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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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die einst hier gelebt hatten. Im Vorbeigehen erkannte Bethany in den Gesichtern eine hochmütige Geisteshaltung und brütende Blicke, die zweifelsohne auch den gegenwärtigen Herrn von Penhollow Abbey prägten.
    Der Diener blieb vor einer geschlossenen zweiflügeligen Tür stehen, klopfte einmal kurz an und öffnete die Tür fast im gleichen Moment. „Miss Lambert ist hier, Eure Lordschaft.“
    „Danke, Huntley. Führe sie herein.“
    Bei ihrem Eintreten hörte Bethany ein tiefes, bösartiges Knurren, bei dem sie erschrak. Dann herrschte Stille.
    Es dauerte einen Moment, bis sich Bethany an die Düsterkeit in dem Raum gewohnt hatte. Die schweren Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen. Auf dem Kaminsims brannten keine Kerzen. Außer der Glut in der Feuerstelle und einer einzigen flackernden Kerze gab es kein Licht.
    Endlich konnte Bethany etwas erkennen. Nicht weit von ihr entfernt stand ein Hund, der große Ähnlichkeit mit einem Wolf aufwies. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte er jede ihrer Bewegungen.
    Kane Preston saß hinter einem Schreibtisch. Auf den ersten Blick wirkte er traurig oder vielmehr wie von großen Sorgen gequält. Doch dieser Eindruck verschwand, sowie er Bethany erblickte. Kühl musterte er sie.
    „Willkommen in Penhollow Abbey, Miss Lambert.“ Seine Stimme klang voll und dunkel und ein wenig gelangweilt.
    „Vielen Dank, Eure Lordschaft.“
    „Mistress Snow soll Tee und Gebäck heraufbringen“, wies er seinen Diener an, der sich verneigte und sogleich den Raum verließ.
    „Bitte, Miss Lambert, nehmen Sie Platz.“ Er deutete auf einen Stuhl mit hoher Lehne, und Bethany fiel auf, dass er sich zur Begrüßung weder erhoben noch ihr die Hand zum Gruß gereicht hatte.
    Während sie den ihr zugewiesenen Platz einnahm, fiel ihr ein, dass Edwina ihn als den jungen Earl bezeichnet hatte. Wenn also nicht das Alter für seine scheinbare Unbeweglichkeit verantwortlich war, so litt er vielleicht unter einem Gebrechen.
    „Ich war sehr überrascht, Ihre Nachricht zu erhalten, Mylord“, begann sie das Gespräch.
    „So? Warum das?“
    „Weil Sie sich geweigert hatten, Newton Findlay zu empfangen.“
    „Ach ja, der Seemann.“
    „Der Seemann ist ein alter, sehr guter Freund, der schon mit meinem Großvater und Vater zur See fuhr, bis er bei einem Kampf mit einem Hai ein Bein verlor. Seitdem arbeitet er für uns in Mary Castle.“
    „Mary Castle?“
    „Mein Vater benannte das Haus nach meiner Mutter. Gestern erst war Newton hier mit einer Nachricht von uns, in der wir anfragten, ob wir von Ihnen Holz kaufen könnten, um damit unser Schiff instand zu setzen.“
    „Ich ahnte ja nicht, dass der Matrose für Ihre Familie tätig ist.“
    „Das hätten Sie leicht in Erfahrung bringen können, wenn Sie ihm die Höflichkeit erwiesen hätten, ihn zu empfangen.“
    Kane runzelte die Stirn. „Wollen Sie mich etwa dafür schelten, Miss Lambert?“
    Zu spät fiel Bethany Newtons Warnung ein, sie solle ihr loses Mundwerk im Zaum halten. Die Worte waren bereits gesprochen. Jetzt musste sie irgendwie die Sache zum Ende bringen.
    „In gewisser Weise, ja“, erwiderte sie. „Es sollte nicht von Bedeutung sein, ob ein Besucher eine bedeutende Person ist oder ein einfacher Bewohner Cornwalls. Jeder Mensch ist einen Augenblick Ihrer Aufmerksamkeit wert, Mylord.“
    Eine Weile, die Bethany vorkam wie eine Ewigkeit, sah er sie schweigend an. Schließlich senkte er den Blick auf das vor ihm liegende geöffnete Wirtschaftsbuch. Während Bethany gespannt auf eine Antwort seinerseits wartete, schrieb er fein säuberlich Zahlen in die dafür vorgesehenen Spalten.
    Sie hatte Gelegenheit, Kane Preston eingehend zu betrachten. Sein Gesicht trug einen hochmütigen, aristokratischen Ausdruck. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn, seine Lippen waren voll und schön geschwungen. Am beeindruckendsten jedoch fand Bethany seine Augen. Wann immer er aufschaute, schien er sie wie magisch anzuziehen.
    Je länger der Lord sich den Zahlenreihen widmete, desto unruhiger wurde Bethany. Unterwarf er sie irgendeiner Art Prüfung? Wollte er sie herausfordern? Oder war sie ihm so unwichtig, dass er sie schlichtweg vergessen hatte?
    Das schier endlose Schweigen wurde zum Glück unterbrochen, als Huntley nach kurzem Anklopfen mit einem silbernen Tablett hereinkam, das er auf ein Tischchen neben dem Schreibtisch stellte. „Soll ich einschenken, Eure Lordschaft?“
    „Nein, Huntley. Lass nur. Wir kümmern uns gleich selbst

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