes Interesse daran haben durfte – einschließlich der Wahl ihrer Freunde.
„Pass gut auf dich auf, Tallie. Ich mache mir schon um Millie genug Sorgen. Daran, dass ihr beide irgendwelchen Windhunden zum Opfer fallen könntet, mag ich gar nicht denken!“
„Lord Arndales Interesse an mir und meinen Verbindungen hat nichts mit amourösen Absichten zu tun, das kann ich dir versichern.“ Talitha erlaubte sich einen flüchtigen Moment, dem Gedanken nachzugeben, tatsächlich Objekt der Begierde zu sein, unterdrückte diese Anwandlung jedoch rasch wieder. „Ich werde dir in einer Minute alles erzählen – aber erkläre du mir doch bitte, warum du dir Sorgen um Millie machst.“
Zu aufgeregt, sich zu ihrer Freundin auf das Sofa zu setzen, lief Zenobia im Zimmer umher. „Ich bin von den Langtons aus durch den Park nach Hause gegangen, und da habe ich Millie gesehen, ohne weibliche Begleitung, Arm in Arm mit diesem Mann.“
„Vielleicht war er ein äußerst respektabler Bewunderer.“
„Du weißt genauso gut wie ich, dass Millie bei ihrem Beruf nicht auf eine respektable Verbindung mit jemandem aus der Gesellschaft hoffen kann! Und dieser Mann ist ein Mitglied der höchsten Kreise – seine Kleidung, seine Haltung, alles an ihm spricht davon. Wenn seine Absichten respektabel sind, warum hat er es dann abgelehnt, einer von Millies Freundinnen vorgestellt zu werden?“
„Hat er tatsächlich?“
Zornesröte überzog Zenobias Gesicht. „Mir wurde es klar und deutlich zu verstehen gegeben. Nicht, dass Millie das bemerkt hätte, er war aalglatt, und sie steht offensichtlich zu sehr in seinem Bann, als dass ihr so etwas auffiele.“
Kein Wunder, dass Zenobia so heftig auf Nicholas Stangates kalten und abschätzenden Blick reagiert hatte. „Weißt du, wie der Mann heißt?“
„Hemsley. Millie nennt ihn Jack.“ Zenobia, die sich schließlich aufs Sofa gesetzt hatte, fing Talithas erschrockenen Blick auf. „Du kennst ihn?“
„Oh ja“, erwiderte Talitha grimmig. „Er ist ein Bekannter von Lord Arndale und den Parrys. Er war derjenige, der die Meute im Atelier angeführt hat. Ich habe ihn gesehen, als ich Lady Parrys Hüte abgeliefert habe. Du machst dir vollkommen zu Recht Sorgen, Zenna, er ist durch und durch ein Windhund, und ich bin sicher, dass er keinen respektablen Grund dafür hat, Millie seine Aufmerksamkeit zu schenken.“
„Was können
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