historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Maud nur in die Hände spielen. Aber der junge Henry Plantagenet gefällt mir."
Entspannt lehnte Adrian sich zurück, trank einen Schluck Wein und sah wieder den rothaarigen Jüngling vor sich, den er in Ro uen getroffen hatte. Der Wunsch, den Sohn Mauds of England und des Comte d'Anjou näher kennenzulernen, war einer der Gründe gewesen, warum er sich dem Gefolge der Königstochter angeschlossen hatte.
„Henry zählt zwar erst fünfzehn Lenze", fuhr er nachdenk lich fort, „wird aber in wenigen Jahren zu einem fähigen Herrscher herangewachsen sein und dem königlichen Großvater in nichts nachstehen. Sollte es je zu einer Ent scheidung zwischen ihm und Eustace kommen, werden die Edlen gewiss ihn zum Führer des Reiches wählen. Selbst die habgierigsten Barone sind des Streitens und der anhaltenden Unsicherheit im Lande überdrüssig."
„Hoffentlich!" brummte Richard skeptisch.
„Sobald Henry das Erbe seines Vaters angetreten hat, besitzt er die Macht und die Mittel, sich England Untertan zu machen, falls ihm die Krone nicht freiwillig angeboten werden sollte", sagte Adrian überzeugt. „Mauds Verbündete hier im Westen müssen nur fest zusammenhalten und Ruhe bewahren, wenn sie sich auf der Seite des Siegers wiederfinden wollen. Maud ist ja, um sich der anhaltenden Treue ihrer Anhänger zu versichern, wirklich sehr großzügig mit der Vergabe von Lehen und Privilegien. Allerdings kosten diese Schenkungen sie nicht mehr als das Pergament, auf dem sie geschrieben sind."
„Was hat sie dir denn zugestanden?"
„Die schriftliche Bestätigung meines Lehens und die gnädige Erlaubnis, eine dritte Zwingburg zu bauen, wann immer es mir notwendig erscheint", antwortete Adrian trocken.
Richard pfiff leise durch die Zähne und sagte beeindruckt: „Das ist fürwahr ein sehr wertvoller Freibrief!"
„Nicht wahr? Insbesondere im Hinblick auf Henrys Ankündigung, er wolle, sobald er Herrscher von England sei, alle Festungen schleifen lassen, die nicht durch königliches Dekret abgesichert sind. Es mange lt ihm wahrlich nicht an Selbstvertrauen und gesundem Menschenverstand."
„War das Mauds einzige Belohnung für dich?" erkundigte Richard sich gespannt.
„Nein. Sie bewilligte mir noch einige weniger wichtige Vorrechte wie die Möglichkeit, in den königlichen Waldungen zu jagen", erwiderte Adrian, trank einen Schluck Wein und äußerte dann in beiläufigem Ton: „Außerdem hat sie mich zum Earl of Shropshire erhoben."
Richard starrte den Halbbruder an und fragte verdutzt: „Glaubst du, sie hat das im Gegenzug auf die Ernennung Guys de Burgoigne getan, der kurz nach deiner Abreise von Stephen zum Earl of Shropshire gemacht wurde?"
„Ja", bestätigte Adrian. „Natürlich war ich nicht erfreut, als mir in Rouen die Kunde von Burgoignes Bestallung in den Grafenstand zu Ohren kam. Maud konnte sich denken, was ich empfinden musste, und ging wohl davon aus, dass ich einen Anreiz brauchte, um Burgoigne zu vertreiben." Adrian hielt inne, blickte einen Moment mit regloser Miene in das lodernde Feuer und murmelte dann tonlos: „Sie konnte nicht wissen, dass es keinen solchen Anreizes bedarf."
Richard leerte seinen Becher und schenkte sich nach. Im stillen billigte er die List der Königstochter. Es geschah nicht zum ersten Male, dass sie und Stephen de Blois zwei verschiedenen Edelmännern den Titel eines Earl ein und derselben Grafschaft verliehen. Die Einkünfte aus dem Le hen fielen dann an den Vasallen, der die größere Macht besaß.
Richard stützte das Kinn auf die Hand, sah Adrian an und sagte ernst: „Da Burgoigne Mylady Chastain zur Ehe ge zwungen und somit halb Shropshire in seine Gewalt gebracht hat, bist du genau der Richtige, der ihn in Schach halten kann."
„Ganz recht. Cecily de Chastain tut mir leid. Es muss furchtbar für sie gewesen sein, dass Burgoigne sie entführt, entehrt und so zur Vermählung genötigt hat. Dieses Scheusal würde man selbst dem ärgsten Zankteufel unter der Sonne nicht zum Gatten wünschen!"
Es war sicher Pech, dass Mylady Chastain ausgerechnet einem Grobian wie Burgoigne in die Hände fallen musste, doch die freie Wahl des Gemahles hätte ihr ohnehin nicht zugestanden. Alle Frauen edlen Geblütes waren Mündel des Königs und somit Figuren im Spiel um Begünstigungen, Einfluss und Macht.
„Wenn wir Burgoigne getötet haben", meinte Richard achselzuckend, „bekommt Mylady die Freiheit zurück. Stimmt es eigentlich, dass Demoiselle de Sceaux dir jetzt versprochen
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