Historical Gold Band 251
erhalten.“
Er starrte auf das Glas in ihrer Hand und schüttelte den Kopf. „Nein, lieber nicht. Ich bin kein Dalrymple, der das Vergnügen über die Pflicht stellt.“
Inzwischen war sie die abfälligen Bemerkungen über ihre Familie schon fast gewohnt. „Wie schade“, entgegnete sie ruhig. „Ich schon.“
„Du stellst das Vergnügen über die Pflicht?“, fragte er neckend.
Nein. Ich bin eine Dalrymple. Aber der Augenblick ging vorüber, verloren durch ihre Zögerlichkeit. Stattdessen hob sie das Glas an die Lippen und nahm einen Schluck. Der Brandygeschmack überwältigte sie – dunkel, bernsteinfarben, berauschend. Sie schluckte, und der Alkohol rann ihr brennend die Kehle hinab. Sie kostete nur einen Schluck, doch der reichte, um ihr die letzten Hemmungen zu nehmen. Sie stellte das Glas ab.
Bevor er etwas sagen konnte, hatte sie sich über ihn gebeugt. Sie legte die Hände auf sein Hemd, spürte den rauen Stoff. Sie konnte seinen leisen Atem hören, und er war süßer und belebender als der Schluck Brandy.
Am Abend zuvor hatte sie ihn geküsst, weil er ihr ein Lächeln entlockt hatte. An diesem Abend küsste sie ihn, um ihn zum Lachen zu bringen. Ihre Lippen fanden die seinen. Er atmete aus; sie fühlte es mehr, als dass sie es hörte, spürte, wie seine Brust unter ihren Händen bebte. Seine Lippen teilten sich, und seine Hände stahlen sich an ihre Taille.
Der Kuss am Abend zuvor hatte nicht lang gedauert, war nicht viel mehr als ein erhitzter Tausch ihres Atems gewesen, ein flüchtiges Aufeinanderpressen der Lippen. Dies hier war mehr. Seine Lippen teilten sich für sie, seine Zunge schlüpfte in ihren Mund.
Es war eine aufregende Mischung aus Geschmack und Geruch. Sie spürte seine harte Brust unter den Händen, seine Muskeln. Und sie vergaß alles, was zwischen ihnen vorgefallen war. Sie vergaß, dass irgendetwas zwischen ihnen stand mit Ausnahme seines Hemdes, das ihre Hand von seinem Herzschlag trennte. Der Brandy war ihr ins Blut gegangen und stieg ihr nun warm und pulsierend in die Wangen.
Seine Zunge liebkoste die ihre. Er strich an ihren Seiten entlang, weckte eine tiefe Sehnsucht in ihr. Es war ein so elementares Bedürfnis, das sie sich gar nicht erklären konnte, wie es in seiner Nähe jemals hatte schweigen können. Die Sehnsucht, ihn bei sich zu haben. Sich an ihn zu drücken.
Er zog sie über sich, sodass sie rittlings auf ihm saß. Ihre Röcke bauschten sich, ihre Knie streiften seine Schenkel durch ihren Unterrock. Eigentlich war es unmöglich, doch ihr Sehnen steigerte sich zu einem primitiven Begehren, das nicht mit ein paar Liebkosungen ihrer Brüste gestillt werden konnte.
Als hätte er dieses Begehren auf ihren Lippen schmecken können, schob er die Hand nach oben, bis sie eine Brust umfasste. Mit Daumen und Zeigefinger massierte er die Spitze, sie spürte es deutlich durch die Stofflagen hindurch. Lust durchzuckte sie, so intensiv, dass es kaum noch zu ertragen war. Sie entzog sich ihm, aber nur, um sich besser auf seinen Schultern abstützen zu können.
Er sah zu ihr auf, und dann schenkte er ihr ein träges, strahlendes Lächeln – das bis in den letzten Winkel ihrer misstrauischen Seele leuchtete. Er war nur Licht ohne Dunkelheit. Margaret war diejenige, die die Schatten warf.
„Das bedeutet wohl“, murmelte er, „dass mein Geheimnis bei dir sicher aufgehoben ist.“
Sie konnte nicht antworten. Stattdessen legte sie ihm die Fingerspitzen auf die Lippen. Sein Atem wärmte sie mit einem Kuss. Bevor er mehr tun konnte, als sanft daran zu knabbern, hatte sie die Hand schon wieder weggenommen und zur Faust geballt. Als könnte sie diese neu entdeckte Intimität irgendwie vor der kalten Welt da draußen beschützen.
„Ich kann keine Bücher lesen“, flüsterte er, „aber ich habe andere Fähigkeiten. Einen sicheren Instinkt zum Beispiel – die Fähigkeit, Dinge, Menschen im Handumdrehen zu erkennen . So habe ich mein Vermögen gemacht. Und so habe ich es auch sofort gewusst, als ich dich gesehen habe …“
Seine Stimme verlor sich, und er streckte die Hand aus und strich an ihrem Arm entlang. „Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann“, erklärte er schließlich. „Vom ersten Moment an. Unwiderruflich.“
Aber sie hatte ihm nichts versprochen.
Ihr Herz zog sich zusammen. Wie stellte er es an, dass ihr gleichzeitig so kalt und so warm war? Sie betrachtete ihn; ihre Gefühle schwankten irgendwo zwischen Begehren und Verzweiflung. Und weil sie weder
Weitere Kostenlose Bücher