historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Männern zählen, die sich mit Gewalt nahmen, was ihnen nicht zufiel.
Adrian ahnte, welche Richtung Meriels Gedanken eingeschlagen hatten. „Du meinst, alles sei nur eine Laune, und mein Interesse an dir würde bald erlahmen. Du täuschst dich.
Unbeständigkeit ist keine meiner Eigenschaften. Ich wünsche mir, dass mein Angebot dir nach reiflicher Überle gung verlockender erscheint."
„Auch wenn du mir Bedenkzeit gibst, werde ich den Sinn nicht ändern!" entgegnete Meriel hitzig, schlug die Lider auf und schaute den Earl zornig an.
„Findest du mich widerwärtig?"
Er wirkte wie ein ungezähmter Falke, und seine herbe männliche Schönheit, die bedrohlich wirkende Ausstrahlung, die von ihm ausgehende Kraft, ließen sie nicht gleichgültig. „Nein", gestand sie befangen. „Aber ich kann nichts für jemanden empfinden, der mein Bewacher ist."
„Nun, es könnte sein, dass du in einigen Tagen anderer Auffassung bist", sagte Adrian beherrscht. „Komm!" Er wartete, bis sie das Studierzimmer verlassen hatte, begleitete sie bis zu ihrer Kammer und blieb in der offenen Tür stehen.
Im Gemach angekommen, drehte Meriel sich um und sah ihn misstrauisch an, fürchtend, er würde sie noch einmal küssen.
Er strich ihr jedoch nur sacht über die pochende Schläfe und das lose Haar.
Unwillkürlich zuckte sie zurück, erschreckt über den Ausdruck der Begierde, der in seinen Augen stand.
Sogleich ließ er die Hand sinken und sagte leidenschaftslos: „Ruhe wohl. Wir sprechen ein andermal weiter." Brüsk wandte er sich ab und schritt aus dem Raum.
Das Knirschen des Schlüssels im Schloss klang Meriel wie der Vorbote nahenden Unheils.
6. KAPITEL
Schwere, im Klang vertraute Schritte näherten sich im Gang, und unwillkürlich blickte Cecily de Chastain auf. Sie war nicht begeistert, dass ihr Gemahl bereits nach Wenlock Castle zurückkehrte, da sie gehofft hatte, einige Tage länger vor ihm Ruhe zu haben.
Ungestüm wurde die Tür geöffnet, und mit wütender Mie ne betrat Guy de Burgoigne, ein robuster, stämmiger und breitschultriger Mann, das Gemach, gefolgt von Vincent de Gembloux, seinem Marschall, den Cecily ebenso hasste wie ihn. Mit gebieterischer Geste scheuchte er die drei Edelfrauen hinaus, die der Burgherrin beim Sticken Gesellschaft geleistet hatten, und ließ sich schnaufend in einen Faltsessel fallen. „Feuer und Schwert!"
fluchte er laut, ohne seine Gattin eines Blickes zu würdigen. „Warum musste der Hundesohn uns zuvorkommen? An sich hätten wir es schaffen können, mindestens drei von seinen Weilern niederzubrennen und zu plündern, wäre er mit seinem Gesindel nicht bereits dagewesen! Wieso weiß der Hurenknecht eigentlich immer im voraus, wo wir angreifen wollen?"
„Vielleicht hat er einen Pakt mit dem Satan geschlossen?" sagte Vincent de Gembloux trocken.
„Ach, was! Dieser verweichlichte Betbruder würde schon beim bloßen Gedanken daran in Ohnmacht fallen! Nur dem Namen nach ist er kein Mönch!"
„Für einen hasenfüßigen Frömmler kämpft er aber sehr wacker!" erwiderte der Marschall freimütig.
Unwillkürlich zuckte Cecily zusammen. Ihr Mann hatte ein aufbrausendes, jähzorniges Wesen, das von jedem in Wenlock gefürchtet wurde. Doch gelegentlich konnte der Hauptmann sich solche Bemerkungen erlauben, da er der einzige war, dem ihr vom König zum Earl of Shropshire erhobener Gemahl einen gewissen Respekt zollte.
Guy de Burgoigne lachte poltrig auf. „Ja, er hält sich tapfer", räumte er ein. „Aber er ist längst kein so gewitzter Kämpe wie ich. Eines Tages wird er mir von Angesicht zu Angesicht entgegentreten müssen, und das wird sein Ende sein! Mag er jedoch ruhig noch eine Weile auf Erden wandeln! Im Moment ist es mir wichtiger, mich seiner Ländereien zu bemächtigen.
Niemand soll einen Zweifel haben, wer der wahre Earl of Shropshire ist! Dann ist es aus mit den üppigen Steuereinnahmen, durch die er jetzt noch im Vorteil ist! Das Beste ist, die Truppen zu vergrößern, damit ich ihm ein für allemal das Handwerk legen kann!"
„Du willst Söldner anwerben?" fragte Vincent de Gembloux überrascht. „Das wird dich teuer zu stehen kommen."
„Deshalb habe ich es bislang ja auch unterlassen", brummte der Earl of Shropshire mürrisch. „Mit drei oder vier Schwadronen tüchtiger Krieger sollte es möglich sein, noch vor Ende des Sommers seine Gebiete mit Tod und Verwüstung zu überziehen und die Memme in der leider uneinnehmbaren Burg einzuschließen. Die Belagerung
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