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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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auszuführen. Leider war die Henne sehr dumm und rannte dreimal verstört gackernd davon, bis sie endlich begriffen hatte und über einen Bretterstapel flatterte. Mühsam das Lachen zurückhaltend, willigte Meriel in ernstem Ton ein, den Zins in Form des Huhns entgegenzunehmen, und eilte dann in das Vogelhaus, bevor sie ein weiteres Mal aufgehalten werden konnte.
    Sie Schloss den hölzernen Torflügel und blieb schweigend in dem von Dämmerlicht erfüllten Raum stehen. Edmund, der Falkner, war soeben damit befasst, einem jungen Habicht die Glöckchen umzubinden. Hatte sich das Tier daran und an die Stimme seines Herrn gewöhnt, wurde es so lange von einer Schnur gehalten und mit Fleischstücken gelockt, bis es gelernt hatte, zu seinem Besitzer zurückzufliegen. Später wurde er durch den Flügel einer weißen Taube, dem Federspiel, zur Rückkehr bewogen, bevor man ihn auf Hasen, Wachteln, Rebhühner oder Fasane warf.
    Alan konnte sich glücklich schätzen, dass er einen so ge schickten Mann gefunden hatte.
    Edmund war nicht mehr der Jüngste und lange in Diensten eines adeligen Herrn gewesen, der ihn zu Unrecht des Todes eines wertvollen weißen Gerfalken beschuldigt hatte. Jetzt kam Avonleigh in den Genuss seines hervorragenden Wissens.
    Sobald er die schwierige Arbeit beendet hatte, sagte Meriel leise: „Ich möchte Chanson holen."
    Er warf ihr einen warnenden Blick zu. „Gehe behutsam mit ihr um", mahnte er. „Sie ist heute sehr unruhig."
    „Bin ich je unvorsichtig gewesen?" entgegnete Meriel de Vere achselzuckend und ging an der Reihe der schlafend auf den Stange n hockenden Sperber, Habichte und Falken vorbei.

    „Nein, du hast mir noch keinen Beizvogel verdorben", gab Edmund mit einem anerkennenden Lächeln zu. Anfänglich hatte er Bedenken, als die Herrin ihm zur Hand gehen wollte, erkannte jedoch bald ihre Leidenschaft für die Falknerei und ihre Begabung, mit den empfindlichen Tieren umzugehen. Ihre Kenntnisse waren zwar nicht sehr umfangreich, doch ihn entschädigte die Freude, eine ausgesprochen gelehrige Schülerin zu haben.
    Meriel hielt vor Chanson an und nahm sie auf die behand schuhte Linke. Der Pelegrin, ein stattliches, unbestritten zu den schönsten, flugschnellsten und jagdtüchtigsten Beizvögeln zählendes Tier, plusterte wohlig das schwarze Gefieder auf und krümmte den Hals, um sich kraulen zu lassen. Meriel hatte den Nestling zusammen mit einem zweiten im vergangenen Lenz bei einem Besuch ihrer Angehörigen in Wales entdeckt. Der männliche Jungvogel war abgerichtet und Mylord Moreton zum Dank für das Lehen geschenkt worden. Das weibliche Tier, die Sahin, hatte Meriel behalten und liebte sie ebenso wie Rouge, den zwei Jahre zuvor eingegangenen Merlin.
    Sie verließ das Falkenhaus und begab sich in die Stallungen. Der Knecht hielt die bereits aufgezäumte Stute am Zügel.
    „Ich bin gleich soweit, Mistress", sagte Ayloffe, während er ihr in den Sattel half.
    „Lass dich nicht stören", erwiderte sie. „Ich werde allein ausreiten."
    „Das würde der Master bestimmt nicht gutheißen", wand te der Knecht stirnrunzelnd ein.
    „Da er nicht hier ist, wird er nichts davon erfahren, nicht wahr?" entgegnete Meriel leichthin und fügte in beschwichtigendem Ton hinzu: „Mach dir keine Sorgen, Ayloffe. Ich werde das Gebiet von Avonleigh nicht verlassen."
    „Es ist gefährlich, sich ohne Begleitung ins Gelände zu wagen", warnte der Knecht.
    „Vergiss nicht, es gibt zwei mächtige Herren, die sich um Shropshire zanken wie Hunde um einen saftigen Knochen!"
    „Ich setze mich keiner Gefahr aus", sagte Meriel überzeugt. „Zwischen mir und den sich befehdenden Earls liegt die gesamte Breite des Königlichen Waldes. Außerdem wäre wir rettungslos verloren, falls einer der beiden uns angreifen sollte."
    „Um den Hof sorge ich mich nicht", erwiderte Ayloffe. „Aber um dich, Herrin. Du könntest Räubern in die Hände fallen. Wir leben in unsicheren Zeiten."
    „Ach was!" Lächelnd streichelte Meriel mit der Rechten den schlanken Hals des Pferdes.
    „Sollten mir tatsächlich Strauchdiebe begegnen, wird Rosalia ihnen davonrennen." Ehe der Kriecht weitere Einwände erheben konnte, setzte Meriel die Stute in Bewegung und trabte davon.
    Auf dem Weg durch die Äcker fragte Meriel sich belustigt, warum Frauen von Männern stets wie unmündige Kinder behandelt wurden. Manchmal empfand sie die betuliche, wenngleich achtungsvolle Fürsorge, die ihr vom gesamten Gesinde zuteil wurde, als lästig, so

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