HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
darum.“
Sowie der Butler verschwunden war, beugte sich der Herr des Hauses abermals über seine Bücher. Es mochten wohl zehn Minuten vergangen sein, als er aufschaute und fragte: „Tee, Miss Lambert?“
„Ja, gern.“
Er deutete auf das Tablett. „Hätten Sie etwas dagegen, uns beiden einzuschenken?“
Bethany war froh, etwas zu tun zu haben. Alles schien ihr erträglicher zu sein, als hier in völliger Stille zu verharren, die nur durch das gelegentliche Knistern eines Holzscheits in der Feuerstelle unterbrochen wurde.
Als sie Kane die gefüllte Tasse reichen wollte, stieß der Hund ein warnendes Knurren aus, und sie zuckte zurück.
„Ruhig, Storm, es ist alles in Ordnung.“ Beim Klang der Stimme seines Herrn beruhigte sich der Hund und legte sich wieder hin.
„Ist Storm ein Wolf?“, wollte Bethany wissen.
„Seine Herkunft ist unbekannt. Er ist ein Mischling. Aber nach seinem Aussehen zu urteilen, fließt sehr viel Wolfsblut in seinen Adern.“
Sie reichte ihm die Teetasse. Dabei berührten sich ihre Finger, und Bethany spürte eine unerwartete Hitzewelle in sich aufsteigen. Es kostete sie viel Kraft, ihre Hand so ruhig zu halten, dass sie nichts von dem Tee verschüttete.
„Vielleicht …“ Sie drehte sich um, denn sie hatte das Bedürfnis, etwas Abstand zu Kane Preston zu schaffen. „Sollten wir jetzt vielleicht zu dem geschäftlichen Teil unseres Treffens kommen?“
„Ja, das sollten wir vielleicht tun.“
Er setzte seine Tasse ab und verschränkte die Finger. Dabei beobachtete er Bethany, die sich auf der anderen Seite des Schreibtischs auf einen Stuhl gesetzt hatte, wie eine Katze, die mit einer Maus spielt.
„Sie kamen hierher, um über die Möglichkeit zu sprechen, Holz zu kaufen. Ich habe über Ihr Ansinnen nachgedacht und glaube, dass ich Ihnen helfen kann. Aber dafür werde ich einen Preis nennen.“
Bethany spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Welchen Preis er auch immer fordern würde, sie würde eine Möglichkeit finden, ihn zu bezahlen. Und zwar zum Wohl ihrer Familie. „Was verlangen Sie, Mylord?“
„Meine Bedingungen lauten folgendermaßen, Miss Lambert. Als Erstes erwarte ich, dass Sie die Waldarbeiter zu meinem Anwesen begleiten, solange die Arbeiten andauern, und zwar meine ich mit Anwesen dieses Haus hier.“
„Und aus welchem Grund, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Bethany einigermaßen überrascht.
Sein Gesichtsausdruck blieb hart und unnahbar. „Ich brauche keine Begründung abzugeben, Miss Lambert. Schließlich bin ich der Earl of Alsmeeth.“
Unvermittelt stieg Wut in ihr auf. Welch maßlose Überheblichkeit! Ihr Tonfall war schneidend, als sie sich erkundigte: „Was soll ich hier tun?“
„Sie werden mir hier in meiner Bibliothek Gesellschaft leisten. Gelegentlich dürfen Sie durch das Haus streifen und die Umgebung erkunden. Meine zweite Bedingung lautet, dass ich an Bord der Undaunted fahren will, wenn die Ausbesserungsarbeiten abgeschlossen sind. Und ich wünsche, dass Sie mich auf jener Reise begleiten.“
Seine Forderungen waren so ungewöhnlich und unerwartet, dass Bethany nur mit Mühe einen klaren Gedanken fassen konnte. „Das … das ist unmöglich.“
„Warum? Wollen Sie etwa behaupten, dass Sie nicht segeln, Miss Lambert?“
„Doch, selbstverständlich. Schließlich stamme ich ja aus einer Seefahrerfamilie. Doch ich muss Sie darauf aufmerksam machen, Mylord“, sie atmete tief durch, „dass die Undaunted ein Frachtschiff ist, kein Vergnügungsschiff.“
„Wenn mir der Sinn nach einem Vergnügungsschiff stünde, würde ich mir eines besorgen“, entgegnete er. „Um es unmissverständlich auszudrücken: Ich will auf Ihrem Schiff segeln.“
Misstrauisch kniff Bethany die Augen zusammen. „Warum möchten Sie das?“
„Abermals darf ich Sie daran erinnern, dass ich Ihnen keine Gründe nennen muss. Es reicht, dass ich einen solchen Wunsch verspüre.“
Bethany blickte auf ihre Tasse. „Ich habe keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat. Ich kam nur hierher, um Bauholz zu kaufen.“
„Und ich bin bereit, es Ihnen zu überlassen.“ Seine tiefe, warme Stimme verursachte Bethany einen wohligen Schauer. „Falls Ihnen mein Preis zu hoch erscheint, darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich weit und breit der Einzige in Cornwall bin, der das hat, was Sie dringend brauchen.“
„Sie fordern zu viel, Mylord.“
„Aber, aber, verehrte Miss Lambert. Ich finde, dass ich eher zu wenig verlange. Die Bäume, die Sie zu
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