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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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Klippen.“
    „Oh, grundgütiger Himmel“, murmelte sie und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Sie raffte ihre Röcke und lief, so schnell sie konnte. Als sie schließlich die Felsen, die zur See hin schroff abfielen, erreichte, erblickte sie weit unten Bethanys roten Haarschopf.
    „Was sollen wir bloß tun?“, rief Miss Winifred verzweifelt aus. Sie rang die Hände und lief ein paar Mal ruhelos hin und her, bevor sie sich schließlich an die neunjährige Ambrosia wandte. „Beeil dich, Kind, und hol Newton Findlay. Er wird wissen, wie wir Bethany retten können.“
    Ambrosia tat, wie ihr geheißen, und kehrte nach kurzer Zeit mit dem alten Seemann zurück. Newt hatte vor vielen Jahren bei einem Zusammentreffen mit einem Hai ein Bein verloren. Damit war für ihn die Seefahrerei an Bord der Undaunted , welche dem Vater der Kinder gehörte, beendet gewesen. Seitdem verrichtete er im Dienste der Lamberts alle möglichen Arbeiten, ärgerte mit Vorliebe die Haushälterin und war allen Bewohnern von Mary Castle ein geliebter und unentbehrlicher Ansprechpartner in allen Lebenslagen geworden.
    „Schau nur, Newt.“ Winnie wies mit zitternder Hand nach unten auf die leblose Gestalt auf einem Felsvorsprung. „Es ist Bethany.“
    „Ja, das sehe ich.“ Ohne weitere Umstände befestigte er ein dickes Seil an einem Baum und begann dann mit dem gefährlichen Abstieg. Dieser wurde noch erschwert durch die Tatsache, dass Newton als Ersatz für das verlorene Bein einen hölzernen Pflock benutzte.
    Unten angekommen, beugte er sich über das kleine Mädchen. „Sie lebt“, rief er schließlich nach oben. „Sie hat wohl nur das Bewusstsein verloren.“
    „Dem Himmel sei Dank!“ Die arme Winifred Mellon ließ sich zu Boden sinken und begann herzzerreißend zu schluchzen, während die drei anderen Lambert-Kinder vor Freude über die Rettung ihrer Schwester anfingen, zu tanzen und zu johlen.
    Eine kleine Ewigkeit schien vergangen zu sein, bevor Newton und das kleine Mädchen schließlich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten.
    „Winnie!“ Bethany lief zu ihrer Kinderfrau und musterte sie aufmerksam. „Weinst du etwa? Warum denn?“
    „Weinen? Nichts liegt mir ferner!“ Winnie trocknete sich die Augen mit einem blütenweißen Tuch. „Aber du wirst in Kürze Tränen vergießen. Sag mir, wieso du dort hinuntergefallen bist.“
    „Ich wollte fliegen. Ich hatte die Seevögel dabei beobachtet, wie sie zwischen den Klippen und Felsen auftauchten und verschwanden und immer wieder auftauchten. Ich wollte einfach sehen, ob ich ihnen nicht Gesellschaft leisten kann.“
    „Ihnen Gesellschaft leisten“, wiederholte Winnie ungläubig und wechselte einen kurzen Blick mit Newton, der nur die Augen verdrehte. Nachdem ihre Angst abgeklungen war, verspürte Miss Mellon ein noch stärkeres Gefühl, das nur sehr selten bei ihr zum Vorschein kam. Sie wurde in der Tat kaum jemals wirklich wütend. Doch wenn es so weit war, erschienen zwei leuchtend rote Flecken auf ihren Wangen, und ihre sanften blauen Augen schienen Blitze zu versprühen.
    „Dieses Mal bist du zu weit gegangen, Bethany“, erklärte sie streng. „Du wirst dich auf der Stelle in deine Kammer begeben und dort all die Gründe niederschreiben, aus denen Menschen nicht fliegen können. Dann wirst du mir das Ergebnis deiner Arbeit zeigen, und ich entscheide sodann, welche weiteren Strafen du zu erwarten hast.“
    „Ich soll bestraft werden dafür, dass ich versucht habe zu fliegen?“
    „Nein, dafür nicht. Aber für diese wilde, ungebärdige Ader in dir, junge Dame. Wenn deinem ungestümen Wesen nicht in der Jugend Einhalt geboten wird, könnte sich deine Veranlagung als ernstes Entwicklungshindernis auf dem Weg zu einer wahren Lady erweisen.“
    Bethany schielte Hilfe suchend zu Newton hinüber, doch dieser zeigte keinerlei Regung. Vielmehr machte er sich daran, das Seil aufzuwickeln und alsdann zum Haus zurückzugehen.
    „Newt, das ist nicht fair“, rief sie und lief hinter ihm her. Ihre Stimme war hoch und schrill vor kindlicher Empörung. „Ich habe doch nichts verkehrt gemacht, oder?“
    Newton wählte seine Worte mit Bedacht. „Mir scheint, dass Miss Mellon in gewisser Weise durchaus recht hat. Du hast keine Flügel, meine Kleine.“
    „Nein, aber ich könnte mir welche basteln aus … Zweigen.“ Hoffnungsvoll schaute Bethany zu einem besonders hohen und schönen Baum hinüber.
    „Ja, das könntest du tun. Und wahrscheinlich würdest du wieder

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