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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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einen Zauber über sie geworfen und ihre Erinnerung an ihn für immer vergoldet. Nach der bedauerlichen Episode mit Frederick hatte sie gedacht, die körperliche Liebe sei so eingerichtet, dass die Frau gab und der Mann nahm: Der Mann nahm ihren Körper, und sie schenkte ihm Befriedigung. Doch als Ash mit ihr geschlafen hatte, hatte er ihr etwas gegeben: Zuneigung, Gewissheit und vor allem diese stille Kraft, die sie spüren ließ, dass sie alles erreichen könnte.
    Allein durch seine Nähe zog er sie in seinen Bann.
    Doch das Morgenlicht verlieh dem Zimmer einen kühlen, nüchternen Anstrich. Es war eindeutig sein Schlafzimmer – von dem Rasiermesser mit Elfenbeingriff, das achtlos in die Waschschüssel in der Ecke geworfen worden war, bis zu den scharfen Kanten der Mahagonikommode. Wohin sie den Kopf auch wandte, überall sah sie nur akkurate und sehr männlich wirkende rechte Winkel. Irgendwie fühlte sie sich fast in die Ecke gedrängt, als verlangte sein Zimmer mehr von ihr als er selbst.
    Der Zauber war verflogen. Sie musste an die Seite ihres Vaters eilen. Wenn sich sein Zustand diese Nacht verschlechtert hatte, hätte sie die Unruhe im Haus gehört. Aber trotzdem, er war schwer krank, und sie war seine Tochter.
    Ash hatte ihr letzte Nacht kein Geschenk gemacht. Sie hatte es sich geraubt.
    Sie war zu ihm ins Bett gekrochen, ohne ihm zu sagen, wer sie wirklich war. Das allein war schon Verrat. Und weil sich das so falsch anfühlte, glaubte sie, dass die Wärme ringsum unangemessen war. Sie hatte ihn angelogen, und wenn er die Wahrheit erfuhr, würde er sie verachten. Er schlief noch und sah dabei so jung und unschuldig aus, wie sie ihn noch nie gesehen hatte.
    Seine Miene verriet absolutes Vertrauen, und sie stand kurz davor, es zu zerstören.
    Sanft schob sie seinen Arm beiseite und kroch unter der Decke hervor. Sie streifte sich das Nachthemd über und wünschte sich, sie hätte ihren Morgenmantel mitgebracht – oder besser noch eine Garnitur frische Kleidung. Sie hatte nicht erwartet, bei ihm zu übernachten . Jeder, der sie jetzt im Flur sah, würde wissen, was passiert war. Wenn sie alles vorher genau bedacht hätte, hätte sie bestimmt frische Kleidung mitgebracht. Und einen Kamm.
    Wenn sie es vorher genau bedacht hätte, wäre sie gar nicht erst gekommen.
    Draußen hob sich gerade der letzte Nebel von den feuchten Wiesen. Der Sturm war abgezogen; in einer halben Stunde würde die Sonne den Nebel vertreiben, und dann hätte sie keinen Ort mehr, an dem sie sich verstecken konnte.
    Ash hinter ihr begann sich zu regen und gab einen schläfrigen Laut von sich. Das Geräusch rührte sie, und sie starrte auf die schlafende Gestalt. Ich muss es ihm sagen.
    Als hätte sie die Worte laut ausgesprochen, öffnete er die Augen. Er blinzelte ein paarmal, und dann richtete sich sein Blick auf sie. Ein warmes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Margaret.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Was machst du denn da drüben? Komm zurück ins Bett.“
    „Ich muss dir etwas sagen.“ Sie atmete tief durch. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie es beinahe hören konnte, ein unerbittliches rhythmisches Schlagen … Aber nein. Sie schaute aus dem Fenster. Das war gar nicht ihr klopfendes Herz. Es war Hufgetrappel. Ein Reiter näherte sich. Seine Gestalt schnitt durch den Nebel wie ein dunkler Stein im Wasser. Und dann erstarrte sie. Sie kannte den Mann. Und das Pferd .
    Sie war ja noch kaum bereit, Ash die Wahrheit zu erzählen. Dem Mann dort draußen konnte sie noch viel weniger entgegentreten – nicht jetzt, nicht hier.
    Sie wirbelte herum. „Ich muss von hier verschwinden. Auf der Stelle.“ Eilig lief sie durch das Zimmer.
    Ash sprang mit einer Anmut aus dem Bett, die sein schlafzerzaustes Äußeres Lügen strafte. Er nahm sie in die Arme, zog sie an sich, stützte sie.
    „Was ist denn?“, fragte er. Die Sorge, die in seiner Stimme mitklang, nährte ihre Panik nur noch. Ihre Welt brach zusammen. Ihr kleiner Aufstand war zu seinem natürlichen Ende gekommen. Die Truppen waren angekommen, und wenn sie in seinen Armen erwischt würde, würde Margarets kleine Geste der Auflehnung Ausmaße annehmen, die eher an Hochverrat gemahnten.
    „Lass mich gehen.“
    Ash umklammerte weiter fest ihre Schultern. „Du bist aufgeregt. Und du zitterst. Dabei solltest du doch wissen, dass dir bei mir nichts passieren kann.“
    Sie sah in seine Augen – so ehrlich, so klar – und verspürte Scham und tiefes Bedauern. „Ach,

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