Historical Gold Band 251
war, hatte Smite diese Angewohnheit nie mehr abgelegt. Zumindest nicht in den Jahren, die er bei Ash gewohnt hatte. Smite vergaß einfach nichts, nicht das, was ihm zugestoßen war, was immer es auch sein mochte, und anscheinend auch nicht, dass Ash schuld an der ganzen Geschichte war.
Vielleicht war das der Grund, warum sein Bruder ihn mit Ausreden abwimmelte, als er ihn nach Parford Manor einlud. Als Mark ihn zu sich gebeten hatte, hatte er offenbar sofort alles stehen und liegen lassen und war zu ihm geeilt.
Seine Brüder hatten nun die Kunst hinter sich gelassen und diskutierten irgendein philosophisches Traktat, das kürzlich unter großem Aufsehen veröffentlich worden war. Ash hatte es natürlich nicht gelesen. Er hatte nicht einmal davon gehört. Neben seinen Brüdern kam er sich völlig geistlos und unwissend vor. Er hatte mit vierzehn versucht, ein Vermögen zu verdienen, damit seine Brüder die lateinische Deklination lernen konnten. Es war ihm gelungen.
Aber er hatte nicht gewusst, dass er sich dadurch alle Möglichkeiten verbaute, je wieder ein sinnvolles Gespräch mit den beiden zu führen. Mark und Smite verbanden tausend gemeinsame Erlebnisse, angefangen von den geheimen Ereignissen in den Jahren, da Ash weg war, bis zu ihrem Studium. Und Ash würde nie irgendetwas von alledem mit ihnen teilen können.
„Möchtest du etwas essen?“, fragte er. „Die Köchin hier serviert köstliche Brötchen zum Tee. Ich könnte nach welchen klingeln.“
Seine Brüder drehten sich zu ihm um, als wären sie überrascht, dass Ash noch da war.
„Ich habe stundenlang in der Kutsche gesessen“, erwiderte Smite. „Und jetzt wieder herumzusitzen ist das Letzte, was ich möchte. Außerdem habe ich keinen Hunger.“
Ash versuchte es noch einmal. „Na gut. Unten am Flussufer gibt es einen hübschen Weg. Wenn du Lust hast, können wir uns dort ein bisschen die Beine vertreten …?“
Smite drehte sich zu Mark um und sah ihn groß an.
„Nein“, sagte Mark sanft. „Ich glaube nicht, dass wir jetzt am Fluss spazieren gehen.“
Es war dieselbe Ablehnung, die ihm von seinem Bruder immer entgegenschlug. Smite hatte ihm nie Vorwürfe gemacht, doch er lehnte jedes Geschenk ab, das Ash ihm zu Füßen legte, wies jeden Versuch ab, mit ihm Kameradschaft zu schließen. Selbst der sanfteste Schlag ins Gesicht tat irgendwann einmal weh, wenn man ihn nur oft genug wiederholte. Und dieser spezielle Schlag war noch nicht einmal besonders sanft gewesen.
Sie versuchten, ihn loszuwerden. Ash spürte, wie sich seine Brust zusammenschnürte, spürte diese Distanz zwischen ihm und seinen Brüdern.
Es tut mir leid, dass ich weggegangen bin. Was immer euch da draußen passiert ist, es tut mir leid. Es tut mir leid, dass es nichts gibt, was uns wenigstens so weit zusammenschweißt, dass wir nach außen hin wie Freunde wirken. Es tut mir leid, Smite. Aber er brachte die Worte nicht über die Lippen.
„Na gut“, sagte er schließlich, „dann lasse ich euch beide allein. Ich habe zu arbeiten.“
Er wandte ihnen den Rücken zu. Im Moment waren sogar die Bücher, die in der Bibliothek auf ihn warteten, verlockender als eine weitere Zurückweisung.
13. KAPITEL
A sh bot die Tintenwüste, die ihm auf den Seiten des Buchs begegnete, wenig Trost. Die breite Verandatür der Bibliothek ging auf den Garten hinaus, wo sich seine Brüder aufhielten. Es war so heiß, dass die Fenster offen standen. Die Brise, die zum Fenster hereinwehte, hätte kühl und angenehm sein sollen. Stattdessen trug sie das leise Gelächter seiner Brüder heran – ein Spaß, den er nicht teilen durfte, in Worte gekleidet, die er nicht hören konnte.
Er trat ans Fenster und sah hinaus, mit dem unangenehmen Gefühl, an einem Grind zu kratzen, obwohl er doch genau wusste, dass man eine Wunde am besten in Ruhe abheilen ließ, wenn man vermeiden wollte, dass sie eiterte. Doch er konnte nicht anders.
Mark wies auf verschiedene Besonderheiten des Gartens hin, während Smite sich aufmerksam umsah. Ash fühlte sich, als wäre er ihr Vater, der altersgebeugt und mit weißem Bart am Fenster stand, und nicht ihr Bruder, nur wenige Jahre älter als sie. Fest umklammerte er den Fensterrahmen.
„Ash?“
Als er ihre ruhige Stimme hörte, drehte er sich um. Margaret stand im Türrahmen und runzelte besorgt die Stirn. Er hatte sie tagelang nicht gesehen. Eigentlich glaubte er, dass sie ihm aus dem Weg ging.
Sie war gekleidet wie immer – in ein loses Kleid aus dunkelgrauem
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