Historical Exklusiv Band 42
dicken Schmatzer auf die Stirn.
Devlin konnte nur gequält aufstöhnen, während Madeleine abermals von Herzen lachen musste, als er mit verkniffener Miene Linette ansah.
Schließlich brachte er ein schwaches Lächeln zustande. „Ich glaube, es geht mir bald wieder gut. Aber jetzt möchte ich einfach nur meinen Tee austrinken.“
Linette stellte sich auf seinem Schoß hin und zog die Tasse heran, damit sie sie ihm reichen konnte. „Hast den ganzen Tag geschlafen“, sagte sie dann mit einem vorwurfsvollen Unterton.
„Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist.“ Er sah zu Madeleine.
„Fast drei Uhr.“
Er erschrak. „Oh, verd… Ich habe eine Verabredung.“
Sofort wurde Madeleine ernst, da sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend regte. „Brauchst du Hilfe beim Anziehen?“ Selbst in ihren Ohren klang die Frage einfach nur förmlich.
„Ich werde das schon hinbekommen“, erwiderte er.
„Es … es macht mir nichts aus.“
„Will helfen!“, rief Linette und sprang auf seinem Schoß auf und ab.
„Linette!“ Er packte sie. „Hör damit auf!“
Sie hörte tatsächlich auf, doch dafür liefen ihr dicke Tränen über die Wangen, ihre Unterlippe zitterte. Devlin, dessen Kopf noch immer so dröhnte, als würde ihn jemand mit einem Hammer bearbeiten, kam sich wie ein Grobian vor. Er wischte ihr die Tränen weg. „Wein doch nicht, Lady Lin. Aber dein Hüpfen hat mir wehgetan.“
Hilfesuchend blickte er zu Madeleine, doch die rührte sich nicht.
„Hör bitte auf zu weinen“, flüsterte er beschwichtigend und strich dem Mädchen sanft übers Haar.
Madeleine stand auf und stürmte aus der Küche.
Nachdem Devlin das Haus verlassen hatte und Bart und Sophie ebenfalls fortgegangen waren, um Einkäufe zu erledigen, entschloss Madeleine sich, den Fußboden zu schrubben. Sie hatte Bart schon einmal dabei beobachtet und war sich sicher, das ebenfalls zu können.
Hauptsache, sie hatte etwas zu tun und musste nicht darüber nachdenken, was Devlin wohl gerade machte.
Eine Weile nachdem sie mit Schürze und Bürste begonnen hatte, den Dielenbrettern zu Leibe zu rücken, klopfte jemand an. Madeleine stutzte und überlegte. Bislang war der Marquess der einzige Besucher in diesem Haus gewesen, niemand sonst schien zu wissen, wo Devlin wohnte. Zumindest aber kam nie jemand her.
Sie wischte die Hände an ihrer Schürze ab und ging zum Fenster, um vorsichtig nach draußen zu schauen. Ein Blick auf die elegante Kutsche mit den prachtvollen Pferden genügte, um zu wissen, dass Devlins Bruder gekommen war, um Linette zu holen. Sie musste gar nicht das Wappen genauer betrachten, sie erkannte die Kutsche der Heronvales wieder.
Erschrocken zog sie sich vom Fenster zurück und überlegte, was sie tun sollte. Vielleicht würde er weiterfahren, wenn er glaubte, es sei niemand zu Hause.
Erneut wurde geklopft, dann war eine Männerstimme zu hören, die nicht nach Ned klang. „Es scheint niemand da zu sein, Mylady.“
Durch den Schlitz in den Gardinen erkannte Madeleine die Marchioness, die sich aus der Kutsche lehnte.
„Ganz sicher ist jemand zu Hause, Simms“, rief sie. „Ich sah eine Bewegung am Fenster. Am besten werde ich selbst anklopfen.“
Der Diener kehrte zur Kutsche zurück und half der Marchioness beim Aussteigen. Sie trug ein dunkelgrünes Straßenkleid, dazu Spenzer und Hut mit Federbesatz. Es wirkte, als würde sie die Stufen zur Tür hinaufschweben.
Wieder wurde geklopft. „Miss England, sind Sie da? Machen Sie bitte auf.“
Das Verhalten war einer Marchioness unwürdig. Frauen von ihrem Stand klopften nicht einfach an Türen an, und erst recht begaben sie sich nicht in diesen Stadtteil. Nur Dummheit oder eine sehr dringliche Angelegenheit konnte das rechtfertigen.
Auf einmal erschrak Madeleine. War Devlin etwas zugestoßen?
Sie lief zur Tür und öffnete sie, war aber vor Entsetzen nicht in der Lage, einen Ton herauszubringen. Die Marchioness hatte eben ein weiteres Mal klopfen wollen und zuckte ihrerseits zusammen, da die Tür so plötzlich aufgerissen wurde.
„Darf ich eintreten?“ Das schwache Lächeln der Dame half nicht, Madeleines Angst um Devlin zu lindern.
Sie ging zur Seite, um die Marchioness ins Haus zu lassen. „Danke, Simms“, rief diese über die Schulter. „Warten Sie bitte mit der Kutsche auf mich.“
„Sagen Sie es mir bitte“, flüsterte Madeleine aufgeregt, kaum dass sie die Tür hinter ihrer Besucherin geschlossen hatte. „Ist etwas passiert? Ist Devlin …?“
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