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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Mundwinkel zuckten flüchtig. „Ist Bronwen die Gemahlin eines normannischen Chevaliers?" wollte er dann wissen.
    „Natürlich nicht!" behauptete Meriel und machte ob der Unterstellung große, erstaunte Augen. „Der Mann meiner Schwester ist nur ein einfacher Flickschuster, der allerdings viel zu tun hat."

    „Angenommen, in Wales ist die Haltung von Beizvögeln gestattet", sagte Adrian de Lancey und furchte die Stirn, „so ist sie unserer Bevölkerung strikt untersagt, auch einem Schuhmacher, selbst wenn er noch so viel zu tun hat! Mich würde also interessieren, was du mit dem Pelegrin im Hause deines Schwagers anfangen wolltest."
    „Bis gestern wusste ich nichts von dem Verbot", entgegne te Meriel und gab sich Mühe, einen geknickten Eindruck zu machen. „Ich wollte Chanson aber nicht bei meinem Bruder lassen. Dann hätte ich sie niemals wiedergesehen."
    „Wo hat sie das Wild erlegt?" Adrian de Lancey stützte die Ellbogen auf die Armlehnen und verschränkte die Finger vor der Brust.
    „Auf dem Brachland östlich des Königlichen Waldes", bekannte Meriel wahrheitsgemäß und gewann an Sicherheit. „Ein Bauer erzählte mir, es sei niemandes Eigentum."
    „Angeblich befandest du dich auf der Reise von Gwynedd nach Nottingham. Von uns aus gesehen, liegt das walisische Fürstentum in westlicher, Nottingham hingegen in nordöstlicher Richtung. Du beteuerst, im Osten des Tanns ge jagt zu haben, wurdest von uns jedoch, meilenweit von der mutmaßlichen Stelle entfernt, im Westen angetroffen."
    Meriel war froh, nicht wieder schwindeln zu müssen. „Ich befürchtete, mein Falke würde einer auffliegenden Hacktaube folgen, und ritt ihm nach, um ihn zurückzulocken. Unterwegs brach der Bär aus dem Unterholz, und ich wurde aus dem Sattel geschleudert. Da ich hoffte, die entflohene Stute wiederzufinden, wankte ich weiter, und dann bist du mit deinem Gefolge auf mich gestoßen."
    „Hm, es mag stimmen, was du sagst", räumte Adrian de Lancey ein. „Da sie angeblich ein alter Klepper war, wird sie wohl nicht weit gelaufen sein. Andererseits ist deine Geschichte vielleicht nur ein raffiniert gewobenes Lügenge spinst. Kannst du mir einen vernünftigen Grund nennen, warum ich dich nicht wegen Diebstahls einsperren sollte?"
    „Ich, eine Diebin?" platzte Meriel erschrocken heraus, und neue Furcht beschlich sie. „Ich habe mich nicht an fremdem Eigentum vergriffen und war auch nicht unberechtigt auf der Waid!"
    „Du hast behauptet, dass du auf deines Bruders Pferd die weite Strecke geritten bist", hielt Adrian ihr vor. „Es muss ein recht kräftiges Tier gewesen sein, denn sonst hätte es dich niemals von Gwynedd nach Shropshire getragen. Ich bezweifele, dass du überhaupt aus Wales gekommen bist. Gestern ist mir aufgefallen, dass du für jemanden, der vorgeblich seit Tagen durch die Lande zog, trotz der Verschmutzung deines Kleides einen erstaunlich sauberen Eindruck machtest."
    Im stillen verfluchte Meriel den Scharfblick des Earl. Unversehens kam ihr ein Gedanke, den sie wie einen rettenden Strohhalm ergriff. „Ich habe nicht im Walde ge schlafen, sondern in Klöstern die Nächte verbracht. Und die Stute habe ich auch nicht gestohlen!"
    „Nein, du hast sie dir nur angeeignet", entgegnete Adrian de Lancey und lächelte spöttisch.
    „Das ist natürlich ganz etwas anderes! In welchen Stiften hast du denn genächtigt?"
    Nun war Meriel in der Klemme. In Gwynedd gab es nicht sehr viele Ordenshäuser, und auf dem Weg hierher lag keines, dessen Namen sie gekannt hätte. Wieder kam ihr ein rettender Einfall, auch wenn er möglicherweise nicht sehr glücklich war, da der Earl ihn schnell überprüfen konnte. „Vor zwei Tagen war ich bei den Benediktinerinnen in Shrewsbury", antwortete sie dreist, „und vorher in Wales. Die Stifte dort sind dir gewiss nicht geläufig."
    „Mir wahrscheinlich mehr als dir!" erwiderte Adrian trocken. „Könnte es sein, dass in Shrewsbury jemand sich deiner entsinnt?"
    „Im Kloster herrschte ein ständiges Kommen und Gehen", sagte Meriel achselzuckend.
    „Wer sollte sich an eine so unbedeutende Reisende wie mich erinnern?"
    „Ja, wer wohl? Es würde mich sehr wundern, wenn du überhaupt dort gewesen bist! Nun gut, widerrechtliche Aneignung des Pferdes kann ich dir nicht anlasten, da niemand es gesehen hat, aber den Besitz des Falken. Entweder hast du den Pelegrin geraubt, oder er war seinem Herrn entflogen und wurde von dir eingefangen. Dann hast du ihn, um nicht als Diebin bezichtigt

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