Historical Gold Band 261 (German Edition)
Aldridge Park geflohen war, hatte sie zu Gott gebetet wie schon seit Jahren nicht mehr. Sie hatte ihn angefleht, ihr zu helfen, ihren Sohn zu retten, und in seiner Weisheit hatte er ihr Reese geschickt. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, vieles an ihrem Sohn und seinem Vater wiedergutzumachen, ihr eine Gelegenheit geboten, das Glück zu finden, das sie nicht mehr empfunden hatte, seit sie Reese vor so vielen Jahren verloren hatte.
Elizabeths Kehle brannte. Sie neigte den Kopf und begann zu beten, bat wieder Gott um Rat, bat ihn, ihr zu helfen, einen Weg durch das Chaos zu finden, das sie in ihrem Leben angerichtet hatte, einen Weg zurück zu Reese.
Ein Schluchzen stieg in ihr auf, und Tränen liefen ihr über die Wange. Ach, sie liebte ihn so sehr!
Sie wusste nicht genau, wie lange sie dort gekniet hatte, aber als sie aufstand, taten ihr die Knie weh, und der Spitzenschal, den sie trug, war ihr von den Schultern geglitten. Ihre Wangen waren nass von Tränen, und ihr Herz war gebrochen. Und doch konnte sie die Hoffnung nicht ganz aufgeben. Sie liebte Reese, und vielleicht würde sie mit der Zeit einen Weg finden, dass auch er wieder an ihre Liebe glauben konnte.
Als sie sich umdrehte, um hinauszugehen, sah sie, wie jemand die Kapelle verließ. Einer der Wachmänner, davon war sie überzeugt.
Reese war noch immer wachsam. Er traute Mason nicht, obwohl sie am nächsten Tag als Familie nach London fahren würden, um Reeses Anwalt zu treffen und das Verfahren einzuleiten, durch das Jared auf den Titel der Aldridges verzichtete. Sie hatte Reese überzeugt, für die nächsten Wochen ein möbliertes Stadthaus zu mieten, denn die Fahrten nach Holiday House und wieder zurück waren ermüdend, und sie wussten nicht, wie lange das Verfahren dauern und ob das Gericht ihrer Bitte überhaupt entsprechen würde.
In der Zwischenzeit, bis Mason der Earl geworden war, würde Elizabeth genauso aufpassen wie Reese.
Und sie würde weiterhin hoffen.
Bitte, lieber Gott, mach, dass er mich wieder liebt, betete sie im Stillen, während sie die Kapelle verließ.
23. KAPITEL
R eese ging fort von der kleinen Kapelle. Das Herz war ihm jetzt noch schwerer. Er hatte mit Elizabeth über die bevorstehende Reise nach London sprechen wollen. Oder vielleicht hatte er sie auch einfach nur sehen wollen. Dann hatte er sie dort in der Kapelle entdeckt, auf den Knien und betend. Er hatte respektiert, dass sie offensichtlich allein sein wollte, und sie nicht gestört.
Reese dachte an all die Jahre, in denen sie ihm den Sohn vorenthalten hatte, und fragte sich, ob sie wohl darum betete, dass Gott ihr verzeihen möge, obwohl er allmählich zu dem Schluss gekommen war, dass es Strafe genug gewesen sein musste, mit Aldridge zu leben und seine Misshandlungen zu ertragen.
Doch so wollte er nicht denken. Er wollte weiterhin zornig sein. Er wollte sich schützen und auf keinen Fall der Anziehungskraft beugen, die von ihr ausging. Wieder und wieder erinnerte er sich daran, wie sie ihn vor acht Jahren betrogen hatte, dass sie ihm nichts von seinem Sohn gesagt hatte, an die Hölle, die er durchlitten hatte, weil er sie liebte. Wieder und wieder sagte er sich, dass er es sich nicht erlauben konnte, ihr zu vertrauen.
Als er zum Stall ging, um nach seinem Sohn zu sehen, arbeitete er hart daran, seinem Zorn neue Nahrung zu geben, der nur unter der Oberfläche lauerte, aber es fiel ihm immer schwerer.
Als er Jared auf dem Reitplatz sah, wo der mit seinem Reitlehrer Mr Hobbs hart trainierte, blieb Reese einen Moment lang stehen, nur um den Jungen zu beobachten. Das Kind saß auf dem kleinen grauen Pony, lauschte den Anweisungen des Lehrers und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
Reese wurde es warm ums Herz. Jared war sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut. Gott hatte ihm das Kind geschenkt, das er sich immer gewünscht hatte. Und jetzt sah auch er sie, die Ähnlichkeit, die er schon längst hätte bemerken müssen. Die vertraute Art und Weise, wie sich die Brauen des Jungen über den Augen wölbten, die kleine Vertiefung im Kinn, die Linie seines Mundes.
Aber Elizabeths Behauptung, der Junge sei Aldridges Sohn, hatte ihn blind gemacht. Und er war sicher gewesen, dass er in jener Nacht vorsichtig genug gewesen war.
Tatsächlich konnte er keineswegs sicher sein. Er war ein Neuling in Sachen Liebe gewesen und nicht einmal ganz sicher, was er zu tun hatte.
Er blickte hinüber zu dem Kind auf dem Reitplatz. Jared war ein Naturtalent, genau wie Reese es
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