Historical Gold Band 251
entscheiden werden. Bisher steht es etwa unentschieden. Die eine Hälfte ist für meine Legitimation, weil ich für die ganze Sache nichts kann, die andere Hälfte will, dass ich ein Bastard bleibe, weil sie so empört sind über das Verhalten meines Vaters. Die Frage meiner Legitimität hängt letztlich an den Stimmen von ein paar Männern.“
Margaret starrte ihn an. „Die Frage unserer Legitimität meinst du wohl.“
„Ja. Natürlich meine ich das.“ Er lächelte ihr zu und tätschelte ihr die Hand. „Du wirst schon sehen. Wenn wir erst einmal legitimiert sind, werden alle wieder wissen, dass du etwas bedeutest. Dann brauchst du Turner nicht mehr.“
Richard verstand sie einfach nicht. Ihr eigener Vater hatte ihr vorgeworfen, sie sei zu nichts zu gebrauchen. Bevor sie Ash begegnet war, hatte sie sich unbeachtet, beinahe unsichtbar gefühlt.
Doch die Form von Ehre, von der ihr Bruder sprach, hatte viel mit Schmeichelei und wenig mit der Wahrheit zu tun. Sie war nicht echt. Der Respekt, der einem nur aufgrund der gesellschaftlichen Stellung gezollt wurde, war eine Täuschung. Bei der Wertschätzung ihrer selbst würde sie sich nicht auf das Parlament oder die Leute in ihrer Umgebung verlassen. Die waren wankelmütig und nicht vertrauenswürdig.
Stumm schüttelte sie den Kopf und sah aus dem Fenster. Ash wird nicht der Einzige sein, der mich um meiner selbst willen schätzt, versprach sie sich im Stillen. Es wird andere geben – Parlament hin oder her.
„Warum hast du mir denn nicht erzählt, was Frederick sich bei dir geleistet hat?“, fuhr Richard fort. „Die Hochzeit wurde so oft verschoben, dass ich dachte, du willst gar nicht heiraten. Und das habe ich nur zu gut verstehen können. Du hättest mit mir reden sollen.“
„Wirklich? Du wolltest also hören, dass deine Schwester sich die Unschuld hat rauben lassen?“
„Nein, natürlich will ich so etwas nicht hören. Aber wenn es zufällig stimmt, sollte ich davon erfahren. Damit ich den fraglichen Kerl so lange bearbeiten kann, bis er vor dem Traualtar erscheint.“
„Wenn das so ist, bin ich recht froh, dass du es nicht getan hast. Mit neunzehn dachte ich, ich wäre in ihn verliebt. Jetzt ist mir klar geworden, was für ein erbärmlicher Wicht er doch ist. Ich bin glücklich, dass ich nicht an ihn gebunden bin.“ Sie warf ihrem Bruder einen Blick zu. „Danke, dass du mir keine Predigt hältst.“
Richard zuckte mit den Schultern. „Ich kann dich ja verstehen. Wir haben dich in Parford Manor dir selbst überlassen. Bestimmt warst du einsam. Und Ash Turner ist so ein Barbar.“ Unruhig wandte er den Blick ab und fuhr mit dem Finger am Kutschenfenster entlang. „Manchen Frauen soll so etwas gefallen, habe ich gehört. Ich kenne mich mit solchen Sachen ja nicht aus. Jedenfalls bin ich nicht der Richtige, um dir einen Vortrag über Keuschheit zu halten.“
Keuschheit. Margaret lächelte und versuchte, die Woge bittersüßer Erinnerung zurückzudrängen. „Ich habe gehört, wie Edmund dich hin und wieder deswegen aufgezogen hat, wenn er dachte, ich höre nicht zu. Was, keine Geliebte? Du könntest praktisch ein ganzes Kapitel zu Mark Turners Abhandlung über die Keuschheit beisteuern.“
Richard sah zu ihr hoch. „Mark Turner schreibt ein Buch über die Keuschheit? Wie seltsam. Das hätte ich nicht von ihm erwartet. Weißt du noch, wie Edmund im einen Sommer mit gebrochenem Arm aus Eton zurückgekommen ist?“
Margaret nickte. „Er hat die ersten beiden Monate damit zugebracht, sich bitter darüber zu beklagen, dass er nicht reiten und schwimmen konnte. In Wirklichkeit glaube ich eher, dass er es genossen hat, das Personal herumzukommandieren.“
„Mark Turner hat Edmund den Arm gebrochen – hat ihn direkt an der Schulter ausgekugelt und ihm den Ellbogen gebrochen. Er hat ihm ein blaues Auge verpasst und den Fuß verstaucht. Raufereien kommen in der Schule öfter vor. Aber es gibt dabei einen Ehrenkodex, an den man sich in derlei Angelegenheiten halten muss. Man bricht einem anderen keine Knochen. Nach dem, was Edmund erzählt hat, schien es absichtlich geschehen zu sein. Daher kannst du dir sicher vorstellen, dass es mich überrascht, von dir zu hören, Mark arbeite jetzt an einem Traktat über die Keuschheit. Sowohl Vater als auch ich haben versucht, ihn der Schule verweisen zu lassen. Ich kann nur mutmaßen, wie viel Geld Ash Turner hinblättern musste, um das abzuwenden.“
Margaret schloss die Augen. Wenn sie nur die Turners
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