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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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berichtet wurde. Es konnte, durfte nicht sein, dass Meriel, seine fröhliche, herzensgute Schwester, nicht mehr leben sollte. „Nein, das glaube ich nicht", erwiderte er in gepresstem Ton.
    „Wahrscheinlich hat man nur nicht richtig nach ihr geforscht. Vielleicht haben Bauern sie irgendwo verletzt aufgestöbert, in die Kate gebracht und gesund gepflegt. Bestimmt ist sie längst wieder daheim und bedauert zutiefst, dass alle so in Angst und Schrecken um sie waren."
    „Alan, du machst dir etwas vor", entgegnete Mylord Moreton mitfühlend. „Niemand würde sie finden, falls sie von Wegelagerern überfallen, umgebracht und vergraben wur de. Oder sie ist vom Pferd gestürzt, hat sich den Hals gebrochen und wurde ein Opfer wilder Bestien."
    „Nein!" sagte Alan, entsetzt über die Vorstellung. „Ich glaube nicht, dass sie gestorben ist.
    Bitte, entlass mich aus dem Dienst, damit ich nach England reisen und sie suchen kann."
    Mylord Moreton seufzte leise. „Selbstverständlich erteile ich dir die Erlaubnis, Alan", stimmte er ruhig zu. „Ich meine jedoch, du gibst dich falschen Hoffnungen hin. Meriel hätte sich gewiss in Avonleigh gemeldet, wäre sie noch am Leben."
    „Ich weiß nicht, was geschehen ist", murmelte Alan grimmig. „Aber ich werde es herausbekommen!"
    Theobald of Moreton erhob sich und wartete, bis der junge Ritter aufgestanden war. Dann nahm er ihn herzlich bei den Schultern und sagte ernst: „Ziehe mit Gott, Alan!"
    Alan de Vere verneigte sich, lief in seine Kammer und trug dem Knappen auf, unverzüglich das Gepäck zu richten, damit sie beim ersten Morgengrauen aufbrechen konnten. Beim Anblick des Silberspiege ls hatte er Mühe, die Fassung zu wahren. Er nahm ihn von der Truhe, umhüllte ihn mit einem Tuch und schwor sich, ihn so lange bei sich zu tragen, bis er Gewissheit über Meriels Verbleib hatte. Und sollte sie tatsächlich durch Mörderhand gestorben sein, würde er nicht ruhen, ehe er Meriel gerächt hatte.

9. KAPITEL
    Licht, flutend, glitzernd und blendend, umgab sie, und inmitten dieses Strahlens war das Antlitz einer Erscheinung, einer von güldenem Schein umhüllten Gestalt, die sie voller Zärtlichkeit anschaute. Es schmerzte, sie in all dem Glänze zu sehen und nicht zu wissen, wer sie war. Sie erschien ihr wie ein Wesen aus einer anderen Welt, die man ihr einmal beschrieben hatte, aber wann und von wem, das war ihr entfallen. Die Verwirrung, sich hilflos zu fühlen, in all dem Gleißen in ein dunkles Loch zu starren, tat ihr weh, doch ihre Angst schwand, als die engelsgleiche Erscheinung sich zu ihr neigte und sie auf die Stirn küsste.
    Friede beseelte sie, und die Gewissheit, geborgen zu sein, und erleichtert Schloss sie die Lider.
    Nach langer Nacht war es jetzt wieder lichter Tag, und die goldenen Strahlen der Sonne erhellten ein fremdes, von unbekannten Menschen erfülltes Gemach. Der Engel stand zu ihren Füßen, viel zu weit entfernt, und kam lä chelnd näher, als ihr Blick ihn traf. Er sprach, doch seine Worte waren unbegreifbar, und erneut schreckte es sie, dass sie nicht verstand.
    Ein Mann in weißer Kutte, der Bruder Marsilius genannt wurde, legte ihr die weiche Hand auf die Stirn und äußerte ebenfalls Dinge, deren Sinn ihr verschlossen blieb. Ein junges Mädchen betrat den Raum, sagte, es heiße Margery, brachte Essen und kämmte ihr das Haar.
    Andere Mensche n kamen, schauten sie neugierig an, flüsterten und gingen wieder. Ein graues Kätzchen sprang zu ihr auf das Bett, rollte sich zusammen und schnurrte behaglich. Es schlief an ihrer Seite und weckte sie, wenn der fahle Schimmer der Morgendämmerung durch die Fenster drang. Sie hatte das Tierchen schon einmal gesehen, aber es fiel ihr nicht mehr ein, wo das gewesen war.
    Der hochgewachsene Mann mit den hellen Locken wich selten von ihrem Lager, berührte sie indes nie. Sie fragte sich, warum er ihre Hand nicht ergriff, denn in seinen Armen hatte sie sich glücklich und geborgen gefühlt. In seiner Gegenwart zeigte jeder Ehrfurcht; manche sprachen ihn mit Sieur oder Mylord Warfield an, andere nannten ihn den Earl of Shropshire, und einer sagte nur Adrian zu ihm. Es war schön, ihn bei sich zu wissen, und noch größere Freude machte es ihr, mehr und mehr die Bedeutung seiner Worte zu erfassen.
    Stets saß er neben ihr, wenn sie die Lider öffnete, und diesmal lag seine rechte Hand auf der Decke. „Guten Morgen, Meriel", sagte er leise und lächelte.
    Zufrieden ergriff sie seine Hand und hielt sie fest. „Bin

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