Historical Gold Band 251
Ihr süßer Duft strich über seine Lippen …
Wamm!
Etwas traf ihn am Kinn, sein Mund klappte zu, seine Zähne schlossen sich um seine Zunge. Er schmeckte Blut. Und blinzelte vor Schmerzen, als …
Wusch!
Er ging zu Boden, knallte zuerst mit den Knien auf, ehe er seinen Sturz abmildern konnte. Ash brauchte einen Augenblick, ehe er begriff, dass sie ihm die Beine unter dem Leib weggezogen hatte.
Und dann spürte er eine Berührung an den Lenden. Zum Glück war es kein Hieb, aber eine Liebkosung war es auch nicht gerade. Ash öffnete die Augen. Er lag auf den Knien. Miss Lowell stand mit glänzenden Augen vor ihm.
„Hier“, erläuterte sie und schob den Fuß zwischen seine Beine, „hätte ich sie getreten, wenn Sie mir etwas hätten antun wollen. Trotz ihrer eben angeführten Vorliebe für Gewalt und Schmerzen dachte ich mir, ich halte mich besser zurück.“
„Kluges Kind.“ Seine Kehle war rau, er musste nach Atem ringen. Ein Teil seiner Atemlosigkeit war sicher auf den schmerzhaften Fall zurückzuführen. Ein weiterer Teil darauf, dass sie einen Zoll ihres bestrumpften Knöchels offenbart hatte. Vor allem aber lag es daran, dass sie ihren Fuß auf ein Körperteil gesetzt hatte, das sich nur zu gerne von ihr berühren lassen wollte, selbst wenn es auf so gefährliche Weise geschah.
Ihr Lächeln wirkte nicht sehr triumphierend, doch sie glühte vor Freude am ganzen Körper. Sie hatte ihn wirklich und wahrhaftig überrascht, indem sie ihm den Ellbogen in den Unterkiefer gerammt hatte. Beinahe tat ihm der Mann leid, der versuchen würde, ihr einen Kuss zu rauben.
„Ach herrje. Habe ich vielleicht vergessen zu erwähnen, dass Miss Lowell eine außerordentlich gelehrige Schülerin ist?“ In der Stimme seines Bruders lag viel zu viel Unschuld. Mark hatte das mit Absicht gemacht – er hatte Ash eingelullt, die ganze Szene arrangiert, nur um seinen Bruder in die Knie zu zwingen.
Ash konnte ihm kaum einen Vorwurf daraus machen.
„Miss Lowell“, erklärte Ash, „ist eine bezaubernde kleine Hexe. Was sie auch ganz genau weiß.“
Selbstzufrieden hob sie das Kinn, trat einen Schritt zurück und schüttelte ihr Kleid aus, bis es ihr wieder über die Knöchel fiel.
Wenn Ash nicht schon vor ihr gekniet hätte, wäre er jetzt auf die Knie gegangen. Ihr Haar war leicht zerzaust, einzelne Strähnen hatten sich aus den Nadeln gelöst und standen ihr wirr um den Kopf. Sie glühte – was in scharfem Kontrast zu der unerklärlichen Trauer stand, die sie letzte Nacht ausgestrahlt hatte. Der Sieg stand ihr gut zu Gesicht, besonders, da er ehrlich errungen war und nicht geschenkt.
Er schüttelte den Kopf und deutete auf seinen Bruder. „Komm, hilf mir auf“, sagte er. „Ich bin auch nicht mehr so jung, wie ich mal war.“
„Wie du meinst, älterer Bruder.“ Mark trat zu ihm und betrachtete ihn entzückt. O ja, Mark hatte gewonnen – er hatte Ash dazu gebracht, Miss Lowell zu unterschätzen. Es war, als hätte Mark ihn selbst zu Boden gerungen. Ash hätte nicht stolzer sein können. Mark streckte die Hand aus, und Ash ergriff sie. Einen Augenblick war es ein brüderlicher Handschlag – beinahe freundschaftlich.
Ash hängte sich mit seinem Gewicht an die Hand seines Bruders, und Mark stemmte sich dagegen. Während Ash sich auf die Füße rappelte, flüsterte er: „Hast du diesen Quatsch wirklich geglaubt, von wegen, ich wäre auch nicht mehr der Jüngste? Für ein Genie kannst du manchmal schrecklich blöd sein.“
Mit einer raschen Bewegung brachte er seinen Bruder aus dem Gleichgewicht, stieß die Beine unter ihm weg und drückte ihn nach einem freundschaftlichen Gerangel zu Boden. Einen Augenblick sahen sie sich in die Augen.
Mark lächelte ihn an. Sein Sieg hätte nicht süßer sein können.
7. KAPITEL
A ls Margaret an diesem Abend das Krankenzimmer ihres Vaters verließ, wartete Ash Turner bereits auf sie. Er lehnte an der Wand, ein muskulöser Schatten in brauner Wolle. Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde, seit sie auf seinem Schreibtisch den Entschuldigungsbrief hinterlassen hatte. Er würde sie aufsuchen, mit ihr reden. Möglicherweise mehr.
Doch er machte keinerlei Miene, irgendwie aktiv zu werden. Stattdessen nickte er ihr zu. „Guten Abend, Miss Lowell.“
Es war unmöglich, seinen grollenden Bass zu überhören, unmöglich, das erregte Prickeln in den Handflächen nicht zu spüren. Er war freundlich zu ihr gewesen. Gut, er hatte ihr nicht den aufgesetzt übertriebenen Respekt
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