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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Entscheidung mächtig sind, kann von Ehebruch nicht die Rede sein. Dann handelt es sich nicht um eine Todsünde, und so mancher meint, es sei überhaupt kein Verstoß gegen kirchliches Gebot."
    „Männer neigen schnell zu solchen Ansichten", erwiderte Meriel höhnisch, „weil sie mit diesem Vorwand gern junge Mädchen verführen, die dann leichtfertig von ihnen verlassen werden. Sie haben die Folgen des Vergnüge ns ja auch nicht zu tragen. In meinen Augen ist eine Frau, die nicht auf sich achtet, eine Törin!"
    „Flüchtige Beziehungen waren nie mein Geschmack, weder gestern noch heute. Hab Vertrauen zu mir! Ich werde dich nicht betrügen."
    „Schöne Worte, Herr! Nur, warum sollte ich ihnen glauben?"
    „Ich lüge nicht, Meriel!" entgegnete Adrian eindringlich, um sie von seiner Anständigkeit zu überzeugen.
    „Weshalb sollte ich dir trauen?" fragte sie und hob die Brauen. „Du hast es vorhin auch nicht getan!"
    „Im Gegensatz zu dir spreche ich die Wahrheit."
    Verlegen wich Meriel dem Blick des Earl aus.
    Das bestätigte ihn in der Annahme, dass sie ihre Geschichte erfunden hatte. Es war kein Kunststück, das zu merken, und er bedauerte nur, nicht ebenso schnell die Informatio nen herausfinden zu können, die sie ihm bewusst vorent hielt. Doch es war nicht von Belang, welche Vergangenheit sie hatte. Ganz gleich, welcher Art ihre Schandtaten sein mochten, ihm waren sie einerlei.
    „Ich war ehrlich, als ich sagte, dass ich keine Verfehlung begangen habe, und bin es auch jetzt." Da der Earl sich näherte, wich Meriel zurück, bis sie unversehens gegen eine Bank stieß. Sie klammerte sich an die geschweifte Armlehne und fuhr mit plötzlich belegt klingender Stimme fort: „Selbst wenn mir nichts an meiner Ehre läge, würde ich niemals aus eigenem Antrieb das Lager eines Mannes wärmen, der mich gefangen hält."
    „Sofern ich dich ziehen ließe und dich erneut bitten würde", fragte Adrian leise, „würdest du dann einwilligen?"
    „Gib mich frei und finde es heraus!" erwiderte Meriel kalt.
    „Glaubst du, unbehelligt reisen zu können? Falls du wirklich nach Nottingham willst."
    Adrian konnte nicht umhin, ihren Mut zu bewundern; ihre Unvernunft indes war erstaunlich.
    „Du hältst mich für hartherzig, aber ich wäre weitaus rücksichtsvoller zu dir als die Wegelagerer oder trunkenen Marodeure, denen du begegnen würdest."
    „Heißt das, ich bleibe in Gewahrsam?"
    „Du kannst meine Geliebte oder meine Gefangene sein", antwortete Adrian gleichmütig.
    „Du hast die Wahl."

    Meriel sah ihm an, dass es ihm ernst war. „Du lässt mir keine Wahl", brauste sie auf. „Ob so oder so, ich werde von dir festgehalten."
    „Im Leben ist man niemals unabhängig", entgegnete er, äußerlich gefasst, doch mit einem scharfen Unterton. „Wir alle haben unsere Pflichten, auferlegte und selbstgewählte. Nur Menschen, die sich um nichts und niemanden kümmern, genießen ein zwangloses Erdendasein. Dafür müssen sie dann eine Ewigkeit lang büßen."
    Zu jeder anderen Zeit und nicht an dieser Stelle hätte Meriel zugegeben, dass die Worte des Earl of Shropshire ein Körnchen Wahrheit enthielten. „Deine Argumentation ist mir zu hoch", sagte sie kühl. „Mir, einem einfachen Mädchen mit schlichtem Gemüt, genügt es zu wissen, dass ich gestern noch unbeschadet des Weges ziehen konnte und es mir beliebte, über mein Schicksal zu entscheiden. Jetzt soll ich zwischen dem Gefängnis und deinem Bett wählen. Ich ziehe den Kerker vor! Dort bleibt wenigstens meine Ehre unangetastet!"
    „Von Waliserinnen heißt es, dass sie angeblich nur dem Ruf ihres Herzens folgen und keine Sünde darin sehen, sich einem Manne zu schenken, den sie lieben", erwiderte Adrian spöttisch. „Oder stimmt das nicht?"
    Meriel fühlte sich an den Stolz und das Selbstbewusstsein der Mutter erinnert, und diese Wesenszüge hatte sie von ihr geerbt. „Wir Waliserinnen wissen unsere Freiheit mehr denn alles andere zu schätzen", sagte sie heftig. „Ich könnte nie jemanden lieben, der mich in meiner Unabhängigkeit einschränkt."
    „Man soll niemals nie sagen", gab Adrian ihr zu bedenken.
    Sie Schloss die Augen und strich sich müde über die Stirn, unfähig zu begreifen, warum er so beharrlich blieb. Vermutlich entsprach es seinem Naturell, sich durch eine Weigerung besonders herausgefordert zu fühlen. Hoffentlich war seine Leidenschaft nur ein Strohfeuer, das erlosch, wenn er seinen Willen nicht bekam. Es wäre fürchterlich, sollte er zu den

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