Historical Gold Band 251
spürte, wie Furcht in ihm aufkeimte. Er unterdrückte das Gefühl; aus solchen Situationen hatte er sich schon öfter herausgemogelt. Er konnte es wieder tun.
„Mein Gott“, erklärte Lacy-Follett, „damit ist die Sache mit Forsyth wohl geklärt. Und seine finanziellen Sorgen auch.“
Lord Dallington neben ihm leckte sich die Lippen und legte das Papier auf den Tisch. „Mr Turner. Was halten Sie denn von dem neuen Gesuch?“
Ash strich über das Papier. „Mir ist nicht ganz klar, wie Forsyths Sorgen damit vom Tisch sein können.“
„Sie wissen doch, welche Einwände Forsyth hatte, nicht wahr?“
Das war Ash bekannt, doch je mehr Erklärungen er Dallington entlocken konnte, desto weniger brauchte er sich zu verstellen. „Seien Sie so gut und erläutern Sie mir die Sachlage.“
„Das Vermögen der Duchess of Parford – zumindest sechzigtausend Pfund davon – wurde im Ehevertrag treuhänderisch auf ihre legitimen weiblichen Nachkommen überschrieben. Wenn das Gesuch nicht durchkommt, hat seine Schwester, die Duchess, keine legitimen weiblichen Nachkommen, und das Vermögen fällt an ihn zurück.“
„Verstehe“, sagte Ash langsam. Obwohl er es nicht tat.
„Jetzt, wo sich das Gesuch nicht länger auch auf Lady Anna Margaret bezieht“, fuhr Dallington fort, „läuft Forsyth keine Gefahr mehr, das Geld zu verlieren.“
Ash hätte beinahe laut nach Luft geschnappt. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Nierengegend versetzt. Er beugte sich vor, schlug auf den Tisch und nahm Dalrymple ins Visier. „Sie …“ Er schluckte das Schimpfwort hinunter, das ihm auf der Zunge lag. „Sie haben Ihre eigene Schwester von der Legitimation ausgeschlossen? Sie soll unehelich bleiben, nur damit Sie Ihren Titel zurückbekommen?“
Das erklärte zumindest, warum der triumphierende Blick des Mannes so wenig siegreich gewirkt hatte. Wenigstens hatte er noch so viel Anstand, sich für das, was er getan hatte, zu schämen. Margaret war zu ihm gekommen und hatte sich für ihre Brüder verwendet. Sie hätte Ash haben können. Sie hätte selbst Duchess of Parford werden können. Aber sie hatte sich geweigert, ihre Brüder im Stich zu lassen.
„Ich habe neulich Abend noch lange nicht fest genug zugeschlagen“, knurrte Ash. „Ist es das, was die Herren Dalrymple so tun? Sie überlassen es Ihren Frauen, den Großteil der gesellschaftlichen Ächtung zu tragen, nur damit Sie ein bequemes Leben haben?“
„Glauben Sie, diese Entscheidung ist mir leicht gefallen?“, fragte Dalrymple.
Ash tat einen Schritt auf ihn zu – so rasch, dass dieser zurückzuckte.
„Meine Herren!“, mahnte Lacy-Follett. „Sinn und Zweck dieser Zusammenkunft ist es, weitere Gewalttätigkeiten zu vermeiden, nicht, sie noch anzuheizen.“
Dalrymple zu schlagen hatte bisher wenig Gutes bewirkt. Gewalt würde nur noch mehr der zuständigen Männer dazu veranlassen, Dalrymples Gesuch zu unterstützen. Dalrymples treuloses, hässliches Gesuch.
Ash wandte sich ab und ballte die Hände zu Fäusten. Wie würde Margaret es aufnehmen, wenn sie entdeckte, dass ihr Bruder sie wie ihr Vater verraten hatte? Was würde sie sagen? Wie würde es ihr damit ergehen?
Er konnte sich ihren Schmerz erschreckend lebhaft vorstellen.
Und einen winzigen Moment vermochte er auch zu sehen, wie er die Sache nutzen konnte. Dalrymple musste immer noch einen Mann auf seine Seite bringen, um sein Gesuch durchzusetzen. Der Instinkt in ihm meldete sich lautstark zu Wort. Ein Mann, der seine eigene Schwester verriet, war doch kein Kandidat für einen Herzogtitel. Er hatte die Argumente, er konnte sie erfolgreich einsetzen und alle Männer auf seine Seite bringen.
Und dann?
Er war immer der Auffassung gewesen, dass sich das Gesuch nur auf ihre Brüder bezog. Seit Ash Margaret begegnet war, hatte er eifrig um Stimmen geworben, damit das Legitimierungsgesuch keine Mehrheit bekam. Doch bis zu diesem Nachmittag hatte sich das Gesuch in Wahrheit auf sämtliche Kinder des Herzogs bezogen. Auch auf Margaret.
Dieses kleine Detail war ihm unwichtig erschienen – so unwichtig, dass er nicht einmal darüber nachgedacht hatte, und sie hatte es auch nie erwähnt. Wenn Ash jedoch gewann, wäre er derjenige, der sie verriet. Er würde dafür sorgen, dass sie ein Bastard blieb, ein für alle Mal. Darum hatte er sich ja die ganze Zeit bemüht.
Er hatte nicht nur unwissentlich ihr Leben zerstört, bevor er sie kennengelernt hatte, er hatte auch nach ihrer
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