Historical Gold Band 251
Geschäftspartner, dem er zufällig über den Weg lief.
„Ash“, sagte er. „Schön, dich zu sehen.“
Was sollte Ash tun? Er schüttelte seinem Bruder die Hand, weil das alles war, was der ihm anbot. Weil er immer alles nehmen würde, was er von seinem Bruder bekommen konnte, selbst diesen kleinen Zipfel kühle Höflichkeit. Er würde es nehmen und sich nicht beklagen.
Er hatte Smite damals zurückgelassen, als er nach Indien gegangen war. Egal, wie hoch der vierteljährliche Wechsel war, den er ihm ausstellte, konnte er die trostlosen Jahre damit nicht wiedergutmachen. Smite redete nie über diese Zeit. Aber das brauchte er auch nicht. Er hatte sich von Ash auf die Schule schicken lassen und das Geld für sein Studium akzeptiert. Die große Summe, die Ash ihm vierteljährlich zur Verfügung stellte, lag jedoch immer noch unangetastet auf dem Konto, das die Anwälte für ihn eingerichtet hatten, und mehrte sich Jahr für Jahr, eine stille, giftige Zurückweisung von Ashs brüderlicher Zuneigung.
Stattdessen wohnte Smite in einem winzigen, schmalen Haus in Bristol. Er beschäftigte nicht einmal Hausangestellte. Ash hatte seine Lebensweise immer als stummen Vorwurf gesehen, eine Ablehnung von Ash und dem Reichtum, mit dem er ihn überschütten wollte.
Smite entzog Ash die Hand, bevor ihr Händedruck irgendetwas wie Zuneigung vermitteln konnte. Dann wandte er sich rasch ab und sah sich angelegentlich im Raum um.
„Nun sieh dir das an.“ Er stieß einen leisen Pfiff aus, während er sich langsam um sich selbst drehte – als wäre er wirklich an der Stuckdecke interessiert, statt einzig daran, Ashs Blick auszuweichen.
„Ja“, sagte Ash, der sich darauf einließ. „Die Decke ist einfach wunderschön.“ Er sah seine Brüder an, der eine blond, der andere dunkel, beide strahlend. Seine ganze Familie war zusammengekommen. Egal, wie es zu diesem Wunder gekommen war, er hatte nicht die Absicht, diese einmalige Gelegenheit in einem Anfall von Verärgerung wegzuwerfen.
Smite durchquerte den Raum und starrte an die Wand. „Ist das ein Caravaggio? Mein Gott.“
Er und Mark traten zu einem Bild mit mehreren puttenähnlichen Knaben und begannen über Licht und Pinselstriche und dergleichen zu debattieren – zweifellos hatten sie das auf der Universität gelernt. Ash hätte mehr verstanden, wenn sie angefangen hätten, auf Bengalisch zu plaudern. Stattdessen war Ash kurzerhand von der Unterhaltung ausgeschlossen worden. So blieb ihm nichts weiter, als zu bemerken, dass Smite zum Glück ein paar Pfund zugenommen hatte; er wirkte jetzt längst nicht mehr so dünn wie zu Oxforder Zeiten.
In der brüderlichen Lotterie war Smite sowohl der größte Verlierer als auch der größte Gewinner. Gewinner, weil die Frauen Smite wegen seines glänzenden schwarzen Haars und seiner strahlenden blauen Augen zu Füßen lagen. Seine Züge waren scharf genug geschnitten, um männlich zu wirken, aber nicht so grob, dass sie ihn seiner unvergleichlichen Schönheit beraubt hätten. Im Gegensatz zu Mark hatte Smite nichts dagegen, sich die Bewunderung seitens der holden Weiblichkeit hin und wieder zunutze zu machen.
Andererseits war da die Sache mit seinem Namen. Der Bibelvers, den seine Mutter ihm als Namen gegeben hatte – und der viel zu lang war, als dass man ihn als Rufnamen hätte gebrauchen können – war vor Jahren zu Smite abgekürzt worden. Mark war ein normaler Name. Ash war als Name schon seltsam genug. Doch Smite? Das war einfach abscheulich.
Auf der Habenseite konnte Smite auf seinem persönlichen Konto sein ausgezeichnetes Gedächtnis verbuchen. Er konnte Wort für Wort aus jedem Buch zitieren, das er je gelesen hatte, egal, wie lang es schon her war. Es schien, als hätte Smite all das, was Ash fehlte, in tausendfacher Ausführung erhalten.
Dann jedoch war da noch die Vergangenheit und das, was ihm vor all den Jahren zugestoßen war. Als Ash aus Indien zurückkehrte, hatte er seine Brüder in Bristol entdeckt, wo sie auf der Straße lebten. Keiner von beiden hatte erklärt, warum sie ihre Mutter verlassen hatten. So heruntergekommen ihr Zuhause auch gewesen sein mochte, hätte man doch meinen können, es wäre der Gosse vorzuziehen. Für jeden anderen Mann wäre die Erinnerung an diese kurzen, schrecklichen Monate bald darauf verblasst, verborgen vom Nebel der Zeit, wäre da nicht Smites außerordentliches Gedächtnis gewesen. Und während Mark nach ein paar Monaten nicht mehr mitten in der Nacht aufgewacht
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