Historical Gold Band 251
die Stirn zu küssen.
„Gott“, sagte er. „Ich kann meine Brüder nicht aufgeben. Ich kann einfach nicht.“
„Ich weiß“, sagte sie leise. „Ich auch nicht.“
Ihre Worte standen zwischen ihnen – so leise, und doch so erstickend. Es gab nichts mehr zu sagen, keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Er hielt sie fest. Doch als sie sich sanft aus seinem Griff befreite, hielt er sie nicht auf. Als sie sich umdrehte und ging, folgte er ihr nicht.
Jetzt, nachdem alles gesagt war, fiel nicht einmal mehr Ash ein Grund ein, warum er ihr nachlaufen sollte.
Der Nachmittag kam Ash beinahe unwirklich vor. Das blasse Licht eines feuchtkalten Herbsttages warf geisterhafte Schatten auf den Teppich in Lord Lacy-Folletts Empfangszimmer. Ash stand Schulter an Schulter mit Richard Dalrymple.
Ein unbeteiligter Beobachter hätte glauben können, sie stünden hier in vereinter Mission. Dalrymple biss die Zähne zusammen und hatte die Schultern gestrafft. Und die schmerzhaft wirkende Anspannung in Ashs Muskeln verriet wohl, dass er sich vermutlich ebenso unbehaglich fühlte.
Doch trotz der augenscheinlichen Verbundenheit war das einzige Gefühl, das sie beide teilten, der sehnliche Wunsch, den anderen zu besiegen – koste es, was es wolle. Selbst wenn der Preis für Ash so hoch war, dass er ihn nie vergessen würde: Der Anblick, als Margaret das Haus verließ und er mit leeren Händen dastand. Er hatte die ganze Nacht wach gelegen, sich im Bett herumgewälzt und versucht, alles umzustoßen, was Margaret gesagt hatte. Doch er hatte den Eindruck, als wäre sie weit, zu weit entfernt, um sie noch erreichen zu können.
Die neun Lords, die Lacy-Follett bei sich versammelt hatte, saßen im Halbkreis auf hochlehnigen Stühlen. Nur ein schmaler Tisch trennte Ash von ihnen.
„Meine Herren“, sagte Lord Lacy-Follett von seinem Platz in der Mitte. „Wir müssen irgendeine einvernehmliche Lösung finden.“
Ash warf Richard Dalrymple einen Blick zu. Nachdem er Margaret verloren hatte, hatte sich alle Hoffnung auf ein Einvernehmen verflüchtigt. Dalrymple umklammerte einen dicken Stapel zusammengerollter Papiere. Er hatte die Lippen gespitzt. Sein Auge war blau unterlaufen. Zum ersten Mal entdeckte Ash eine Ähnlichkeit in seinem und Margarets Profil: die Form der Lippen, das Kinn. Er versuchte, nicht daran zu denken, was dies bedeutete: dass Dalrymple ihr Bruder war. Er hatte sich bemüht, das eine vom anderen zu trennen. Es verunsicherte ihn.
„Meine Herren.“ Dalrymple klang ziemlich nervös. Er warf Ash einen angespannten Blick zu und konzentrierte sich dann auf die neun Männer vor ihm. „Wenn ich nur einen von Ihnen davon überzeugen kann, für mich zu stimmen, habe ich alle Unterstützung, die ich für mein Legitimierungsgesuch brauche. Und ich bin mir sicher, dass ich einen von Ihnen überzeugen kann.“
Lord Lacy-Follett sah zu Ash, als wollte er prüfen, welche Wirkung diese Worte auf ihn hatten. Kurz besprach er sich mit dem Mann neben ihm und sah dann zu Dalrymple auf. „Das entspricht nicht den Zahlen, die uns momentan vorliegen“, sagte er.
„Die Stimmverteilung hat sich also verändert.“ Auf Dalrymples Gesicht zeigte sich ein schmales Lächeln – das nicht recht zu den verkrampften Fingern passen wollte. „Lord Forsyth und fünf weitere Gentlemen haben sich entschieden, mich zu unterstützen.“
Ash spürte, wie ein Muskel in seinem Kinn zu zucken begann, doch er blieb ruhig. Forsyth stand schon seit Wochen kurz vor einer Entscheidung; zuletzt hatte es so ausgesehen, als wollte er sich auf Ashs Seite schlagen.
Wieder wurden Blicke getauscht. Und dann meldete sich der Mann neben Lacy-Follett – Lord Dallington – zu Wort. „Ich habe mit Forsyth erst vor drei Tagen gesprochen. Im Lichte seiner … ähm, seiner finanziellen Situation finde ich diese Neuigkeit ziemlich unwahrscheinlich.“
Das Lächeln auf Dalrymples Gesicht wurde breiter, ohne fröhlich zu wirken. Vielmehr erinnerte es an eine Grimasse. „Die erste Version meines Gesuches, die sie vielleicht schon gelesen haben, wurde geändert.“ Er entrollte die Papiere, die er in der Hand hielt, und strich sie glatt. „Das ist das aktuelle Gesuch, über das ich abstimmen lassen will.“
Er schob die Papiere den Männern zu, die ihm am Tisch gegenübersaßen. Nach einer kurzen Pause und unter einigem Zögern reichte er auch Ash ein Blatt Papier.
Ash nahm es und blickte auf die sinnlosen Buchstaben. Die Männer vor ihm lasen still. Ash
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