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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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letzten Woche war die vornehme Gesellschaft in die Stadt zurückgekehrt. Das Parlament bereitete sich auf die Sitzungsperiode vor. Türklopfer waren angebracht worden, Einladungen wurden ausgeschickt, verteilten sich, als wären sie die Samen einer gigantischen Etikette-Pflanze.
    Diesmal würde Margaret sich nicht aufs Land zurückziehen, um dort ihre Wunden zu lecken.
    Weswegen sie sich nun auch schon zum vierten Mal innerhalb von zwölf Tagen auf der Schwelle des Stadthauses wiederfand, in dem Lady Elaine Warren wohnte. Margarets Zofe wartete auf dem Gehsteig hinter ihr. Als Margaret damit begonnen hatte, gleichsam gegen Windmühlen zu kämpfen, war ihre Zofe ängstlich und unruhig gewesen. Nach einer Woche des Kampfes war die Frau unempfindlich geworden gegen die Aussicht, abgewiesen zu werden. Nun trug sie lediglich eine mürrische Miene zur Schau und trat von einem Fuß auf den anderen. Von den kraftlos herabhängenden Schultern schloss Margaret auf die Gedanken ihrer Zofe: Kann die sich nicht mal beeilen mit dem Rausgeschmissenwerden, damit wir endlich nach Hause können?
    Nicht ehe wir unsere Runde gemacht haben, dachte Margaret grimmig. An diesem Tag hatte sie es in zwölf Häusern versucht. Zwölf Türen waren ihr verschlossen geblieben, dieselben Türen, die sich noch vor einem Jahr für sie weit aufgetan hätten.
    Margarets Taubengraues, mit zarter feiner Strickspitze besetztes Trauergewand war in nichts zu vergleichen mit den praktischen Kleidern, die sie als Pflegerin getragen hatte. Ihr Mantel war weich und warm. Ihr Haar gelockt und zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt worden; als sie die Hand hob und den Türklopfer betätigte, wippten die Stöpsellocken auf ihren Schultern. Das Klopfen hallte im Haus wider, energisch, aber dennoch höflich. Margaret war immer höflich, wenn sie in die Schlacht zog.
    Auf ihrem Kopf thronte ein verwegenes kleines Hütchen; während sie vor der Tür wartete, spürte sie, wie ihr die langen, dunkelblauen Bänder über den Rücken glitten. Sie verlagerte ihr Gewicht, worauf die Bänder sie im Gesicht kitzelten.
    Die Tür ging auf – die erste Schlacht war schon einmal gewonnen. Der dunkel gekleidete Butler warf einen Blick auf Margaret und presste die Lippen zusammen. Er hatte ein Silbertablett in der Hand, das er ihr an diesem Punkt normalerweise entgegengestreckt hätte. In all den Jahren, in denen Margaret Lady Elaine besucht hatte, hatte er dies schon oft getan – wenn er sie nicht gleich hereinbat.
    Aber alles hatte sich verändert. Der Butler sah offensichtlich keine Dame mehr in ihr.
    Margaret hob das Kinn. Eines Tages würde er sie wieder als eine solche betrachten. Bestimmt.
    Es schien, als wären weit mehr als zwei Wochen vergangen, seit sie an Türen klopfte, nur um abgewiesen zu werden. Eher hatte sie das Gefühl, als wären Jahre ins Land gezogen, seit sie Ash zum letzten Mal gesehen hatte. Dabei waren es gerade einmal zwei Monate. Der schreckliche dichte Nebel, der London am Morgen einhüllte, hatte sich nicht nur der Straßen bemächtigt, er hatte auch die Erinnerungen an sein Gesicht geschluckt, ließ seine Züge schwächer und schwächer werden, bis er zu einer unmöglichen, mythischen Gestalt wurde, die viel zu groß war für das Leben, das sie führen musste.
    Nein, hier im feuchtkalten Nebel stand nur ein mürrisch dreinblickender Butler. Schweigend versperrte er Margaret den Zutritt zum Haus ihrer einstmaligen Freundin.
    Aber etwas hatte Margaret aus den verzauberten Wochen mitgebracht. Sie trug die Worte in ihrem Herzen, sagte sie sich jeden Abend und auch jeden Morgen vor. Ich bedeute etwas. Ich bin wichtig. Ich gebe nicht auf.
    Vielleicht war das der Grund, warum sie bei ihrem vierten Besuch hier einfach ihre Visitenkarte auf das Silbertablett legte, das der Butler ihr gar nicht präsentiert hatte.
    „Newton“, sagte Margaret in ihrem bezwingendsten Ton, „bestellen Sie Lady Elaine, dass Lady Anna Margaret Dalrymple sie zu sprechen wünscht.“
    Es war sowohl ein Risiko als auch eine dreiste Lüge. Sie war nicht länger Lady Anna Margaret, obwohl die Visitenkarte aus dickem, cremeweißem Karton sie mit ihren erhabenen Lettern als solche auswies.
    Aus dem Haus drangen Gesprächsfetzen hinaus auf die Straße, Gemurmel, dann das Gelächter einer Frau. Margaret erkannte das hohe, nervöse Kichern, das in einem Grunzen endete. Das Lachen ihrer Freundin war legendär. Margaret konnte sich die Unterhaltung, die Lady Elaine soeben genoss, genau

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