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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Schönheit. Viel wichtiger erschienen ihm Klugheit, Einfühlungsvermögen und das gütige, duldsame Naturell, das seine Mutter ausge zeichnet hatte. Es wäre gut, wenn sie den Charme und Grazie jener jungen Novizin aus Lambourn Priory hätte, die ihm nicht mehr aus dem Sinn ging, dazu den liebenswerten Humor und die verführerische Sinnlichkeit seiner ersten Anverlobten.
    Die Magd Olwen, fünf Lenze älter als er, hatte ihn in die Geheimnisse der körperlichen Liebe eingeweiht. Von ihr hatte er gelernt, welche Wonnen ein Mann zu schenken und zu empfangen imstande war. Sie hatte ihm die Überzeugung vermittelt, dass in einer echten Liebesbeziehung Schuldgefühle und Gewissensbisse überflüssig waren. Jahrelang war sie sein Liebel gewesen, bis zu dem Tag, an dem sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie sich zu vermählen gedachte. Ruhig hatte sie ihm zu verstehen gegeben, sie habe den Müller sehr gern, dem kurz zuvor die Frau gestorben war, und freue sich auch darauf, seinen vier kleinen Kindern eine gute Mutter zu sein, da sie offensichtlich unfruchtbar sei. Sie hatte es zwar nicht ausgesprochen, doch Adrian nahm an, dass ihr auch daran gelegen gewesen war, wieder eine achtbare Frau zu sein.
    Zum Abschied hatte er Olwen ein großzügig bemessenes Handgeld für die Aussteuer überreicht und die Trennung sehr bedauert, bis zum heutigen Tage. Allein der Gedanke an diese Frau erregte ihn, denn er hatte schon seit Monaten keinem Weibe mehr beigewohnt.
    Noch immer unter dem Einfluss der klösterlichen Erziehung stehend, hatte er sich bisher nicht überwinden können, leichtfertig einer Buhle beizuliegen und sie am nächsten Morgen zu vergessen. Manchmal dachte er, dass alles viel leichter wäre, hätte er Fontevaile Abbey nicht verlassen — oder überhaupt nie betreten.
    Es wunderte ihn nicht, dass er die Richtige noch nicht gefunden hatte. Das, was er sich vorstellte, schien es nicht zu geben. Und sollte es doch der Fall sein, so würde sie einen Gemahl haben wollen, der gleichermaßen ein Aus bund an Tugenden war. Und das traf auf ihn nicht zu.
    Adrian drehte sich auf die Seite, verbarg das Gesicht in der federgefüllten Matratze und dachte erneut an Isabelle de Sceaux. An sich war sie eine recht geeignete Partie, die ihm in der Maine zudem ausgedehnte Ländereien einbringen würde. Möglicherweise bekam er eine andere Meinung von ihr, wenn er sie einige Monate nicht gesehen hatte. Wahrscheinlich erschien ihm dann die Aussicht, sie zu freien, doch sehr viel verlockender.

4. KAPITEL
    AVONLEIGH, SHROPSHIRE
    Im April des Jahres 1148
    Mit dem Vorsatz, die wichtigsten Aufgaben möglichst schnell zu erledigen, um dann an diesem herrlichen Frühlingstage eine Weile Zeit für sich zu haben, hatte Meriel de Vere sich früh vom Nachtlager erhoben, gewaschen und rasch angekleidet. Nachdem sie das Morgenbrot eingenommen und dem Gesinde die täglichen Arbeiten aufgetragen hatte, verließ sie das Haus und ging über den Hof auf das Gebäude zu, in dem die Beizvögel untergebracht waren.
    Alan de Vere war seit nunmehr zwei Sommern mit dem Gut belehnt, und in diesen beiden Jahren hatten er und Meriel die Hände nicht in den Schoß gelegt. Überall herrschte auch heute reges Treiben. Dörflerinnen waren zum Brotbacken im neuen Ofenhaus gekommen, und Zimmerleute richteten die Balken für eine weitere Scheuer auf. Der Ziege ldecker besserte das Dach der Schmiede aus, und der Schmied hämmerte an den Angeln für das Tor der im Bau befindlichen Scheune. Es war ein Bild fröhlichen Le bens, das sich Meriels Augen bot, so ganz anders als der Eindruck der Vernachlässigung und des Verfalles, den sie und ihr Bruder beim Einzug in Avonleigh gewonnen hatten.
    Alan hielt sich mit Mylord Moretons Heergesinde in der Normandie auf und würde noch mindestens zwei Monate fort sein. Bis zu seiner Rückkehr stand Meriel dem Anwesen vor, mit den Rechten und Pflichten des Hausherren, und wurde in allen Belangen um Rat gefragt.
    Auch jetzt kam der Verwalter zu ihr und wollte wissen, ob sie mit dem mageren Huhn eines Bauern als Pacht für seine
    Kate einverstanden sei. Der eine behauptete, die Henne sei krank, während der andere beharrlich entgegnete, er habe ein vollkommenen gesundes Tier mitgebracht. Es sei zwar ein Kümmerling, doch in diesem Lenz habe er nur kleinwüchsige Hühner. Der Sitte entsprechend galt ein Huhn dann als kräftig, wenn es vor Angst über einen Zaun oder ein anderes Hindernis flog, und der Verwalter bestand darauf, diesen Brauch

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