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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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ich habe es getan – und dabei nicht bedacht, dass dadurch eine Kluft zwischen uns entstehen könnte, die größer ist als ein paar Jahre und ein paar Tausend Seemeilen. Jetzt wünsche ich mir, ich wäre nicht gegangen.“
    „Nein, das tust du nicht.“
    „Wie bitte?“ Sie hatte so nüchtern gesprochen, dass er kaum glauben konnte, was er da vernommen hatte.
    „Du hast schon richtig gehört. Du willst nichts von alldem ungeschehen machen – weder deine Zeit in Indien noch deinen märchenhaften Reichtum, nicht einmal den Rechtsstreit vor dem Kirchengericht. Gewiss nicht deine Stellung als Erbe eines Herzogs. Ich kenne dich, Ash. Wenn du bei deinen Brüdern in England geblieben wärst, wenn du dein Schicksal akzeptiert und in Armut gelebt hättest, wärst du nicht glücklich geworden. Du genießt deinen Reichtum. Deine größte Freude ist es, deine Brüder mit Geschenken zu überschütten. Du würdest es hassen, arm zu sein.“
    Er seufzte. „Eine Frau muss schon sehr hart sein, um einem Mann nicht mal ein bisschen Unvernunft zuzugestehen. Das scheint mir höchst ungerecht.“
    „Ungerecht finde ich vor allem, dass du die Segnungen deiner Indienreise behalten willst, ohne den Preis dafür zu bezahlen. Deswegen ist die Welt ja so schrecklich – man muss Entscheidungen treffen, die einen oft teuer zu stehen kommen.“
    „Es ist aber nicht nur das. Als ich nach Indien gereist bin … war es, als hätte ich mich entschieden, einen vollkommen anderen Menschen aus mir zu machen. Ich habe mich von der Möglichkeit verabschiedet, so wie mein Vater zu werden. Er war ein Fabrikbesitzer und ein Kaufmann – aber er hat furchtbar gern gelesen. Oft war er wochenlang geschäftlich unterwegs, und wenn er heimkam, brachte er immer alle möglichen Bücher mit. Ich habe stets geglaubt, er wüsste alles. Und nun geraten meine Brüder nach ihm, aber ich kann es nicht. Ich habe mich bemüht, versucht, wie er zu sein. Was man in jungen Jahren tut, bleibt einem oft ein Leben lang erhalten. Meine Brüder haben mit vierzehn Bücher gelesen. Ich hingegen habe meine ersten fünftausend Pfund verdient.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich würde jeden einzelnen Penny, den ich habe, dafür geben, mit ihnen da unten stehen und plaudern zu können.“
    „Du bist fortgegangen, weil deine Schwester gestorben ist, Ash.“ Margaret sah ihn an und tippte sich mit dem Finger an die Lippen. „Würdest du wirklich das Leben deiner Brüder aufs Spiel setzen, um mit ihnen befreundet zu sein?“
    „Nein.“ Verdammt. „Niemals.“
    Sie neigte den Kopf, und er akzeptierte es als schlichtes Urteil. Du hast deine Wahl getroffen. Und nun hör auf, deswegen herumzujammern.
    Wie wahr. Genug von diesem unsinnigen Geschwätz. „Jüngere Brüder machen mich immer rührselig“, sagte er zu seiner Entschuldigung. „Sie sind wie kleine Gefühlsspeicher. Man sieht sie an und erinnert sich daran, wie hilflos sie einmal waren.“
    Doch Margaret schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du stellst dein Licht unter den Scheffel. Möglich, dass du mit deinen Brüdern nicht über Bücher reden kannst. Doch du kannst mit ihnen reden. Ich glaube nicht, dass sie dich verachten.“
    „Aber sie sind gebildet.“
    Sie drehte den Kopf zur Seite und sah ihn an.
    „Ich kann doch auch mit Mark reden, obwohl ich nie in Oxford war.“
    „Bei dir ist es anders. Du kannst …“
    Sie sah ihn an.
    „Du kannst lesen.“ Und dann wandte er den Blick ab, damit seine eigene Scham nicht in ihren Augen gespiegelt wurde.
    Sie schwieg. Er hätte sich gewünscht, dass sie Einwände erhob und ihm erklärte, dass er die Kluft überbrücken könnte. Aber sie würde ihn nicht anlügen. Er war ja ungebildet. Er konnte ja nicht lesen. Und auch wenn es in der Geschäftswelt nicht den geringsten Unterschied machte, musste sie doch erkennen, welch unüberwindliches Hindernis dieser Umstand zwischen ihm und seinen Brüdern darstellte. Er drückte ihre Hand, die immer noch in der seinen lag. Er würde sie nicht loslassen – nicht einmal jetzt, wo sie erkannt haben musste, wer er wirklich war.
    Sie rieb ihm mit dem Daumen über die Finger. Nur eine kleine Liebkosung, aber dennoch eine Liebkosung.
    „Als ich dich kennengelernt habe“, sagte sie leise, „hatte ich die Fähigkeit verloren, in den Spiegel zu blicken und dort jemanden zu sehen, der etwas wert ist.“
    Sie wiederholte die Liebkosung, und er schloss die Augen.
    „Und dann hast du mich angesehen und mir gesagt, dass ich wichtig

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