Historical Gold Band 251
war natürlich eine Täuschung – er wollte nur das, was alle Männer von einer hübschen Frau wollten –, aber was machte das schon? Sie hatte im Leben schon genug verloren, um zu wissen, dass das Glück nie von Dauer war. Sie würde diese Momente auskosten, solange sie konnte.
Im Augenblick empfand sie große Freude über die Geschehnisse des letzten Abends. Dafür würde sie irgendwann einmal den Preis zahlen müssen – wenn er entdeckte, wer sie war.
Doch bis dahin … Da Margaret längst ruiniert war, hatte sie nicht mehr viel zu verlieren, genauso wenig wie er. Margaret hatte keinen nennenswerten Ruf, den es zu schützen galt, und auch wenn Ash sie sicher verachten würde, sobald er ihre wahre Identität entdeckte, so waren dergleichen Affären doch vorübergehender Natur. Sie dauerten nicht an. Seine Zuneigung zu ihr würde bald von selbst schwinden, vor allem, da sie ja die Tochter seines Feindes war.
Als sie an den Räumen vorüberkam, die Ash bewohnte, sah sie, dass die Tür abweisend geschlossen war. Von innen drang kein Geräusch nach draußen, dabei versammelte Ash um diese Zeit immer seine Männer zu lautstarken Diskussionen um sich.
Vielleicht waren sie hinausgegangen, um sich mit den Pächtern zu treffen. Oder um die Eichen zu katalogisieren.
Margaret schüttelte den Kopf und ging die Haupttreppe hinunter.
Der Eingang war lichtdurchflutet, was darauf zurückzuführen war, dass beide Türen weit aufstanden. Auf der kiesbestreuten Auffahrt luden zwei Lakaien einen Schrankkoffer in eine Kutsche. Neben ihnen standen zwei weitere Koffer, die darauf warteten, verstaut zu werden. Und daneben entdeckte sie Ash, ganz in nüchterner brauner Reisekleidung.
Den dazugehörigen braunen Hut hatte er sich lässig unter den Arm geklemmt. Er lachte, als würde ihn nichts auf der Welt bekümmern. Neben ihm stand sein Bruder. Mark redete mit ihm, schüttelte den Kopf und drohte ihm dann spitzbübisch mit dem Finger.
Margaret verharrte am Fuß der Treppe, im Schatten des Eingangs, sodass niemand sie sehen konnte. Gerade klopfte Ash seinem Bruder auf die Schulter und kletterte dann ohne einen Blick zurück in die Kutsche. Sie starrte ihm nach mit einem hohlen Gefühl in der Brust.
Sie hatte gewusst, dass seine Zuneigung sich mit der Zeit verflüchtigen würde, hatte jedoch nicht so bald damit gerechnet. Dass er sie so berühren konnte wie letzte Nacht und dann am nächsten Morgen einfach abreiste, ohne ein Wort des Abschieds! Margaret schluckte, doch ihre Kehle war trocken.
Anscheinend sollte sie auch das hier verlieren, bevor sie es überhaupt richtig gefunden hatte. Der Kutscher beugte sich in dem harten, grellen Sonnenlicht vor, das Geschirr klirrte, und dann trabte das Gespann davon, die halbkreisförmige Auffahrt hinunter.
Nun. Vielleicht bedeutete sie ihm nicht so viel, wie er gesagt hatte.
Der Gedanke hätte sie bedrücken sollen. Doch dem war nicht so. Stattdessen kräuselte sich ihr Mund in amüsiertem Verdruss. Sie hatte es nicht nötig, dass Ash Turner – ausgerechnet Ash Turner , der ihr Leben zerstört hatte – ihr sagte, dass sie etwas bedeutete. Wenn sie wichtig war, konnte sie auch ohne ihn wichtig sein.
Sie rieb sich die Hände, als wollte sie sie von unbestimmtem Schmutz befreien, und wandte sich ab. „Gut, dass wir den los sind“, brummte sie und wünschte sich, es wäre ihr ernster damit.
„Wie bitte? Was haben Sie gesagt?“
Margaret zuckte zurück. Mark stand bei der Tür. „Nichts. Ich habe nichts gesagt.“
Er zuckte mit den Schultern und trat ein. „Ash wollte, dass ich Ihnen etwas ausrichte, Miss Lowell.“
Margarets Herz tat einen verräterischen kleinen Satz. Nein. Eben hatte sie entschieden, dass sie ihn nicht mehr brauchte. Aber sie war trotzdem neugierig. Und so entschlüpfte ihr ein: „Ach? Was hat er denn gesagt?“
„Er entschuldigt sich dafür, dass er sich nicht persönlich verabschiedet hat. Er kommt wieder. Und er sagte, er hätte Ihnen einen entsprechenden Brief hinterlassen, aber …“ Mark zuckte noch einmal mit den Schultern.
Margaret sah sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie hören konnte, und senkte die Stimme. „Nun, natürlich hat er mir keinen Brief hinterlassen.“
Mark schnaubte amüsiert und schüttelte den Kopf. „Es ist nicht so, wie Sie denken“, erklärte er trocken. „Glauben Sie mir, ich weiß das. Ash ist sicherlich bewusst, dass es höchst ungebührlich wäre, mit einer unverheirateten Frau zu korrespondieren,
Weitere Kostenlose Bücher