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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Forst und nahm, dem Klingeln der Schellen folgend, die Suche nach der ausgerissenen Sahin auf. Einer schmalen Wild spur nach Westen folgend, hielt sie das Pferd von Zeit zu Zeit an, setzte die beinerne Flöte an die Lippen und hoffte, der Lockruf möge Chanson aufmerksam machen. Es war ein schwieriges Unterfangen, die Spur der Sahin zu behalten, da das Läuten der Glöckchen nicht einfach zu orten war. Langsam verzweifelnd, fragte sie sich, ob sie den Pelegrin je wiederfinden würden, denn manchmal hatte sie den Eindruck, dass die verspielte Chanson sie absichtlich in die Irre führte.
    Je weiter sie in das Dickicht vordrang, desto unbehaglicher wurde ihr. Nur vereinzelt fielen Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen, und die Düsternis begann Meriel zu schrecken. Hinter jedem Stamm, in allen dunklen Winkeln konnte Gefahr lauern, wilde Bestien oder Vagabunden, die raubend durch die Gegend streunten. In ebenem, übersichtlichem Geländ e hätte Meriel sich schnell durch scharfen Galopp einem Angriff entziehen können, doch mitten im Tann war das nicht möglich.
    Sich einredend, dass ihre Ängste unbegründet seien, blieb sie dem Pelegrin noch eine Weile auf der Spur, beschloss dann jedoch, unverrichteter Dinge umzukehren, da es zunehmend finsterer wurde. Sie war allein, ohne Schutz und viel zu weit von Avonleigh entfernt. Es war besser, die Suche am nächsten Tage mit Edmund und Ayloffe fortzusetzen.
    Das Geläut der Falkenglöckchen war in recht großem Umkreis zu hören, und mehrere Beteiligte hatten es leichter, Chanson zu entdecken. Vielleicht ließ sie sich wieder zurückholen.
    Im Begriff, die Stute zu wenden, zuckte Meriel jäh zusammen und schrie auf. Ein riesiger Braunbär brach aus dem undurchschaubaren Unterholz und schlug mit der Pranke nach dem Hals des Pferdes.
    Rosalia scheute und stieg erschrocken auf die Hinterläufe. Durch den Ruck löste sich der Sack mit der Beute des Pelegrin vom Sattel und flog in hohem Bogen in das Gestrüpp.
    Das überraschende Auskeilen traf Meriel vollkommen unvorbereitet. Obgleich sie eine gute Reiterin war, konnte sie sich nicht mehr im Sattel halten, wurde hinabgeschleudert und stürzte hart zu Boden. Der Aufprall raubte ihr die Luft, und hilflos rang sie um Atem. Entsetzt sah sie den Bären sich umdrehen und sie aus kleinen, glitzernden Augen anstarren. Im Zwielicht schimmerten die Fangzähne gelblich unter den hochgezogenen Lefzen, und die langen Krallen wirkten wie spitze Dolche. Im stillen auf das Ende gefasst, schickte Meriel ein Stoßgebet zum Himmel und bat Gott, ihrer Seele gnädig zu sein.
    Einen Herzschlag später wirbelte der gewaltige Braunbär so flink herum, dass Erde aufspritzte und Meriel Fetzen von Moos und Tannennadeln ins Gesicht stoben. Er ließ sich auf die Tatzen fallen und rannte behende der verstört durch die schmale Schneise flüchtenden Stute nach. Meriel konnte das angstvolle Wiehern und dumpfe Trommeln der Hufe noch hören, nachdem beide Tiere längst außer Sicht waren.
    Nach einer Weile setzte sich Meriel auf und flüsterte mit bebenden Lippen: „Gelobt sei der Herr! Wenn Alan erfährt, wie sorglos ich war, wird er mir das niemals verzeihen!" Ihr dröhnte der Kopf, und sämtliche Glieder taten ihr weh, doch sie war wenigstens unverletzt, auch wenn sie bestimmt viele blaue Flecken bekommen würde. Mühsam stand sie auf und verzog gequält den Mund, als ein scharfer Stich das rechte Fußgelenk durchzuckte. Ihr wurde schwarz vor den Augen, und schwach sank sie auf den Bo
    den zurück. Vorsichtig betastete sie die
    schmerzende Stelle und kam zu der Überzeugung, dass sie sich das Bein nur verstaucht hatte.
    Sie hob den Rock der braunen Tunika, zerrte an der weißen Chainse und wickelte den von dem leinernen Untergewand abgerissenen Stoffstreifen fest um den Knöchel.
    Tapfer die Zähne zusammenbeißend, erhob sie sich, wankte zu dem vor einem Strauch liegenden Ledersack und warf ihn sich über die Schulter. Der Beutel war schwer, und unter den Umständen hätte Meriel sich eine weniger ertragreiche Ausbeute gewünscht, aber sie war nicht ge willt, sich die Last zu erleichtern und auf einen guten Braten zu verzichten.
    Taumelnd machte sie sich auf den Weg. Es würde lange dauern, bis sie Avonleigh erreichte, und dann war es sicher schon Nacht. Jeder würde in Angst und Schrecken sein, wenn die herrenlose Stute vor ihr eintraf. Meriel lächelte reumütig. Das war bestimmt das letzte Mal, dass sie ohne Begleitung ausreiten konnte, und irgendwie

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