historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
beim Schwertkampf alle Finessen nutzenden Männer mit vor Staunen offenen Mündern. Adrian genoss es, die Klinge mit Richard zu kreuzen, und für die Zuschauer war es eine gute Lehre, die ihnen sicher auch Respekt vor dem Zwingherren einflößte.
Selbst Walter of Evesham musste sich eingestehen, dass ungeachtet aller Zweifel an Mylord Warfields Verstand mit seinem Schwertarm noch alles ganz in Ordnung war.
Der Aufenthalt in London hatte das gewünschte Ergebnis gebracht, und die Rückreise nach Wenlock war ohne Zwischenfälle verlaufen. Guy de Burgoigne empfing den Hauptmann in seinem Audienzraum und begrüßte ihn ungnädig: „Du warst lange unterwegs! Ist es dir gelungen, einen reichen Juden zu finden, der willens ist, nach Shrewsbury umzusiedeln?"
Vincent de Gembloux nickte, während er sich Wein einschenkte, setzte sich dann unaufgefordert und antwortete zufrieden: „In der Tat, Sieur! Einen gewissen Benjamin l'Eveske."
„Gut, gut!" sagte der Burgherr ungeduldig. „Berichte!" „Nun, er ist ein überaus wohlhabender Kaufmann", erklärte der Marschall gelassen, „der seine Finger in allen möglichen Geschäften hat. Er handelt mit feinen Tuchen, teuren Gewürzen, fremdländischen Weinen und kostbaren Hölzern. Und natürlich ist er ein Geldverleiher. Also eine sehr fette Gans, die zu rupfen sich lohnt!" „Wann kommt er?"
„Anfänglich war er sehr zurückhaltend. Ich hatte Erkundigungen eingezoge n und erfahren, dass er sich mit der Absicht trug, seine Unternehmungen auf andere Städte des Reiches auszudehnen. Ich schmierte ihm Honig um das Maul und sagte ihm, dass erfolgreiche Kaufleute wie er nicht nach Lincoln oder York gehen sollten, sondern nach Shrewsbury, wo es keine anderen Juden gäbe, dafür aber alle Möglichkeiten, sich im Wollhandel mit Wales eine goldene Nase zu verdienen. Ich versicherte ihn des persönlichen Schutzes des Earl of Shropshire und beteuerte, Adrian of Warfield würde für seine Sicherheit geradestehen."
„Ja, und?" fragte Guy de Burgoigne barsch. „Hat er eingewilligt, sein Gewerbe bald nach Shrewsbury zu verlegen?"
Vincent de Gembloux hob die Hand und antwortete beschwichtigend: „Gemach, gemach!
Eveske ist kein Narr! Erst will er sich in der Stadt umschauen, mit anderen Handeltreibenden über die Einträglichkeit des Warenumschla
ges reden und sich vor allem nach einem
geeigneten Hause umsehen. Und selbstverständlich möchte er auch seinen Gönner und Schirmherrn kennenlernen."
„Sapperlot!" fluchte Guy de Burgoigne zornig. „Welches Spiel treibst du, Vincent? Du weißt, dass er Warfield nicht begegnen darf. Der Teufel soll mich holen, wenn ich mich dazu hergebe, anstelle dieser Memme den Kaufmann zu empfangen!"
„Dazu besteht keine Notwendigkeit", entgegnete der Hauptmann und lächelte selbstgefällig. „Eveske hat in der Zeit meines Aufenthaltes in London Informationen eingeholt und mir beim zweiten Besuch erklärt, er sei geneigt, das Angebot anzunehmen. Man habe ihm versichert", fügte Vincent de Gembloux mit leicht spöttischem Lächeln hinzu, „der Earl of Shropshire sei ein hochgeachteter Mann und Shrewsbury eine aufstrebende, gut bewehrte Stadt. Wir haben vereinbart, dass ich Eveske dort in Empfang nehme. Ich werde ihm sagen, Warfie ld habe alle Hände voll zu tun, Übergriffe missgünstiger Barone zurückzuschlagen, und sei daher verhindert, selbst mit ihm zu sprechen. Vielleicht sollten wir Warfields Burg Cheston angreifen, um deinen Widersacher aus Shrewsbury fortzulocken."
„Hm", brummte Guy de Burgoigne nachdenklich. „Der Einfall hat viel für sich."
„Nachdem ich im Namen des Earl of Shropshire mein tiefstes Bedauern über die unglücklichen Umstände ausgedrückt habe", fuhr der Marschall grinsend fort, „werde ich Eveske in das in der Nähe der Burg liegende Haus führen, das du nicht mehr benutzt. Es ist groß und geräumig und dürfte selbst einem reichen Geldsack genügen. Ich werde ihm versprechen, er könne zinslos dort wohnen, sofern er sich in der Stadt niederlässt. Da er dann der einzige jüdische Händler im gesamten Umkreis ist, wird der habgierige Wucherer die Gelegenheit beim Schöpfe ergreifen", fügte er listig hinzu.
„Bist zu wirklich überzeugt, dieser Eveske wird kommen?" fragte Guy de Burgoigne skeptisch.
„Ich bin ganz sicher!" erwiderte der Hauptmann. „Ihm brennt die Zeit auf den Nägeln. In London verdichten sich die Gerüchte, dass der Pöbel sich gegen die Juden wenden könnte, so wie es vor einigen
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