historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Gefangenen zu.
Im zuckenden Schein der Fackeln wirkte er, wie der gelbe Bär, der den kleinen Rundschild und den schwarzen, das Kettenhemd bedeckenden Gambesson schmückte, noch riesiger und bedrohlicher. Die Augen hinter dem die Stirn verbergenden eisernen Nasenschutz glitzerten vor Mordlust, und ein hämisches Grinsen lag um den Mund.
Breitbeinig blieb er, die Pechleuchte in der einen, das Kampfschwert in der anderen Hand, vor Adrian de Lancey stehen, musterte ihn abfällig und sagte höhnisch: „Nanu, wen haben wir denn da? Sieh an! Warfield! Das passt zu dir, du Schwächling, einer Frau zuliebe den Kopf zu verlieren!"
„Noch habe ich ihn!" entgegnete Adrian hart. „Wenn du jedoch bei deiner Ehre als Chevalier schwörst, meine Gemahlin und ihren Bruder freizulassen, ergebe ich mich."
„Ei, du Winzling, das will ich gar nicht!" erwiderte Bur goigne boshaft. „O nein, auf das Vergnügen, dich zur Hölle zu schicken, verzichte ich nicht! Stell dich mir im Zweikampf, auf Leben und Tod! Vielleicht bin ich dann, wenn ich dich in Stücke gehauen habe, in gnädiger Stimmung und lasse die beiden ziehen."
Adrian war klar, dass er das Duell nicht überleben würde, selbst wenn er Burgoigne bezwang. Nie und nimmer würde die Horde der Soldaten den Tod des Herren hinnehmen.
Man würde den Sieger auf der Stelle erschlagen. Da die Blutfehde jedoch nur Adrian und Burgoigne betraf, hatten Meriel und Alan dann vielleicht doch eine Chance, Wenlock Castle zu entkommen. „Welch ritterliches Angebot!" sagte Adrian of Warfield verächtlich. „Du bist voll gerüstet und ich nicht. Dennoch, ich bin einverstanden. Halte deine Leute zurück, dann wird auch mein Schwager nicht eingreifen!"
„Wohlan, so sei es!" willigte sein Widersacher ein. „Formt den Kampfring!"
Unverzüglich kamen die Soldaten und Armbrustschüt zen dem Befehl nach und bildeten einen großen, von Fackeln erhellten Kreis.
Alan hielt das Kurzschwert zum Gruß aufrecht vor sich hin und sagte trocken: „Viel Glück, Adrian! Es war mir in mancherlei Hinsicht ein Vergnügen, dich zu kennen!"
Der Earl of Shropshire lächelte herzlich und drehte sich dann zu seiner Gattin um. Stolz und aufrecht stand sie im Winkel des Treppenhauses, doch ihr Gesicht war bleich. Ein seltsamer Glanz erfüllte die dunkelblauen Augen, ein Ausdruck, den Adrian sich nicht erklären konnte. Schweigend erwiderte sie seinen Blick, und mehr denn je wurde Adrian sich in diesem Moment der Schuld bewusst, die er ihretwegen auf sich geladen hatte. Bei dem Gedanken, Meriel vielleicht nicht mehr wiederzusehen, krampfte sich ihm das Herz zusammen, und bewegt flüsterte er: „Vergib mir, Meriel! Es tut mir leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe."
„Mir zuliebe bist du hier", entgegnete sie leise, „denn sonst sähest du jetzt nicht dem Tod ins Auge. Was vergangen ist, soll damit ausgeglichen sein. Unser aller Schicksal liegt in Gottes Hand. Möge der Allmächtige dich schützen."
Ein trauriger Ton hatte in ihrer Stimme mitgeschwungen, aber keine Bitterkeit. Überwältigt von dem Gefühl, dass Meriel verziehen hatte, lächelte Adrian zärtlich.
„Achtung!" schrie Alan plötzlich warnend auf.
Adrian wirbelte herum, sah Burgoigne auf ihn einstürmen und wich geschmeidig aus. Die Waffe seines Widersachers traf den schwarzen Gambesson und schlitzte ihn an der Seite auf.
Im Nu war Adrian in der Mitte des Ringes und nahm die Verteidigungsstellung ein.
Selbstverständlich verstieß es gegen die Gebote der Ritterlichkeit, einen unvorbereiteten Gegner rücklings anzugreifen. Es wunderte Adrian jedoch nicht, dass Burgoigne alle Regeln des Zweikampfes missachtete.
Hastig hatte Guy sich umgedreht und ein zweites Mal zugestoßen. Der Streich ging ins Leere, und die Wucht des Hiebes riss ihn von den Füßen. Er rutschte auf dem noch feuchten, glatten Boden aus, stürzte und fing den Fall mit dem rechten Knie ab. „Du Hurenknecht!"
fluchte er, während er sic h aufrappelte und langsam näherkam. „Sprich dein letztes Gebet, denn nun werde ich dich erledigen und deine Reste den Raben zum Fraß vorwerfen!"
„Lass du deinen Beichtvater kommen!" erwiderte Adrian de Lancey kalt. „Selbst Heimtücke kann dir jetzt nicht me hr helfen!" Er wusste, dass er im Nachteil war. Er trug keine Panzerung, und der Aufstieg über Steilwand und Be festigungsmauer hatten ihn ermüdet. Es war ungewiss, ob er einen langen Kampf überstehen würde. Nur mit großem Glück würde es ihm gelingen, Burgoignes
Weitere Kostenlose Bücher