Historical Gold Band 251
sehnsüchtige dumme Gans.
Zehn Minuten lang beobachtete sie die Hügel, ehe sie sich abwandte, um nach ihrem Vater zu sehen.
Sie hatte nicht lang genug gewartet. Kurz, nachdem sie das Krankenzimmer betrat, wurde es vor dem Haus unruhig. Während sie Medizin abmaß – ihr Vater war zu fiebrig, um Einwände zu erheben –, klopfte ihr Herz wie verrückt.
Als ihr Vater sie träge davonwinkte, eilte sie aus dem Zimmer. Der ursprüngliche Lärm bei der Ankunft hatte sich gelegt, und in der oberen Galerie schien es unnatürlich ruhig. Erst als sie das hintere Ende erreicht hatte, hörte sie Ashs Stimme durch das Treppenhaus hallen.
„Und wie kommst du mit deinem Buch voran?“
Oh. Sie hatte ihn so vermisst. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie sehr, ehe sie ihn wieder hörte. Seine Stimme klang warm und melodisch und sandte ihr einen leichten Schauder über den Rücken. Auf dem ersten Treppenabsatz machte sie Halt, um alles in sich aufzunehmen. Ihre Hände zitterten, und sie presste sie gegen die kühle Steintreppe.
„Wunderbar. Ich muss nur noch das Schlusswort schreiben“, erwiderte Mark. „Wirklich, du solltest öfter verreisen – du wärst schockiert, wie viele Seiten ich produzieren kann, wenn niemand da ist, der mich stört.“
Das barsche Schnauben konnte nur von Ash kommen. „Weißt du, Kontakt zu anderen tut dir ganz gut. Man kann nicht nur davon leben, Bücher über die Keuschheit zu schreiben. Und wenn wir schon dabei sind: Vermutlich hast du dir keine Frau ins Bett geholt, während ich fort war.“
Margaret kannte Ash gut genug, um zu wissen, dass dies als Scherz gemeint war.
„Da ich nicht verheiratet bin“, entgegnete Mark trocken, „habe ich das natürlich nicht getan.“
„Vergebliche Hoffnung. Ach, na ja. Was mich zu der eigentlichen Frage bringt – hast du überhaupt mit irgendjemandem gesprochen, während ich nicht da war?“
Darauf trat eine lange Pause ein. „Hmmm. Ich glaube, ich habe Miss Lowell mal einen guten Tag gewünscht.“
Margaret atmete tief durch und ging die Treppe hinunter. Ash stand mit verschränkten Armen neben seinem Bruder am Eingang und tappte ungeduldig mit dem Fuß. „Wie oft?“
„Ähm. Einmal am Tag.“ Mark fuhr sich durch das blonde Haar, das inzwischen zu lang war, um noch der Mode zu entsprechen, und lächelte seinen Bruder hilflos an.
Ash schüttelte den Kopf. „Deswegen lasse ich dich nicht gern allein“, schalt er. „Sobald ich weggehe, ziehst du dich in dein Schneckenhaus zurück. Du bist intelligent. Amüsant. Du solltest unter Leute gehen. Nein, ich meine nicht andauernd, du brauchst dich nicht schon wieder zusammenzurollen wie ein Igel. Ein, zwei Mal am Tag. Du magst Menschen doch, Mark. Rede mit ihnen. Ich hoffe sehr, dass du mehr zu Margaret gesagt hast als ‚guten Tag‘ im Vorbeigehen. Ich habe den Verdacht, dass Sie es im Gegensatz zu dir tatsächlich merkt , wenn sie einen ganzen Tag lang mit niemandem redet.“
„Um auf Wichtigeres zu kommen: Erst diesen Morgen habe ich ein ganz ausgezeichnetes Kapitel abgeschlossen. Es geht darin um praktische Mittel, wie man sich befreit von einem …“ Als er ihre Schritte hörte, drehte Mark sich um und schluckte den Rest seiner Bemerkung hinunter.
„Wovon befreien?“, fragte Margaret.
Die zwei Männer drehten sich wie auf Kommando zu ihr um. Margaret hatte Mühe, beim nächsten Schritt nicht ins Stolpern zu geraten, denn als Ash sie entdeckte, leuchtete sein Gesicht auf. In der Mittagshitze hätte ihr jede zusätzliche Wärme unangenehm sein müssen. Stattdessen war ihr die Hitze, die ihr in den Wangen brannte, höchst willkommen. Als wäre sie eine kühle Brise und gleichzeitig ein loderndes Inferno. Er sagte ihren Namen nicht. Er streckte ihr nicht die Hand entgegen. Stattdessen sah er nur zu, wie sie die Treppe herabkam, und legte gedankenverloren eine Hand auf seine Westentasche.
„Weißt du, was du brauchst, Mark?“, fragte Ash und ließ Margaret nicht aus den Augen. „Du brauchst eine Ehefrau.“
Sie übersah die letzte Stufe und fing sich gerade noch, indem sie sich am Geländer festklammerte. Sonst wäre sie ihm direkt vor die Füße gefallen.
„Wie bitte?“, stotterte Mark. „Ich bin zu jung zum Heiraten.“
„Frauen schließen weit früher den Bund fürs Leben. Außerdem, mit einer Frau an deiner Seite stehen dir mehr praktische Mittel zur Verfügung, dich von … von wollüstigen Gedanken zu befreien, als du in deinem Buch aufgeführt haben kannst. Vor allem
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