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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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aber das wäre ihm höchstwahrscheinlich egal.“
    Vielleicht wusste Mark nicht, dass sein Bruder ihr sein Geheimnis anvertraut hatte. „Ich dachte eigentlich an etwas anderes. Er hat mir erzählt …“
    „Ah. Hat er bei Ihnen dieselbe Ausrede verwendet, die er mir auch immer auftischt? Dass er ja so wahnsinnig beschäftigt ist? Glauben Sie ihm kein Wort. Die Wahrheit ist, dass Ash furchtbar schreibfaul ist.“
    „Nun, natürlich. Schließlich …“
    „Jetzt verteidigen Sie ihn nicht auch noch. Als ich in Eton war, habe ich ihm über viele Jahre hinweg lange Briefe geschrieben. Er hat die Antwort immer seinem Sekretär diktiert. Am Ende hat er meist selbst noch ein paar Worte hingekritzelt, zur Beruhigung seines schlechten Gewissens. Er hatte zwei, drei kurze Sätze, die er abwechselnd verwendet hat. Meist waren es dieselben. Smite und ich haben uns einen Spaß daraus gemacht zu raten, womit er wohl diesmal aufhören würde. ‚In Liebe‘ war eine Formel. ‚Bleib gesund‘ eine andere. Wenn das so automatisch angefügt wird, hat es nichts zu bedeuten. Nein, ich mache mir über meinen großen Bruder keine Illusionen. Sie … Sie sollten das auch nicht.“
    Zweifellos meinte Mark es gut und wollte ihre Gefühle schonen. Doch seine Eröffnung bewirkte bei ihr genau das Gegenteil. All ihre Fantasien über die Vergänglichkeit lösten sich in Nichts auf. Mark wusste es nicht. Er wusste nicht, dass sein älterer Bruder weder lesen noch schreiben konnte. Ihre Gespräche mit Ash waren ihr wie harmlose Flirtereien vorgekommen – erregend natürlich und voll hübscher Bemerkungen, die sie gern glauben wollte. Sie hatte sich gesagt, dass sein Liebesgeflüster nichts als bedeutungslose Schmeicheleien waren.
    Nun mochte sie das nicht länger glauben. Ash liebte seinen Bruder von Herzen. Sein Geheimnis jedoch hatte er Margaret anvertraut. Das erweckte nicht den Anschein einer vorübergehenden Affäre. Nun wusste sie überhaupt nicht mehr, was er im Sinn hatte.
    Ihre Verliebtheit hatte harmlos und nett gewirkt, als sie geglaubt hatte, es könne nicht von Dauer sein. Es war eine kleine Geste der Auflehnung, nichts weiter, etwas, was niemandem schaden würde.
    Nun jedoch hatte sie den Eindruck, ihre Gefühle seien zu groß für ihre enge Haut. Die Sache sollte eigentlich ohne jede Bedeutung sein. Ihre Beziehung zu Ash hatte enden sollen.
    „Ich sage Ihnen das nur, damit Sie nichts Unwiderrufliches tun. Ich weiß, Ash kann recht überwältigend sein“, sagte Mark verschwörerisch. „Aber, ehrlich, es ist nicht nötig, überwältigt zu sein. Er ist auch nur ein Mensch, genau wie wir alle.“
    Während Mark sprach, erkannte Margaret, dass er es gar nicht hatte wissen können. Neulich hatte er ihr gegenüber erwähnt, dass Ash mit seinem Buch angefangen hatte. Wenn er die Wahrheit auch nur geahnt hätte, wäre ihm bewusst gewesen, wie unmöglich das war. Nein, bis vor zwei Tagen hatte Ash sein Geheimnis ganz für sich behalten. Er war ganz allein damit gewesen.
    Allein und immer noch fest entschlossen, einem Bruder die Hand zu reichen, der mit ihm brieflich kommunizieren wollte.
    „Er macht Fehler, begeht Irrtümer.“ Mark warf ihr einen Seitenblick zu. „Ich habe die Zimmermädchen über Ash reden hören, und nach dem, was sie gesagt haben, wollte ich sichergehen, dass Sie es verstehen.“
    Die Zimmermädchen redeten also über Ash. Sie wusste, dass Mrs Benedict jedem Dienstboten schlimme Konsequenzen angedroht hatte, der sich die Wahrheit über Margarets Identität entschlüpfen ließ. Aber die Scharade konnte nicht ewig währen. Schon jetzt schon spürte sie, wie sich ihr lichtdurchfluteter Sommer dem Ende zuneigte.
    „Man vergisst es leicht“, fuhr Mark fort. „Passiert mir auch. In seiner Nähe kann ich mich einfach nicht daran erinnern. Er ist so warmherzig und freundlich. Erst wenn er dann wieder weg ist, geht aus seinem Verhalten klar und deutlich hervor, dass er keinen weiteren Gedanken an mich verschwendet. Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Er zuckte mit den Schultern und sah sie an. „Inzwischen macht es mir kaum noch etwas aus.“
    Margaret brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass die letzte Bemerkung gelogen war. Er versuchte nicht einmal, das Beben seiner Lippen zu verbergen, ein Zeichen seines Kummers.
    „Immerhin“, fuhr er fort, nur eine Spur Bitterkeit in der Stimme, „erhalte ich ein paar hingekritzelte Worte, in seiner unleserlichen Schrift – zumindest erinnert er sich hin und wieder

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