Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
Vom Netzwerk:
wäre das außergewöhnlichste Geschenk, das sie sich vorstellen konnte – dass sie ihm sagte, wer sie wirklich war, und er sie immer noch mit diesen strahlenden Augen ansah …
    „Denn sollten die Dalrymples je davon erfahren“, sagte er mit ironischem Schulterzucken, „würden sie mich abschlachten und meine Überreste für die Bussarde liegen lassen.“
    … doch das war wohl eher unwahrscheinlich.
    „Aber ich schweife ab“, erklärte Ash seufzend. „Also, jetzt kommt es.“ Er schluckte und stieß den Atem aus. „Ich kann nicht lesen.“
    Margarets sehnsüchtige Hoffnung zerplatzte. Schockiert riss sie den Mund auf, und bevor sie sich zügeln konnte, war ihr ein erschrockenes Keuchen entschlüpft.
    „O nein“, sagte er. „So schlimm ist es nicht. Ich kann gedruckte Worte schon entziffern. Ich kenne das Alphabet. Es ist nur … ich bin einfach nicht gut darin, das alles dann zu etwas Sinnvollem zusammenzufügen. Ich kann einzelne Worte erkennen, aber bis ich das nächste entziffert habe, habe ich das davor praktisch wieder vergessen. Irgendwie entstehen daraus nie vollständige Sätze.“ Seine Stimme klang leise, doch sein Ton war sehr dringlich.
    Von all den Dingen, die Margaret sich als sein Geständnis hätte vorstellen können, wäre dies an letzter Stelle gekommen.
    „Aber du bist so …“, Margaret wedelte beinahe hilflos mit der Hand, um ihm begreiflich zu machen, was sie meinte: „… so kompetent.“
    Viele Menschen konnten nicht lesen. Allerdings handelte es sich bei ihnen meist um Schornsteinfeger und Milchmädchen. Nicht um die Erben eines Herzogtitels. Oder um reiche Kaufleute, die in Indien ein Vermögen von Hunderttausenden von Pfund aufgehäuft hatten.
    „Wie hast du das alles nur schaffen können?“ Sie breitete die Arme aus, deutete auf Bücher, den Schreibtisch, die Rechnungsbücher , die vor ihm lagen.
    Ash zuckte mit den Schultern und wandte sich halb ab.
    „Du bist ein erfolgreicher Geschäftsmann“, fuhr sie unbeirrt fort. „Du hörst dich nicht an, als wärest du …“
    Abrupt fuhr er zu ihr herum. „Dumm?“ Plötzlich stand er zu dicht bei ihr, mit verschlossenem Blick und zusammengepressten Lippen.
    Margaret schüttelte den Kopf, war aber nicht in der Lage, etwas zu erwidern.
    „Frag mich nicht nach einer Erklärung“, sagte er. „Ich weiß nicht, woran es liegt. Wenn ein Text niedergeschrieben ist, kann ich ihn einfach nicht verstehen. Ich bekomme ihn nicht zu fassen in meinem Kopf. Wenn ich hingegen ein Gespräch führe, egal zu welchem Thema, kann ich dem Ganzen mit Leichtigkeit folgen. Und aus irgendeinem Grund waren Zahlen auch nie ein Problem für mich. Ich kann rechnen. Aber das Hin und Her in Geschäftsangelegenheiten kann ich nur verstehen, wenn ich dabei meinem Verhandlungspartner in die Augen sehe. Das brauche ich einfach.“
    „Aber wie kann es sein, dass du es nie gelernt hast? Dein Vater war ein reicher Fabrikbesitzer. Du hattest doch sicher Lehrer. Irgendeine Form der Ausbildung.“
    Ash zuckte mit den Schultern. „Ich hatte einen Lehrer. Er hat mir das Alphabet beigebracht. Als er dann erkannte, dass es mit dem Rest ein Problem gibt, war er ebenso erpicht darauf wie ich, die Wahrheit zu verbergen. Wenn herausgekommen wäre, dass er einem Fünfjährigen das Lesen nicht beibringen kann, wäre er schließlich wegen grober Unfähigkeit entlassen worden. Nach dem Tod meines Vaters hatten wir gar keine Hauslehrer mehr. Vielleicht hätte ich es gelernt, wenn ich wie meine Brüder nach Eton gegangen wäre.“ Er klang skeptisch.
    Während er sprach, sah er ihr in die Augen. Margaret erschauerte.
    „Vielleicht auch nicht. Papier reicht mir nicht. Ich muss die Worte gesprochen sehen.“ Seine Stimme wurde noch leiser. „Etwas hören. Etwas riechen.“ Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, als er bei ihren Lippen innehielt. „Etwas schmecken .“ Er hob den Blick zu ihren Augen, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich kann alles verstehen, wenn ich meinem Gegenüber dabei nur in die Augen sehen kann.“
    Ihr Brustkorb weitete sich beim Einatmen, bis die Luft in den Lungen sie schmerzte. Er hatte ihr ein großes Geheimnis anvertraut. Während sie ihm nicht einmal ihren richtigen Namen verraten hatte. „Ash“, sagte sie mit zitternder Stimme, „der Zettel, den ich für dich hinterlassen habe … ich wusste das nicht.“
    „Ich habe ihn schon verstanden.“ Seine Finger schlossen sich um

Weitere Kostenlose Bücher