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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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er in diesem Augenblick erschien? Und warum war gerade dieser vollkommene Mensch über ihre Familie hereingebrochen und hatte alles zerstört? Hätte es nicht jemand anders sein können?
    Das Messer durchschnitt die Seiten. Statt sie jedoch in einer glatten Bewegung zu durchtrennen, rutschte er mit dem Messer aus, die Seite riss ein, und …
    „Verdammt“, fluchte er und steckte sich den Finger in den Mund, ehe das Blut heraustropfen konnte. „Verdammt noch mal!“
    Margaret musste lächeln, obwohl sie es eigentlich nicht tun sollte. Nun ja. Das eben Geschehene beantwortete zumindest die Frage, ob Ash Turner tatsächlich vollkommen war. Gott sei Dank war er es nicht.
    Er nahm den Finger aus dem Mund und kramte in der Tasche nach einem Taschentuch. „Verdammte Bücher. Verdammte Worte. Und zur Hölle mit allen Bibliotheken und dunklen, kalten Räumen.“ Er schlug das Buch zu – und fing gerade in diesem Moment Margarets Blick auf.
    Ash erstarrte. Auf seinem Gesicht malte sich ganz offensichtlich Schuldbewusstsein, was Margaret unerklärlich war. Er breitete die Finger über den Bucheinband. Dort lagen sie einen Augenblick zu lang, ehe er begann, den Einband auf wenig überzeugende Weise zu streicheln. Er wirkte so verlegen wie jemand, den man bei der Züchtigung eines jungen Hundes ertappt hatte.
    Margarets Lächeln wurde breiter.
    Ihm musste klar gewesen sein, wie lächerlich er wirkte, denn er schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, Madame“, sagte er. „Hier ist alles in Ordnung. Es war nur eine freundschaftliche Auseinandersetzung – zwischen mir und diesem Buch.“ Er zog die Worte in die Länge, nach Art der Einheimischen, als wäre er ein einfacher Landarbeiter, der vom Wirt einer Schenke dabei erwischt worden war, wie er angriffslustig einen Stuhl schwang.
    Sie verwandelte das Kichern, das ihr in die Kehle stieg, in ein damenhaftes Räuspern und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Wir wollen hier keine Raufereien, Sir. Muss ich den Konstabler holen?“
    Er sah auf das Buch und dann zu ihr. Schließlich seufzte er. „Ich kann fünfzehn verschiedene Arten von Knoten knüpfen, musst du wissen.“
    Sie wusste nicht recht, was das mit Abhandlungen über die Landwirtschaft zu tun haben sollte, und hob deshalb eine Augenbraue.
    „Ich kann aus einem einzigen Stück Holz eine Gliederkette schnitzen.“
    „Gewiss.“
    „Ich kann in Indien Ziegen in zwölf verschiedenen einheimischen Dialekten kaufen.“
    „Natürlich.“ Sie sah ihn an. „Bestimmt hast du eine Menge Ziegen.“
    Er stand auf und wandte sich von dem Buch ab – in ihre Richtung. Ihr wurde ganz schwach, als er den Blick auf sie richtete. Seine Miene verriet keine Spur von Belustigung.
    „Aber du hast dich eben geschnitten, als du die Seiten eines Buches auftrennen wolltest. Ach ja. Eine Unvollkommenheit. Was willst du jetzt bloß tun?“
    Er lächelte nicht. Stattdessen rieb er sich die Hände. Bei einem anderen Mann hätte diese Geste Nervosität verraten. Doch Margaret konnte sich nicht vorstellen, dass der starke Ash – der sanfte Ash – der zuversichtliche Ash so etwas Merkwürdiges wie Nerven überhaupt kannte.
    Er fuhr sich mit der Hand – mit der, in die er sich nicht geschnitten hatte – durch das Haar. „Vermutlich ist es ganz gut, dass du es jetzt weißt.“
    „Mr Turner“, begann Margaret und hielt inne, als sie seinem strengen Blick begegnete. „Ash“, fuhr sie fort. „Möglich, dass dir das nicht klar war, aber ich habe längst herausgefunden, dass du nicht vollkommen bist. Das war jetzt keine große Überraschung.“
    Und das stimmte tatsächlich. Im Verlauf ihrer Bekanntschaft war ihr einige Male aufgefallen, dass er nicht vollkommen war. Er brachte sie nur immer wieder dazu, es zu vergessen.
    „Wenn man überlegt, wie die Dinge zwischen uns stehen“, sagte er langsam, „gibt es noch etwas, was du wissen solltest.“ Er begegnete ihrem Blick. „Es ist ein recht großes Geheimnis; es wäre mir also lieber, wenn du es nicht weitererzählst.“
    Er konnte nicht alles in Betracht gezogen haben, dazu fehlte ihm die entscheidende Information, wer sie eigentlich war. Beim Anblick seines Lächelns wünschte sie sich allerdings, dass er tatsächlich alles wüsste. Und dass er sie, nachdem er die Wahrheit erfahren hatte, immer noch für würdig befand, seine Geheimnisse zu erfahren.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Gut möglich, dass er der einzige Mensch auf der Welt war, der glaubte, dass sie etwas bedeutete. Es

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